Geld schießt schöne Tore
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Geld schießt schöne Tore

Spanien holt sich den dritten EM-Titel bei den letzten fünf Europameisterschaften. Der Fußball kommt somit zwar nicht heim, aber dorthin, wo er quasi am besten gespielt wird.

Das Tor von Mikel Oyarzabal zum 2:1 im Finale der Euro 2024 ist unser Momentum am Montag.

So viel Talent und dann reicht es wieder nicht. England, die mit Abstand teuerste Mannschaft der Europameisterschaft 2024, bringt die PS nicht auf die Straße und muss sich auch im zweiten EM-Finale in Folge geschlagen geben. Gareth Southgate nahm seine Spieler zu oft an die Leine, hierzulande kennt man das sehr gut. Allerdings hätte es auch anders kommen können, hätte Declan Rice noch ausgeglichen.

An der grundsätzlichen Stoßrichtung dieses Beitrags ändert das aber wenig. Denn dass Kane und Co. im Finale standen, war aufgrund verschiedener Parameter genauso folgerichtig wie die spanische Finalteilnahme. Wenn die individuelle Qualität sehr hoch ist, gelingt auch ohne stringenter Taktik viel. Dieses Lied könnte man wohl auch auf Französisch singen, aber ganz anders.

Summa summarum lässt sich angesichts der Viertelfinalpaarungen festhalten, dass Geld auch auf Nationalmannschaftsebene Tore schießt. Die sechs „teuersten“ Nationen standen dort, ergänzt um die Türkei und die Schweiz; die ebendort die Segel streichen mussten. Die Premier League (rund 4 Mrd. Euro) und La Liga (rd. 2. Mrd. €) nehmen am meisten Geld aus TV-Verträgen ein und dominieren das fußballerische Geschehen des Kontinents seit vielen Jahren. Dieser Umstand lässt sich leicht beweisen.

Topnationen sind Topnationen

2008 gewann Spanien in Wien das erste zweite Turnier der Nationalmannschaftsgeschichte nach dem EM-Titel 1964, holte seitdem drei von fünf EM-Siegen. Das kommt eben nicht von ungefähr. Der internationale Fußball hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt. Maßgeblich dafür war die Einführung der Gelddruckmaschine Champions League zur Saison 1992/93 hin. Der Meistercup, der von 1955/56 an ausgespielt wurde, war allerdings stets eine Angelegenheit für die Nationen mit den größten Möglichkeiten.

Von 37 Spielzeiten endeten 26 mit Triumphen der großen Nationen, zählt man die Niederlande und Portugal auch dazu, konnten mit Celtic (1966/67), Steaua Bukarest (1985/86) und Roter Stern Belgrad (1990/91) nur drei Außenseiter gewinnen, dazu kommen noch jene Titelgewinne von heutzutage knapp nicht Topnationen, aus Portugal (Benfica 1960/61, 1961/62, FC Porto 1986/87) sowie den Niederlanden (Feyenoord Rotterdam 1969/70, Ajax Amsterdam (970/71, 1971/72, 1972/73, PSV Eindhoven 1987/88). Der Sieg von Olympique Marseille in der ersten Auflage der Champions League 1992/93 war übrigens der erste Gewinn einer französischen Mannschaft in dem Bewerb.

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Luis de la Fuente entwickelte Tiki-Taka weiter und krönt sich zum Europameister.

Seit der Saison 2008/09 gingen neun von 16 Champions League-Titel nach Spanien. Englische Teams holten in dem Zeitraum vier Königsklassentitel. Da bleibt nicht viel Platz für andere. Der Blick auf die zweite europäische Ebene, zum UEFA-Cup bzw. der Europa League, illustriert die Dominanz des spanischen Fußballs fast noch besser. 

Seit der Einführung des Bewerbs 1971/72 siegten mit Feyenoord Rotterdam (1973/74, 2001/02), PSV Eindhoven (1977/78), IFK Göteborg (1981/82, 1986/87), RSC Anderlecht (1982/83), Ajax Amsterdam (1991/92), Galatasaray Istanbul (1999/00), FC Porto (2002/03, 2010/11), ZSKA Moskau (2004/05), Zenit St. Petersburg (2007/08) und Schachtar Donezk (2008/09) zahlreiche nicht-Topnationen. Seit 2008/09 gingen ebenfalls neun Titel nach Spanien, drei nach England. Es sind eben nicht nur Real Madrid und der FC Barcelona, die Spitze ist breit, auch Atlético Madrid, der FC Sevilla und Villarreal trugen sich in die Siegerliste ein.

Ein Sieg für den Fußball

Das Geld geht heutzutage zwar verlässlich dorthin, wo schon viel davon ist, es muss aber auch klug eingesetzt werden. Mit den Spaniern hat die Mannschaft gewonnen, die einfach am besten war. Die Furia Roja hat kein einziges Spiel verloren, generierte die höchste Anzahl an qualitativ hochwertigen Torchancen, kassierte nur vier Gegentreffer. Um es wieder am Geld zu bemessen: Der viertteuerste Kader hat am Weg zum Sieg wirklich viel arbeiten müssen.

Man besiegte mit Kroatien den elftteuersten, Italien den siebtteuersten, Deutschland den fünftteuersten Kader und dann noch mit Frankreich und eben England die teuersten Nationen. Teamchef Luis de la Fuente ließ eine zielgerichtete und somit upgedatete Version von Tiki-Taka spielen, mit einem Mix aus erfahrenen Spielern und Jungstars. Lamine Yamal wurde bekanntlich überhaupt erst während des Turniers 17.

Es mag ein schwacher Trost sein, aber beherzt aufspielende kleinere Nationen sind trotz des Scheiterns am richtigeren Dampfer als Topnationen, die sich darauf verlassen, dass die Kicker eben die besten der Welt sind. Vielleicht können das Österreich, die Schweiz oder auch Slowenien, die Slowakei und Georgien schon mit Blickrichtung WM 2026 beweisen. 

Das wirklich schöne an dieser Europameisterschaft ist, dass sich die Sieger nicht nur und ausschließlich auf individuelle Qualität verließen, sondern den besten Kick des Turniers zeigten.

Ein Nachsatz noch: Es war ein Turnier, bei dem so mancher Fußballer weit über den Kick hinaus dachte und das auch aussprach. Dass die Eltern von Finalstar Nico Williams dereinst als Flüchtlinge von Ghana durch die Sahara nach Europa flüchteten, rundet das Bild noch einmal schön ab. 


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