Das 1:5 des LASK gegen Wolfsberger AC ist unser Momentum am Montag.
Acht Saisonspiele hat der LASK absolviert, nur zwei davon konnten gewonnen werden. Außer Regionallist Gurten und Bundesligaschlusslicht TSV Hartberg konnten die Linzer niemand schlagen. Das wäre vielleicht nicht ganz so schlimm, hätte man FCSB besiegt und wäre in die Europa League eingezogen. Rumänien rangiert in der Fünfjahreswertung aktuell auf Platz 28, knapp vor Slowenien oder Republik Moldau und dem Kosovo. Insofern kein übermächtiger Gegner, aber die Oberösterreicher kamen nicht drüber.
Nach der Heimniederlage gegen den WAC folgte unmittelbar das, was kommen musste. Abwehrspieler Philipp Ziereis sprach vom „absoluten Tiefpunkt“, Trainer Thomas Darasz will „einige Dinge ansprechen“, ob er nach der Länderspielpause gegen den Stadtrivalen Blau-Weiß Linz noch auf der Bank sitzen wird, darf bezweifelt werden. Das tut er wohl auch selbst. Allerdings liegen die Probleme der Athletiker tiefer und wurden offensichtlich länger mit sportlichem Erfolg kompensiert.
Wozu der Riesenkader?
Sportgeschäftsführer Radovan Vujanović fiel schon in den letzten Transferzeiten mit eigentümlichen Entscheidungen auf. Der Kader wirkt aufgebläht, eine eindeutige Strategie ist schwer zu erkennen, zunächst kam online der Spott, nun hat man auch den Schaden. Der Klub, der zuletzt Dritter wurde, hat den ältesten Kader. Mit 26,1 Jahren ist man fast drei Jahre reifer als der letztjährige Vierte Rapid (23,5), Sturm (23) und Salzburg (21,7) sind deutlich jünger.
Den vielen Routiniers stehen wenige junge Spieler gegenüber und von den zahlreichen Neuzugängen spielt aktuell mit dem 22-jährigen Melayro Bogarde, der von Hoffenheim II kam, nur einer eine große Rolle. Er absolvierte bewerbsübergreifend 655 Spielminuten, ansonsten wäre da noch der von Frankfurt geliehene Hrvoje Smolčić, der auf 329 kommt. Insgesamt ein gefundenes Fressen für die gegnerischen Stürmer, was der Sonntag eindrucksvoll unter Beweis stellte. Die Entscheidungen auf dem Transfermarkt haben dann auch wirtschaftliche Auswirkungen.
Finanzielle Fragen
Der letzte Finanzbericht wies schließlich ein Minus von 3,7 Mio. nach Steuern aus. Das ist noch nicht automatisch schlimm. Aber der Strudel kann schnell Fahrt aufnehmen. Statt 4,31 Mio. Euro Startgeld in der Europa League gibt es nur 3,17 in der Conference League, zwei Spieltage weniger bedeuten weniger Chancen auf die Siegprämien. Verpasst man im Frühling die Meistergruppe, verringern sich die Chancen auf eine Europacup-Teilnahme im folgenden Jahr stark. Die alten Spieler haben wenig Wiederverkaufswert und sind zudem auch noch teuer. Und das Stadion kostet auch – frage nach bei der Austria.
Und sieht man sich die Liga an, klafft da schon eine Lücke zu den Topklubs aus Salzburg, Graz und Hütteldorf. Mit dem Ligaformat ist ein Schließen dieser Lücke schwierig. Neues Stadion, verpasste sportliche Ziele – das führt letztlich zu groben Probleme, wie man hierzulande weiß – wieder der Verweis nach Wien-Favoriten.
Mehrere PR-Desaster
Natürlich muss man dann auch über die Außendarstellung sprechen. Da fällt unweigerlich der Name Jérôme Boateng und der Umgang mit dem Sommerneuzugang. Es stellt sich zunächst einmal rein sportlich die Frage, wie ein heute 35-Jähriger, der 2022/23 nur acht Ligue 1-Spiele sowie 2023/24 lediglich sieben Serie A-Einsätze verbuchte, überhaupt helfen soll. Die Art und Weise, wie die Führungsebene den Transfer von CEO Siegmund Gruber abwärts bejubelte, verspottet die Opfer häuslicher Gewalt – Boateng wurde indes wegen vorsätzlicher einfacher Körperverletzung schuldig gesprochen, die Staatsanwaltschaft meldete Revision an.
Leider passt diese Kommunikation ins Bild. Natürlich erscheint die Diskussion rund um Dressen in Sponsorenfarben im Lichte der Causa Boateng wenig wichtig, aber offenbar schafft es Gruber und Co. auch nicht, den Fans logisch – aus deren Sicht „ehrlich“ - zu erklären, wieso BWT so viel Einfluss hat. Dass irgendwer die ganze Sache bezahlen muss, sollte klar sein; der Umgang damit ist aber ebenfalls desaströs.
Große Gefahr
Die Athletiker laufen Gefahr, viel zu verspielen. Salzburg und auch Sturm sind ohnehin in ganz anderen Sphären. Rapid wäre ohne die unsäglichen Derbyvorfälle vermutlich schon im Frühjahr 2023 am LASK dran, wenn nicht vorbei, gewesen. Diese drei Klubs verfolgen eine klare Strategie, was den Fußball und Transferaktivitäten betrifft.
Diese Herangehensweise funktioniert aktuell und der Rückstand, den der LASK mittlerweile aufgerissen hat, ist im strategischen Bereich schwerer aufzuholen als sechs Punkte in der Meisterschaft. Und mit klarer Philosophie können auch finanziell weniger gut aufgestellte Klubs sportlich besser performen.
Wenn man nun – mit oder ohne Darasz und/oder Vujanović – nicht schnell in die Spur findet, könnte es auf der Linzer Gugl sehr schnell ungemütlich werden. Und dann geht es auch ganz schnell nicht mehr nur um verlorene Punkte, sondern Grundsätzliches.