Die Bundesliga-Siege von Austria Wien und dem SCR Altach sind unser Momentum am Montag.
Beim brasilianischen Stürmer Gustavo Santos läuft's: Mit drei Toren steht er kurz davor, seine Liga-Ausbeute der Vorsaison zu egalisieren - ein Treffer gegen den WAC am Sonntag würde dafür schon reichen. Was ihm und Altach-Trainer Joachim Standfest aktuell aber noch wichtiger sein wird, sind Punkte.
Nach der entbehrlichen Pleite im Cup wurden drei solche am ersten Spieltag gegen die WSG Tirol liegengelassen, was im Abstiegskampf noch teuer hätte werden können. Irgendwie verständlich, dass vor dem Duell mit einem Topteam dann auch Sportdirektor Roland Kirchler mit dem Schwarzmalen beginnt: "Wir haben entschieden, dass wir mit dem Joki weitergehen und schauen, wie die Ergebnisse sind." Ein gutes Ergebnis war gegen den LASK nicht zu erwarten, ein Gutmachen von Punkten auch nicht - man kann sich denken, wie die Aussage zu verstehen war.
Neues Gesicht
Ob es der erhöhte Druck durch den Sportdirektor oder Fankritik ausgemacht hat, werden wir nicht erfahren. Gegen die Linzer hat Altach aber ein Gesicht aufgezogen, dass in den vergangenen Wochen nicht zu sehen war: Aufopfernde und konzentrierte Defensivarbeit, dazu zielstrebig und direkter Konterfußball. Wenn Goalgetter Santos dann auch noch so ruhig einschiebt, wie am Samstag, hat das Potenzial.
Nach dem Spiel konnte sich der Trainer in Interviews mit Sky und ORF einiges von der Seele reden: "Ich glaube, man sieht, dass das Trainerteam mit der Mannschaft funktioniert" - ein Fazit von Standfest, dass man nach dem 2:1-Sieg gegen den LASK so stehen lassen kann. "Das hat man auch davor schon gesehen" - ein Nachsatz, der er wohl als Exklusivmeinung einzuordnen ist.
"Es gilt einfach, Ergebnisse zu liefern" - da hat Standfest wieder recht. In den kommenden Wochen wird es gegen WAC, Austria und Sturm nicht einfacher, mit neu gefundener Leidenschaft sind weitere Punkte aber immerhin nicht auszuschließen.
Kritikverlagerung
Während man beim Blick auf Altach den Eindruck gewinnt, dass nach großem Frust inzwischen wieder Zufriedenheit oder zumindest sachliche Ruhe eingekehrt ist, sieht das in Wien-Favoriten noch anders aus. Am neuen Trainer Stephan Helm hat man sich in den vergangenen Wochen bereits umfangreich abgearbeitet, angesichts des Ausscheidens im Europacup kann der sich darüber nicht wirklich beschweren.
Wenn die Fans mittels Banner aber den Rauswurf von Sportvorstand Jürgen Werner und Sportdirektor Manuel Ortlechner fordern, während die Mannschaft auf dem Platz gegen einen ordentlich aufgestellten WAC gewinnt, macht das keinen sonderlich durchdachten Eindruck. Das sieht im Übrigen auch der am Sonntag heimgekehrte Sohn so: "Ich verstehe die Fans nach den letzten zwei, drei Wochen. Wir können aber nur zusammen Erfolg haben", so die unaufgeforderte sowie diplomatische Wortmeldung von Aleksandar Dragović gegenüber Sky nach dem Spiel. Er hätte auch sagen können: "Ohne Werner und Ortlechner wäre ich nicht hier."
Gleiches gilt wahrscheinlich auch für den Verein insgesamt, über dessen wirtschaftlicher Existenz seit geraumer Zeit ein großes Fragezeichen hängt. Nachdem man in der Tabelle erstmals angeschrieben hat, wäre man jetzt gut beraten, sich auf die positiven Entwicklungen zu konzentrieren: Neben der Dragović-Rückkehr, wurde die Offensive mit Maurice Malone und Nik Prelec nennenswert verstärkt, auch Abubakr Barry konnte seine Qualitäten schon zeigen. Mit Matthias Braunöder und Christian Früchtl hat man zwar nicht so viel verdient, wie man es sich gewünscht hätte - nehmen wird man das Geld trotzdem gerne. Und dann wäre da noch das Debüt von Konstantin Aleksa, den Stephan Helm erst zu den Young Violets, dann in die Kampfmannschaft gezogen hat.
Die letzten Wochen waren sportlich wie kommunikativ bei weitem keine Glanzleistung, so schlecht wie die Situation von außen gemacht wird, ist sie aber nicht. Das sollte man auch innen und vor allem in den Reihen der Fans erkennen.