Liebe Salzburger, so wird's schwer
Foto © GEPA

Liebe Salzburger, so wird's schwer

Acht oder eher neun Punkte wird es für ein Erreichen der K.o.-Runde benötigen. Nach Spieltag eins stellt sich die Frage: Wie soll Salzburg das gelingen?

Zumindest einen, im Idealfall drei Zähler hätte der FC Salzburg beim Champions-League-Auftakt gegen Sparta Prag gerne mit nachhause genommen.

Gegen einen der vermeintlich leichteren Ligaphasen-Gegner wäre Punkten eigentlich dringend notwendig gewesen, um im Soll für den K.o.-Runden-Aufstieg zu bleiben. Eigentlich.

Denn die Realität spielte sich ganz anders ab. Die "Bullen" kassierten in Prag eine so verdiente wie niederschmetternde 0:3-Pleite und stehen nun, nach Spieltag eins wohlgemerkt, schon mit dem Rücken zur Wand, was das Erreichen von zumindest der Zwischenrunde betrifft.

Laut einer Berechnung des "X"-Users "Football Meets Data" werden zumindest acht Punkte (zu 23%), wahrscheinlicher aber sogar neun (zu 54%) oder mehr (zu 22%) benötigt sein, um die neu eingeführte Playoff-Runde der Champions League zu erreichen.

Blickt man auf das Restprogramm der "Bullen" und hat ihren über weite Strecken desaströsen Auftritt in Prag im Hinterkopf, stellt sich die Frage: Wie soll Salzburg das bitte schaffen?

Sparta kann kicken

Beginnen wir zunächst mit dem Positiven bzw. Relativierendem: Gegen Sparta Prag kann und darf man verlieren. Das ist in der letzten Saison auch Vereinen wie Betis Sevilla, Galatasaray Istanbul oder Dinamo Zagreb passiert.

Der tschechische Klubfußball im Allgemeinen befindet sich momentan im rasanten Aufschwung, und Sparta hat maßgeblichen Anteil daran.

Beim tschechischen Meister wird unter der Anleitung von Sportdirektor Tomas Rosicky seit Jahren konstant gute Arbeit geleistet. Spartas Trainerfuchs Lars Friis überlegte sich einen Matchplan, der Salzburgs Stärken komplett ins Leere laufen ließ. Diese Mannschaft wird noch anderen "Königsklassen"-Klubs Probleme bereiten.

In welcher Art und Weise die Mozartstädter am Mittwoch allerdings im Stadion Letna untergingen, lässt einen ratlos zurück. Vom gefälligen Pressingfußball mit Torchancen im Minutentakt vom Saisonauftakt war diesmal überhaupt nichts zu sehen. Gerade einmal einen Torschuss gaben die "Bullen" über 90 Minuten ab, und der kam völlig ungefährlich aus der Distanz von Amar Dedic.

Salzburg selten so unterlegen gewesen

Einem Expected-Goal-Wert von nur 0,6 der Salzburger stand nach Spieleende einer von 2,35 von Sparta gegenüber. Das ist bedrückend.

Bisher gab es eigentlich kaum ein Champions-League-Spiel der Mozartstädter, in denen sie sich dermaßen unterlegen präsentierten. Selbst gegen Topklubs wie den FC Liverpool, die Bayern oder Inter Mailand konnten man, auch wenn es schlussendlich zumeist Niederlagen setzte, phasenweise Akzente setzen. Das kann man nach dem Spiel in Prag nicht behaupten.

Am Mittwoch wurden bei dem ein oder anderen Salzburg-Anhänger Erinnerungen an ganz dunkle Europacup-Nächte aus der Vergangenheit wach.

Wie Qazim Laci vor dem eigentlich schon leeren Tor zwei Mozartstädter Verteidiger mit einem Haken ins Nichts grätschen ließ und anschließend zum 3:0 einschob, erinnert an ein ähnliches Tor von Markus Rosenberg vor rund zehn Jahren, beim damaligen CL-Quali-Debakel in Malmö. So bloßgestellt wie am Mittwoch wurden die "Bullen" schon lange nicht mehr.

Und nun?

Wie soll es also nun weitergehen? Das wissen die "Bullen" selbst am besten. Coach Pep Lijnders nahm die Niederlage in Prag, bei der er (nicht ganz freiwillig), gleich vier Champions-League-Debütanten in der Startelf brachte, sofort auf sich, und forderte von seinem Team ein, die richtigen Erkenntnisse aus der Niederlage zu ziehen und schnellstmöglich aus ihnen zu lernen.

Dies ist unumgänglich, schon in zwei Wochen wartet nämlich das Champions-League-Heimspiel gegen Stade Brest, drei Wochen darauf jenes gegen Dinamo Zagreb. Realistischerweise wird es aus diesen beiden Partien zwei Siege benötigen, um die Chance, die Ligaphase erfolgreich zu überstehen, aufrecht zu erhalten.

Ob er angesichts dessen denn schon Druck verspüre, wird Lijnders bei der Pressekonferenz nach der Partie in Prag gefragt: "Nein, den einzigen Druck, den wir verspüren, ist die Champions League anzunehmen, sie mit allem, was wir haben, anzugehen, und zu zeigen, wer wir sind. Das werden wir versuchen zu tun. Müssen wir das besser als heute Abend tun? Ja, müssen wir!"

Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Man kann davon ausgehen, dass Lijnders und sein Team aus dem wirklich nicht guten Spiel am Mittwoch die richtigen Schlüsse ziehen werden und in zwei Wochen gegen Brest ein (auch personell) völlig anderes Salzburg am Platz stehen wird.

Das wird auch notwendig sein. Ansonsten wird es heuer in der Champions League sehr schwer für euch werden, liebe Salzburger.