Salzburgs Verbandspräsident Hübel: 'Wir sind nicht Barcelona, wir sind auch nicht der DFB'

Der Salzburger Landesfußballverbandspräsident Herbert Hübel hat gegen eine Vertragsverlängerung von Willi Ruttensteiner gestimmt. Warum eigentlich? 90minuten.at hat nachgefragt. Das Gespräch führte Gerald Gossmann   90minuten.at: Sie haben als einziger

herbert_huebelDer Salzburger Landesfußballverbandspräsident Herbert Hübel hat gegen eine Vertragsverlängerung von Willi Ruttensteiner gestimmt. Warum eigentlich? 90minuten.at hat nachgefragt.

Das Gespräch führte Gerald Gossmann

 

90minuten.at: Sie haben als einziger Stimmberechtigter gegen die Vertragsverlängerung von Willi Ruttensteiner gestimmt. Warum?

Herbert Hübel: Ich vertrete mit meiner Stimme nicht mich alleine, sondern die Region West mit Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Und wir waren der Ansicht, dass vielleicht ein Hearing angebracht gewesen wäre, um auch andere Ideen zu hören und man nicht automatisch gleich verlängert.


Das hört sich so an, als wären Sie nicht ganz zufrieden mit der Arbeit von Willi Ruttensteiner.

Der Willi Ruttensteiner ist sicherlich kein schlechter Mann. Aber oft ist ein bisschen weniger auch mehr. Ich finde, dass die Landesverbände mehr gefördert werden sollten. Man hätte drei Kandidaten einladen können, die ihre Konzepte präsentieren.


Hätten Sie Kandidaten im Auge gehabt, die Sie eingeladen hätten?

Auch wenn es konkrete Kandidaten gäbe, würde ich es ihnen nicht sagen. Aber wir unterliegen demokratischen Spielregeln und nachdem so entscheiden worden ist, werden wir an einem Strang weiterziehen.


Haben Sie den Eindruck, dass der Einfluss der Landesverbandspräsidenten in den letzten Monaten abgenommen hat?

Wie kommen Sie auf die Frage? Man überschätzt unsere Möglichkeiten. Der Einfluss ist nahezu gleich geblieben.


Man hatte jedenfalls den Eindruck, dass die Landesverbandspräsidenten bei der Teamchefbestellung nicht so involviert waren wie noch in der Vergangenheit.

Das will ich lieber nicht kommentieren.


Was würden Sie sich von Willi Ruttensteiner in seinem Aufgabenbereich erwarten?

Ich würde mir wünschen, dass man Dinge realistischer sieht, die auch machbar sind und nicht nur Dinge vorgibt – die vielleicht nicht unrichtig sind – die aber unter dem Strich nicht umsetzbar sind.



„Alles ein bisserl einfacher, da ist nichts Falsches dabei“

 

Was wäre das zum Beispiel?

Es heißt: Die besten Trainer sollen in den Nachwuchs. Aber ich kann in kleinen Salzburger oder Tiroler Gemeinden nicht Kriterien einführen, die einen UEFA-Lizenzierten oder B-Lizenzierten Trainer vorschreiben, weil ich dort keinen finde und das auch keiner zahlen kann. Dort muss ich froh sein, wenn ich einen Vater habe, der mit den Kindern Fußball üben geht. Ich würde mir wünschen, dass man mehr auf die Bedürfnisse der Regionen eingeht. Es gibt nicht nur die Spitze im Fußball sondern auch die Breite. Ich kann die Vereine, die das ja alles umsetzen müssen, nicht überfordern. Es werden Sachen vorgegeben, die in der Praxis zu viel sind. In manchen Dingen sollten wir zu den Wurzeln zurückkommen. Alles ein bisserl einfacher, da ist nichts Falsches dabei. Wir sind nicht Barcelona. Wir sind auch nicht der DFB.


Das heißt weniger hohe Theorie, sondern mehr Praxis, entnehme ich ihren Worten.

Ja. Fußballspielen. Freude dran haben. Freilich Technik, freilich ausbilden, gar keine Frage. Aber ich für meinen Teil – und der Westen sieht das allgemein so – finde, dass wir hier zum Teil überreguliert sind. Schauen Sie sich die Kriterien im Forderungskatalog für Landesausbildungszentren einmal an. Das legen sie einmal jemand hin und einfache Menschen sollen das erfüllen. Natürlich braucht man gute Trainer und eine medizinische Betreuung, gar keine Frage, aber nicht so viel Herrschaften. Bei aller Freude, wenn wir viele Nationalspieler erzeugen, ich freue mich aber genauso wenn Kinder die Schule schaffen.


Aber es gibt doch klare Tendenzen, die der Arbeit von Willi Ruttensteiner kein schlechtes Zeugnis ausstellen. Es wechseln immer mehr österreichische Spieler ins Ausland.

Ich bin kein Trainer, aber ich schaue auf die Tabellen. Und wenn ich auf die U21-Nationalmannschaft schaue, bin ich nicht sehr glücklich. Ich weiß nicht woran das liegt. Aber wenn ich sehe, dass wir hinter Bulgarien und grad noch vor Luxemburg sind, muss ich sagen, dass ich als Vertreter des Sports damit nicht zufrieden sein kann. Wir erzeugen sehr viele Spieler, aber die spielen nicht kampfmäßig.


Im A-Team gibt es einen Haufen an Spielern die spielen, sogar Leistungsträger ihrer Mannschaften sind.

Da ist der Eindruck sehr gut. Ich hoffe, dass wir uns für die WM qualifzieren. Aber es wäre irreal zu glauben, dass man Deutschland, Schweden und Irland hinter sich lässt. Man muss schon am Boden der Realität bleiben. Die letzten Spiele waren sehr positiv, ich hoffe es geht so weiter. Auch wenn am Ende an Toren und Punkten gemessen wird.



„Den Marcel Koller kann man herzeigen, er hat Manieren“

 

Waren Sie von Marcel Koller gleich überzeugt?

Ich habe am Anfang zu wenig gewusst über ihn, aber der Eindruck den ich jetzt gewonnen habe ist durchaus gut. Er ist sympathisch, aufgeschlossen, man kann ihn herzeigen, er hat Manieren und er wirkt sehr akribisch. Ich habe keinen schlechten Eindruck und man sollte den Mann einmal arbeiten lassen. Der Weg scheint mir richtig, aber abgerechnet wird am Schluss.


Was denken Sie ist entscheidend dafür, um im modernen Fußball Erfolg zu haben?

Wenn ich das wüsste, würde ich es patentieren lassen. Aber aus meiner Sicht wäre wichtig, dass wir Österreicher wieder stolzer auf unser Team sind. Dass wir das Team würdigen. Mir gefallen die Fans der Iren. Wir sind ein kleines Land und wir sollten, auch wenn wir verlieren, zum Team helfen. Ich würde mir einen anderen Nationalgeist wünschen, der kann Berge versetzen.


Hat es Sie gestört, dass der ÖFB ihre Stimme gegen Ruttensteiner öffentlich gemacht hat?

Ich stehe dafür, dass ich sage was ich denke. Wir haben ja keine Diktatur. Und nur weil ich nicht dafür bin, ist ja keiner böse.

 

Danke für das Gespräch.

 

g.gossmann@90minuten.at

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