Conference League: Für Österreich die neue Champions League
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Conference League: Für Österreich die neue Champions League

Trotz der Niederlage am Donnerstag hat Rapid gezeigt: Für österreichische Klubs ist die Conference League die neue Champions League - oder sollte es zumindest sein.

Die Zeit fliegt, im Sommer startet die UEFA Conference League in ihre fünfte Saison. Es ist also ein kleines Jubiläum für einen ursprünglich mäßig beliebten Bewerb, dem lange nicht ganz zu Unrecht unterstellt wurde, nur der weiteren Profitmaximierung und dem Machterhalt großer Vereine zu dienen. 

Auch wenn die Reise für den SK Rapid am Donnerstag zu Ende ging, hat die Saison 2024/25 eines gezeigt: Eine besser Bühne als die Conference League gibt es für österreichische Vereine derzeit nicht.

Glück im Unglück

Mit der Niederlage gegen den SC Braga im Europa-League-Playoff war der "Abstieg" der Hütteldorfer in die Conference League besiegelt. Rückblickend hätte es nicht besser laufen können: Von Ende August bis Mitte April durften grün-weiße und neutrale Fans in Österreich auf europäischer Bühne Runde für Runde mitfiebern - wie oft war das in den letzten Jahren möglich?

Djurgården-Spieler jubeln in Hütteldorf
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Djurgården-Spieler jubeln in Hütteldorf

Der ein oder andere Experte hat sich in den vergangenen Tagen vergaloppiert und war gedanklich schon bei Spielen gegen den FC Chelsea oder überhaupt im Finale in Wrocław. Angesichts der inkonstanten Rapid-Form im Frühjahr war damit nicht mehr wirklich zu rechnen - dass Erfolge des Teams von Robert Klauß mit der Leistung einer weniger Schlüsselspieler stehen und fallen, hat das Duell mit Djurgården gezeigt.

"Kleiner" Bewerb - große Konkurrenz

Wirklich greifbar ist ein Europacup-Titel für Außenseiter auch in der Conference League nicht: 16 Semifinalisten gab es in der Geschichte des Bewerbs, nur sechs davon kommen nicht aus einer der fünf größten Ligen (Deutschland, England, Frankreich, Spanien, Italien). Djurgården ausgenommen sind auch die anderen Vereine durchaus renommiert und finanziell gut ausgestattet - das wiederum zeichnet die UECL ja auch aus.

Conference-League-Semifinalisten:

2021/22

2022/23

2023/24

2024/25

Leicester City

AC Fiorentina

Aston Villa

Real Betis

AS Roma

FC Basel

Olympiacos

AC Fiorentina

Feyenoord

West Ham

AC Fiorentina

Djurgårdens IF

Marseille

AZ Alkmaar

Club Brügge

FC Chelsea


Der Fundus an internationalen Topvereinen ist groß, wenn es nicht gerade die absolute Weltelite sein muss. Mit dem FC Chelsea, der Fiorentina, Real Betis, dem FC Kopenhagen und KAA Gent waren oder sind 2024/25 mehrere interessante Namen im Rennen um den Titel. Schon die Jahre davor waren mit West Ham United, Villarreal, OGC Nice, Eintracht Frankfurt, Fenerbahçe, Beşiktaş, AS Roma, Union Berlin oder Tottenham immer wieder hochkarätig besetzt. Es mangelt also auch nicht an attraktiven Auswärtsfahrten.

Eine lohnende Alternative

Ja, die Champions League bleibt der attraktivste europäische Bewerb - alleine deshalb, weil sie für österreichische Klubs in der Regel nur schwer erreichbar ist. Sturm Graz würde die Teilnahme in dieser Saison wohl kaum gegen die Erfolge der Rapidler eintauschen wollen. 

In Salzburg könnte der ein oder andere Fan vielleicht schon auf andere Gedanken kommen: Der Stimmung im Herbst hätte ein Erfolgslauf gegen schwächere Teams in der Conference League wohl gutgetan. Vielleicht wäre es die Basis für eine weitere Meisterschaft und eine Rückkehr in die Champions League oder Europa League gewesen. Je nach Ausgang der nächsten Wochen lässt sich diese These vielleicht nächste Saison testen.

Salzburg hatte 2024/25 seine Probleme in der Champions League
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Salzburg hatte 2024/25 seine Probleme in der Champions League

Die Champions League ist die größte Bühne für Spieler, Trainer und Fans, auch finanziell ist es eine andere Größenordnung: Rund 18 Millionen Euro kassieren die Teilnehmer der Ligaphase als Startgeld. 

Aber auch in der Conference League kommt etwas zusammen, wenn es läuft. In etwa 7,3 Millionen Euro hat Rapid mit Startgeld und Prämien verdient. Mit einem Sieg gegen Djurgården hätten es auch rund 10 Millionen sein können - für österreichische Verhältnisse immer noch eine ordentliche Summe.

Und die UEFA-Fünfjahreswertung? Da wären in der Champions League zwar theoretisch mehr Punkte zu holen, für Österreichs Vertreter sind sie aber vermutlich unerreichbar. Fakt ist: Hätten alle rot-weiß-roten Vereine 2024/25 ähnlich viele Punkte geholt wie die Grün-Weißen alleine in der Ligaphase, wäre Österreich den Top 10 wieder ein gutes Stück näher gekommen, statt weiter davon wegzurutschen.

Mehr zu Österreichs Abschneiden in der Fünfjahreswertung und den Startplätzen für 2026/27:


Race to the bottom?

Sollten sich die Vereine in der Bundesliga jetzt möglichst günstig für eine Conference-League-Teilnahme in der kommenden Saison positionieren - koste es, was es wolle? Nein, natürlich nicht. Bei jenen, die es nicht in die Königsklasse oder Europa League schaffen, sollte aber auch keine Trauer einsetzen.

Es gibt ein Auffangbecken - einen Wettbewerb - der funktioniert. Auch wenn Titelträume unrealistisch bleiben, werden positive Europacup-Gefühle auch über den Herbst hinaus ein Stück weit greifbarer. Insofern können wir uns auf die kommende Saison in der Conference League freuen, vielleicht reicht es dann ja auch für ein Halbfinale.



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