Wer will Junuzovic? Ein Wunsch als Herausforderung

Herbert Prohaska predigt jungen Spielern, erst dann ins Ausland zu wechseln, wenn sie in Österreich Leistungsträger sind. Zlatko Junuzovic folgte und hat genau deshalb Probleme im Ausland unterzukommen. von Gerald Gossmann   Transferzeit um Transferzeit

logo_qualitaetsjournalismusHerbert Prohaska predigt jungen Spielern, erst dann ins Ausland zu wechseln, wenn sie in Österreich Leistungsträger sind. Zlatko Junuzovic folgte und hat genau deshalb Probleme im Ausland unterzukommen.

von Gerald Gossmann

 

Transferzeit um Transferzeit dasselbe Spiel. Wechselt Zlatko Junuzovic ins Ausland? Nimmt ein Klub für ihn Geld in die Hand? Jede Transferzeit dieselbe Antwort: Nein. Wenn Junuzovic Glück hat, kommt er nach Ablauf seines Vertrages ablösefrei in Deutschland unter. Wenn es besonders gut läuft, entschädigt ein Klub die Austria noch im Winter mit einer kleinen Ablöse. Wenn Junuzovic Pech hat, wird er dann zur Kaderergänzung bei einem  deutschen Mittelständler, der eben verpflichtet wurde, weil er halt nichts kostete.

 

Ginge es nach Herbert Prohaska, müsste sich Junuzovic der Anfragenflut nicht erwehren können. Er ist Leistungsträger bei einem Spitzenklub in Österreich. Beste Voraussetzungen um ins Ausland zu wechseln. Im Ausland selbst sieht man die Sache aber anders.

 

Arsene Wenger erwähnte bei einem Österreich-Besuch einmal, keine Spieler über 18 zu verpflichten, weil individuell und taktisch nicht mehr formbar. Österreich gilt als taktisches Nachzüglerland. Sprich: Wer einen Spieler aus der heimischen Liga verpflichtet, kann mit ihm möglicherweise beim Einmaleins des Fußballs beginnen. Je länger ein Spieler in Österreich spielt, desto höher die Gefahr, dass sich Abläufe manifestieren. Also lieber Finger weg.

 

Gyuri Garics zum Beispiel kannte vor seinem Italien-Transfer nichts von dem, das er in Italien lernen sollte. Taktikeinheiten waren ihm fremd. Auch Christian Fuchs, Emanuel Pogatetz oder Paul Scharner lobten die Trainingseinheiten im Ausland, die sich gänzlich von jenen bei heimischen Klubs unterschieden. 

 

Rapid-Spieler erzählten nach Pacults Abgang von dessen Taktik-Abneigung, von gänzlich fehlenden Einheiten. Es dürfte demnach kein Zufall sein, dass alle ehemaligen Spieler Pacults in ernsthaften Ligen ihre Schwierigkeiten hatten oder haben. Korkmaz, Hoffer (wurde in Napoli als taktisch schlecht ausgebildet bezeichnet), Maierhofer, Phelivan, Kavlak, Kayhan. Während Spieler, die nie oder nur selten heimischer Trainingsmethodik ausgesetzt waren leichter Fuß fassen. Alaba, Arnautovic, Pogatetz, Harnik und Stranzl. Spieler wie Fuchs, der nach Jahren in Mattersburg den Sprung zu Mainz und von dort zu Schalke schaffte, bleiben die Ausnahme.

 

 

junuzovic_gepaJunuzovic: "Daxbacher lässt uns machen was wir wollen."

Zlatko Junuzovic verrät in der aktuellen Sportwoche: „Daxbacher lässt uns machen was wir wollen. Wenn etwas nicht passt, wird es aufgearbeitet, aber wir haben unsere Freiheiten. Das ist gut für das Spiel, weil du immer weißt, dass du selbst entscheiden kannst und der Trainer steht hinter dir.“ Junuzovic tätigt solche Aussagen in seiner Naivität und im Nichtwissen von professioneller Traingsmethodik. Er spielte bislang ausschließlich in Österreich. Ivanschitz, Pogatetz, Fuchs, Janko & Co. kennen bereits eine andere Fußballwelt, in der es klare Aufgabenverteilungen gibt. Tuchel und Slomka sezieren ihre Gegner, verlangen klare taktische Aufgabenerfüllung. Dazu werden Spieler verpflichtet, die gelernt haben das auch umzusetzen.

 

Hätte Junuzovic also früher den Weg ins Ausland suchen sollen? Um auch taktisch noch formbar zu sein. Herbert Prohaska rät klar davon ab. Zuerst in Österreich durchsetzen, dann ins Ausland. Philipp Prosenik, Toni Vastic, Raphael Holzhauser oder Andreas Weimann gingen trotzdem in sehr jungen Jahren den Weg zu Chelsea, Bayern, Stuttgart und Aston Villa und erhalten dort ihre Ausbildung. In den Topländern des Fußballs. Prohaska führt als Argument dagegen an, dass es schwieriger wäre bei Chelsea in die erste Mannschaft zu wachsen als bei Austria oder Rapid. Mag stimmen. Prosenik, Vastic, Holzhauser oder Weimann würden trotzdem von jedem österreichischen Bundesligaklub mit Handkuss retour genommen werden. Also warum nicht den Sprung ins Ausland riskieren, wenn die Liga ohnehin als Auffangbecken herhält?

 

Zlatko Junuzovic spielt bereits sein halbes Fußballerleben in Österreich, ist heute Leistungsträger bei einem Meisterschaftskandidaten. Das kommt der empfohlenen These des Herbert Prohaska ziemlich nahe. Jetzt soll der Moment für einen Auslandstransfer ideal sein.

 

Junuzovic aber wird die These erst untermauern müssen, dass Alaba, Harnik, Stranzl oder Arnautovic falsch lagen und Prohaska richtig.

 

Lesetipp: Auch die Kollegen von abseits.at haben zeitgliech die Situation analysiert - 5 Gründe warum Zlatko Junuzovic den baldigen Sprung ins Ausland wagen sollte (und wird)...

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