Der Abpfiff beim Spiel von Blau-Weiß Linz gegen den SK Rapid ist unser Momentum am Montag.
"Wenn der Gegner Qualität hat, dann wird das ausgenutzt, und Blau-Weiß hat uns unsere Schwächen aufgezeigt", resümierte SK Rapid-Trainer Robert Klauß nach der Niederlage bei Blau-Weiß Linz. Und weil der Übungsleiter selten um eine knackige Beschreibung der Situation verlegen ist, sprach er folgende zwei Sätze: "Wenn wir nicht bei 100 Prozent sind, dann bekommen wir den Arsch versohlt. Es lag nicht an der körperlichen Frische. Wir waren heute nicht bereit."
Nun stellt sich die Frage, wie das Team auf diesen Nackenschlag reagieren wird. Schon in Portugal schwächte just Routinier Lukas Grgic das Team, er kam früh in der Partie zu spät und flog vom Platz. Sich selbst im Weg stehen, das kommt in Wien-Penzing gefühlt auch öfters vor. Dabei hätte es nicht sein müssen. Schließlich gibt es die Möglichkeit, ein Ligaspiel zu verschieben, so wie es Red Bull Salzburg (gegen Hartberg) getan hat. So geht es mit einem Nackenschlag statt der Erinnerung an ein heroisch zu zehnt erkämpftes 1:2 ins Rückspiel.
Finanzielle Fragen
Jetzt kann man anführen, dass es für die Bullen um viel mehr geht. Das Startgeld in der Champions League beträgt 18,62 Mio. Euro, in der Europa League nur 4,31. Doch auch für die Rapidler stellen sich finanzielle Fragen. Die Conference League wirft mit 3,17 Mio. Euro noch einmal 1,14 Mio. weniger an Startgeld ab, die Punkteprämien sind mit 450.000 (Sieg) bzw. 150.000 (Unentschieden) nur geringfügig höher als eine Stufe weiter unten (400.000/133.000).
Hinzu kommt noch die geringere Anzahl an Spielen. Während in der zweiten europäischen Leistungsstufe acht Spieltage absolviert werden, sind es in der dritten Klasse nur sechs. Sprich: Zwei Möglichkeiten weniger Siegprämien abzustauben, ein lukratives Heimspiel weniger. Der einzige Vorteil, wenn man von so einem sprechen kann, ist, dass die Ligaphase der Conference League vor Weihnachten endet, in der Europa League wird am 23. und 30. Jänner auch noch gekickt.
Hat sich das ausgezahlt?
Natürlich spricht auch einiges dafür, das Spiel auszutragen. Ein Bewerbsspiel liefert immer mehr Erkenntnisse als ein paar Trainings. Und auch die Ersatzleute von Nenad Cvetkovic (Maximilian Hofmann), Isak Jansson (Louis Schaub) und Guido Burgstaller (Christopher Lang) brauchen Spielzeit. So bleibt am Ende aber wenige Tage vor dem Millionenspiel gegen Braga über, dass man "abgeschlachtet" wurde (O-Ton Keeper Niklas Hedl). Und das ist eben kein gutes Gefühl.
Niklas Held wurde von den Vorderleuten ziemlich alleine gelassen
Was gefehlt hat, wusste Klauß übrigens schon, aus seiner Sicht eben "Fokus für die entscheidenden Momente und Situationen". Was das im Detail heißt, wird er wohl intern besprechen. Dem Gegner viel Raum anzubieten, liegt nicht am Personal, sondern an mangelnder Abstimmung und dem Schließen der Räume. Und das ist auch eine Kopfsache.
Alles im Kopf
Aus Sicht eines neutralen Fußballfans, dem das Fortkommen des österreichischen Fußballs wichtig ist, ist jetzt nur zu hoffen, dass diese Abfuhr tatsächlich der willkommene Schuss vor den Bug ist, der beweist, dass man immer hundert Prozent geben muss. Das muss jetzt nur noch in alle grün-weißen Köpfe rein, sonst kostet es einige Euros für das Phrasenschwein. Schließlich soll am Ende auch mehr als nur ein paar gute Spiele zu Saisonbeginn übrig bleiben.
Trainer Klauß verstand die Wortwahl seines Keepers übrigens und fügte an, dass man das Spiel hätte gewinnen können. Ein verheißungsvoller Ausblick auf den Europacup-Herbst mit sechs (oder acht) englischen Wochen ist das nun aber nicht. Nachher ist man zwar immer gescheiter, man wird sich für die Zukunft fragen müssen, ob es sich ausgezahlt hat. Die Antwort auf die Frage ist einfach und kann erst nach dem Donnerstag beantwortet werden: Siegt Rapid gegen Braga, hat man alles richtig gemacht. Wenn nicht, dann nicht.