Dass der Frauenfußball in Österreich mehr Aufmerksamkeit braucht und verdient, ist quasi unumstritten.
Umso mehr Unverständnis löste die Terminierung des SPORTLAND Niederösterreich Frauen-Cup-Finales bei vielen aus. Denn dieses fällt (Stand jetzt - Erklärung folgt) genau auf denselben Tag wie das Meisterschaftsfinale der Männer, an dem durchaus die Entscheidung um den Titel fallen könnte.
Warum das schwierig ist? Nun, dass das Standing des Frauenfußballs in unserem Land leider (noch) nicht mit dem des Männerfußballs vergleichbar ist, dürfte wohl jedem klar sein. Dementsprechend wenige Fans werden wohl den Weg nach Wiener Neustadt finden, wenn am selben Tag die letzte Bundesliga-Runde der Männer stattfindet. Zudem ist mit dem FK Austria Wien einer der Finalisten im Frauen-Cup derzeit auch bei den Männern vorne dabei und am 24. Mai - ob es jetzt um die Meisterschaft geht oder nicht - höchstwahrscheinlich in der ADMIRAL Bundesliga im Einsatz.
Denn Fakt ist: Wenn um 19:00 Uhr ein neuer österreichischer Meister gekürt wird, geht der Frauen-Cup-Sieger vom Nachmittag medial einfach unter. Das ist bedauerlicherweise so.
Ein kurzer Exkurs zu einem möglichen Meisterschaftsfinale am Freitag (23. Mai). Es gibt nämlich zwei Szenarien, die dazu führen könnten.
Cupsieger wird 6. beziehungsweise 8. - 12. (EC-Playoff wäre dann 5. vs. 7. sowie Sieger vs. 4.)
Cupsieger wird 7. (EC-Playoff wäre 5. vs. 8. sowie Sieger vs. 4.)
Sollte eines dieser beiden Szenarien eintreten, würde die 32. Meisterschaftsrunde auf Freitag vorverlegt werden, sodass die betroffene Mannschaft aus der Meistergruppe zwei freie Tage vor dem Playoff (26. Mai) hat. Im Falle einer Verschiebung der Männer-Meisterschaft auf Freitag wäre die Kollision mit dem Frauen-Cup-Finale dann vom Tisch - aber will man es wirklich darauf ankommen lassen?
2024: Rekordkulisse. 2025: Bankrotterklärung?
Ein kurzer Rückblick in die Vergangenheit: Beim Finale im vergangenen Jahr gab es mit derselben Konstellation eine Rekordkulisse, die - obwohl eine größere Mehrheit der Fans violett war - für beide Teams eine unglaublich tolle Atmosphäre bot.
Stellen wir uns also vor: Um 13:00 Uhr wird das Frauen-Cup-Finale in Wiener Neustadt angepfiffen, um 17:00 Uhr die Partien der Männer. Selbst wenn das Finale nach regulärer Spielzeit entschieden ist, wäre es mit Siegerehrung und Co. wohl eher schwierig, rechtzeitig wieder in Wien zu sein, um auch die Männer-Partie zu verfolgen. Die Konsequenz? Ein großer Teil der interessierten Fans würde die Reise nach Wiener Neustadt also wohl streichen - und die Leidtragenden sind die Spielerinnen, die so hart dafür gearbeitet haben. Eine frühere Ankickzeit des Frauen-Spiels (zum Beispiel 12:00 Uhr) würde immerhin etwas mehr zeitlichen Spielraum zwischen den Partien schaffen.
Warum lässt man es also erst darauf ankommen und verpasst die Gelegenheit auf eine weitere Gänsehautstimmung? Warum hat man das Finale nicht von Grund auf an einem anderen Datum angesetzt - der Rahmenterminplan der ADMIRAL Bundesliga 2024/25 ist ja nicht seit gestern bekannt. Und warum wurde der Termin, auch nachdem die Finalisten festgestanden waren, nicht abgeändert? 90minuten hat sich dazu exklusiv informiert.
Das darf nicht passieren!
Wie wir erfahren haben, kam es zu dieser unglücklichen Terminkollision nicht etwa, weil es dem Verband völlig egal ist, wie viele Fans zu dem Endspiel im Cup der Frauen können. Viel mehr lag es an einer von Anfang an schlechten Organisation, so hat man bei der grundsätzlichen Ansetzung einfach nicht bemerkt, dass es sich um dasselbe Wochenende handelt. Halb so schlimm, könnte man meinen, schließlich hat ein Wochenende ja nicht nur einen Tag.
Als dann auf diesen Clash hingewiesen wurde, sei auch die Bereitschaft da gewesen, den optimalen Termin für dieses Spiel zu finden. Klingt ja gut. Natürlich ist das nicht so einfach, da ein potenzieller neuer Termin in den Kalender aller passen muss: Verband, Vereine, TV-Partner.
Der Sonntag, 25. Mai, gegen Mittag, wurde als eine bessere Option auserkoren. Das war bereits vor dem Halbfinale. So wurde mit einer Verschiebung auf diesen Termin gerechnet. Verwunderlich war dann, als nach den absolvierten Halbfinal-Partien trotzdem der 24. Mai (13:00 statt 14:00 Uhr) als Termin präsentiert wurde.
Das sorgte bei vielen Fans für Ärger und Unverständnis, was diese auch in den sozialen Medien kundtaten. Ein Statement der Fanbewegung "DIE AUSTRIA", also Unterstützer der FK Austria Wien Frauen, stach dabei heraus:
(Artikel wird unterhalb weitergeführt)
https://t.co/jLIQWKqDFh pic.twitter.com/vJkstIs5vd
— smjk.44 (@jamoeck_samuel) April 10, 2025
In vielen Punkten kann man ihnen nur recht geben. Man könnte diese Ansetzung als eine richtige "Watschn" für den österreichischen Frauenfußball bezeichnen, für dessen Aufmerksamkeit man seit Jahren kämpft.
"Aneinanderreihung vieler vermeidbarer Fehler"
Jetzt fragen sich einige wahrscheinlich: Aber wenn doch der Wille zu einer Verschiebung da war, warum ist das dann nicht geschehen? Unsere Quelle bezeichnete es als "eine Aneinanderreihung vieler vermeidbarer Fehler". So dürfte es gehörig an der Kommunikation zwischen Verband und Vereinen gehapert haben, sodass es in weiterer Folge aus organisatorischen Gründen nicht mehr möglich war, das Endspiel auf den Sonntag zu schieben, da der 24. Mai teils als in Stein gemeißelter Termin angesehen wurde.
Im Falle der St. Pöltnerinnen, die viele Nationalspielerinnen stellen, war es dann so, dass diese ihre Reisen zur Nationalauswahl unter Berücksichtigung des 24. Mai geplant haben, also etwaige Flüge bereits so gebucht haben, dass eine Verlegung auf den 25. Mai nicht mehr möglich war. Warum? Weil sie lange fix vom 24. als Spieltermin ausgegangen sind.
Ob dieses Datum - auch angesichts der anwachsenden Kritik - bestehen bleibt, bleibt abzuwarten. Wünschenswert wäre natürlich eine Änderung, im Interesse aller Parteien. Jedoch ist es so oder so ärgerlich, wenn man die Umstände betrachtet, durch die es erst zu diesem Schlamassel gekommen ist. Das wäre vermeidbar gewesen.
Hätte man den Termin im Vorhinein gar nicht erst am selben Wochenende wie das Männer-Meisterschaftsfinale angesetzt, hätten wir heute dieses Problem nicht. Aber das ist Konjunktiv. Fakt ist, dass mit großer Wahrscheinlichkeit jetzt die Spielerinnen des FK Austria Wien und des spusu SKN St. Pölten rush das ausbaden müssen, was in der Planung schiefgelaufen ist. Und das ist in keinster Weise fair.