Die Bundesliga und Boateng: Ohnmacht beenden
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Die Bundesliga und Boateng: Ohnmacht beenden

Inzwischen liegt das Urteil zu Boateng auf dem Tisch. Wie der LASK zu seiner Neuverpflichtung steht, ist bekannt. Damit ist die Bundesliga am Zug, die diese Causa eigentlich nicht unkommentiert liegen lassen darf.

Der LASK hat Stellung bezogen: Eigentlich schon mit der Verpflichtung von Jérôme Boateng am 31. Mai, spätestens aber in Person seines Geschäftsführers Siegmund Gruber vor einer Woche. Solange dem 35-Jährigen das Fußballspielen nicht gerichtlich verboten wird, darf er bleiben. Gruber charakterisierte das bisherige Verfahren gegenüber den 'OÖN' in diesem Zusammenhang als "Streitigkeit um Unterhalt und Sorgerecht".

Heute war es dann so weit, Boateng wurde in München wegen vorsätzlicher Körperverletzung an der Mutter seiner zwei Töchter zu einer ausgesetzten Geldstrafe verurteilt. Dass dabei allgemein von einer "Verwarnung" gesprochen wird, ändert nichts am Schuldspruch. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, muss Boateng aber erst dann zahlen, wenn wieder etwas passiert.

Einem Einsatz in schwarz-weiß steht damit schon bald nichts mehr im Weg - bis jetzt war Boateng aufgrund einer Verletzung kein sportlicher Faktor. Die Aufmerksamkeit wird mit Sicherheit nicht weniger - egal wohin der Rechtsweg noch führt. Jetzt warten wir auf das Debüt, auf erste Interviews, die wohl negative Reaktion der LASK-Fans und internationale Berichterstattung. Auch wenn die Richterin laut 'APA' anmerkt, dass "vom Vorwurf des notorischen Frauenschlägers nichts übriggeblieben ist": Viele Menschen, auch im Fußball, setzen ihre Maßstäbe anders an.

Wieder einmal geht es um die oft angeführte Vorbildwirkung, die auch jetzt nicht auf der Strecke bleiben darf.

Daniel Sauer

Dass vom LASK nicht mehr viel zu erwarten ist, wurde ja bereits klargestellt. Damit steht die Bundesliga unter Zugzwang. Es ist ja nicht so, dass Gewalt an Frauen in Verbindung mit Fußball bisher kein Thema gewesen wäre: Medienberichte während der EM 2024 haben dargelegt, dass Fälle von häuslicher Gewalt während Fußballturnieren ansteigen. Gesamtgesellschaftlich ist Österreich seit Jahren auf das Thema Femizide sensibilisiert. Wieder einmal geht es um die oft angeführte Vorbildwirkung, die auch jetzt nicht auf der Strecke bleiben darf.

Ernstgemeinte und sinnvolle Werbung für Präventionsarbeit und Gewaltschutz wären ein großer und wichtiger Schritt.

Daniel Sauer

Dafür braucht es einen Hebel, der aktuell noch fehlt. Die ÖFB-Rechtsordnung, auf deren Basis der Senat 1 Sperren und Strafen verhängt, geht mit den Paragrafen "Verletzung des Fairplay-Gedankens" und "Diskriminierung" - mit denen zuletzt der SK Rapid konfrontiert war - ins Leere. Rassismusvorwürfe und Rassismus ziehen wie Homophobie zu Recht eine Sperre nach sich. Bei Gewalt ist das nur unter besonderen Umständen der Fall. Jetzt, wo dieses Fass auch in Österreich geöffnet ist, sollte sich das ändern. 

Wie genau die Umsetzung aussieht, sei zum aktuellen Zeitpunkt einmal dahingestellt. Der US-Sport hat sich nach zahlreichen Skandalen darauf festgelegt, auch strafrechtlich relevantes Verhalten im privaten Bereich, das dem Ansehen der Liga und ihren Zielen schadet, zu sanktionieren. Soweit muss es gar nicht gehen: Ernstgemeinte und sinnvolle Präventionsarbeit und Werbung für Gewaltschutzinitiativen wären ein großer und wichtiger Schritt.

Ohnmacht und stilles Beobachten wird jedenfalls nicht reichen: Die Bühne, die jemandem wie Boateng in und damit von der Bundesliga geboten wird, ist zu groß. Das damit erzeugte Machtgefälle, das sich vor allem auf Social Media zeigt, kann für von Gewalt betroffene Personen schwerwiegende Konsequenzen haben. Für die Zukunft braucht es deshalb dringend eine Lösung und zum aktuellen Zeitpunkt zumindest eine Reaktion.


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