Kommentar: Salzburg ist nicht Champions-League-tauglich
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Kommentar: Salzburg ist nicht Champions-League-tauglich

Auch "Bullen"-Coach Pep Lijnders musste nach der Dinamo-Pleite eingestehen, dass seiner Mannschaft womöglich die Qualität für die "Königsklasse" fehlt.

Am Mittwoch musste es auch Pep Lijnders zugeben:

Die bisher desaströse Ausbeute seines FC Salzburg in der UEFA Champions League ist auch der mangelnden Qualität seines Kaders geschuldet.

Zuvor beharrte der Niederländer vehement darauf, dass genau das Gegenteil der Fall sei, die jungen "Bullen" sehr wohl gut genug für die "Königsklasse" seien.

Aus einem "Wir haben genug Qualität, um Spiele in der Champions League zu gewinnen" (Aussage nach dem 0:4 gegen Stade Brest) wurde am vergangenen Mittwoch ein "Vom Potenzial her wäre es absolut möglich, Spiele in der Champions League zu gewinnen".

Das ist ein krasser Unterschied.

Nur wenn dieses Potenzial freigeschalten werden könne, können auch Fußballspiele auf dieser Ebene gewonnen werden, so Lijnders.

VIDEO: Die Highlights vom Spiel FC Salzburg gegen Dinamo Zagreb:

Lijnders klammert sich an Strohhalme

Dass (zumindest in den meisten Mannschaftsteilen) sehr viel Talent in der Mozartstädter Truppe steckt, wird wohl niemand bestreiten.

Das Problem ist nur, dass viele "Bullen" momentan einfach nicht in der Lage sind, ihr Potenzial auch nur annähernd auszuschöpfen. Das kann daran liegen, dass sie schlicht einfach noch zu jung sind, ihnen erfahrene Führungsspieler an ihrer Seite abgehen oder, wie es Teamchef Ralf Rangnick am Mittwoch analysierte, sie auf der falschen Position eingesetzt werden (dazu später mehr).

Auch wenn Lijnders die Niederlage gegen Dinamo betont optimistisch aufarbeitete, merkte man ihm an, dass sie ihn schwer traf.

Er wirkt teilweise ratlos und verweist immer wieder verzweifelt darauf, dass seine Mannschaft zu Saisonbeginn sehr wohl guten Fußball gespielt habe und sich verdientermaßen für die Champions League qualifizierte.

Zudem scheint er sich nicht erklären zu können, warum sein Team, wie am Mittwoch nach einer guten Anfangsphase geschehen, immer wieder von einer Minute auf die andere einbricht. "Phasenweise sind wir wirklich gut. Aber das müssen wir länger und besser sein", weiß Lijnders.

"Das war eine Situation, die wir wirklich verteidigen hätten können"

Dazu kommt, dass - auch wenn es der "Bullen"-Coach selbst niemals so sagen würde - Salzburgs Defensive momentan einfach nicht gut genug für die Champions League ist.

Bezeichnend dafür die Szene vor dem Ausschluss Alex Schlagers nach rund 65 Minuten. Ein einziger hoher Ball tief aus der eigenen Hälfte reichte Dinamo, um für enorme Gefahr zu sorgen. Kamil Piatkowski, der erneut keinen guten Champions-League-Tag erwischte, und eben Schlager sahen bei der Situation alles andere als gut aus.

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Salzburger Slapstick

"Das war eine Situation, die wir wirklich verteidigen hätten können. Aus dem Nichts steht er plötzlich vor dem Torhüter", sagt Lijnders dazu.

Dass ausgerechnet Schlager, der von den Mozartstädter Fans erfolgreich ins Tor zurückreklamiert wurde, die Partie mit diesem wahnwitzigen Ausflug zuungunsten seiner Mannschaft vorentschied, zeigt, dass es momentan nicht den einen Heilsbringer gibt, der Salzburg aus der Krise führen kann.

Die defensiven sowie eigentlich auch alle anderen Probleme können nur auf struktureller Ebene gelöst werden.

Daghim ist eigentlich gelernter Stürmer, auf Rechtsaußen ist er verloren, und Gloukh ist eigentlich Zehner. Dadurch ist Konate in der Spitze komplett auf sich alleine gestellt.

Ralf Rangnick

Passt das 4-3-3 nicht zu Salzburg?

Am Mittwoch kamen viele Stimmen auf, wonach womöglich eine Systemumstellung für kurzfristige Besserung sorgen könnte.

Einer der Besitzer dieser Stimmen heißt Ralf Rangnick. Ihm zufolge sei für Lijnders' 4-3-3 einfach nicht das nötige Flügelspielerpersonal vorhanden.

"Daghim ist eigentlich gelernter Stürmer, auf Rechtsaußen ist er verloren, und Gloukh ist eigentlich Zehner. Dadurch ist Konate in der Spitze komplett auf sich alleine gestellt", so der Deutsche in seiner Funktion als "Canal+"-Experte. Schon während des letzten ÖFB-Lehrgangs kritisierte er die Salzburger Kaderplanung.

Die aktuelle Misere haben wenig mit dem System zu tun, winkt hingegen Lijnders ab. Überhaupt sei das 4-3-3 eigentlich nur Mittel zum Zweck.

"Ich bin nach Salzburg mit einer klaren Aufgabe gekommen. Sie wollten, dass wir das offensive Positionsspiel verbessern, weil die Teams sehr tief stehen. Wir sollten besser von hinten aufbauen und dominanter sein", erklärt der Niederländer.

Im Spiel gegen den Ball würde das System ohnehin eine untergeordnete Rolle spielen: "Salzburg ist Pressing. Es ändert nicht viel, ob du 4-3-3 oder 4-4-2 spielst. Der Klub ist gemacht dafür zu pressen, in der gegnerischen Hälfte dominant zu sein. Das bedeutet high risk, high reward."

High risk war jedenfalls auch die Kaderplanung im Sommer; jedem, der sich ein wenig tiefgehender mit dem Mozartstädter Kader beschäftigte, war klar, dass die Salzburger damit auf die Nase fallen könnten.

Das sie es so dermaßen schlimm wie in den letzten Wochen tun und so deutlich nicht in der "Königsklasse" konkurrenzfähig sind, war allerdings nicht zwingend abzusehen.

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