Foda, Schöttel, Milletich – jetzt müssen alle liefern [Kommentar]
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Foda, Schöttel, Milletich – jetzt müssen alle liefern [Kommentar]

Foda und Schöttel bleiben. Den Kopf dafür hinhalten muss der neue ÖFB-Präsident. Alle drei müssen in den nächsten Monaten liefern, sonst droht der sportliche Schaden eine Nummer größer zu werden.

Vorsichtig und abwartend? Pressend und gegenpressend? Dominant oder zurückhaltend? Laserpässe in die Schnittstellen oder Kombinationen bis an den Fünfer?

Georg Sander über die Ausrichtung im Playoff

Jetzt ist die Zeit, um die Zukunft zu planen. Milletich, Foda und Schöttel sind quasi aneinandergekettet

Georg Sander über den Status Quo

+ + 90minuten.at Exklusiv - Ein Kommentar von Georg Sander + +

 

Das Nationalteam wird im März-Playoff für die WM 2022 von Franco Foda betreut, der Sportdirektor wird auch dann Peter Schöttel heißen. Neo-ÖFB-Präsident Gerhard Milletich wollte oder konnte sich nicht anders entscheiden. Sportliche Argumente, sich von den beiden Verantwortlichen zu trennen, hätte es nicht nur zuletzt aufgrund der WM-Qualifikation genügend gegeben. Milletich sprach ihnen nun aber das Vertrauen aus. Vielleicht, weil es somit Ruhe bei der Baustelle Nationalteam gibt. Oder weil man einfach keinen neuen Teamchef quasi ins kalte Wasser ins WM-Playoff schicken wollte. Oder weil Foda ja vielleicht erfolgreich sein kann. Der Präsident hat jedenfalls gesprochen und entschieden, die sportliche Führung wurde bestätigt. Und jetzt?

 

Kitten und planen

Inwiefern die Risse, die im Nationalteam zwischen Spieler und Trainer immer wieder zu Tage treten, wirklich gekittet sind, wird sich weisen. Durch diverse Verletzungen von Leistungsträgern wie Laimer, Lainer oder Lazaro und auch Formschwächen war Foda gezwungen, Dinge auszuprobieren. Die Gruppe, die für das Nationalteam in Frage kommt, wurde somit immer größer, wenn die aktuell Verletzten zurück kommen. Dann gilt es, eine gute Stimmung zu erzeugen. Es soll ja schon alles gegeben haben: Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft, Unzufriedenheit mit dem Trainerteam selbst. Ohne alle in einem Raum zu haben muss der in der Kommunikation oftmals hölzern bis unbeholfene Teamchef die Gruppe auf den März einschwören. Hierbei ist auch Sportchef Peter Schöttel gefordert, auf den Trainer und die Spieler mit einzuwirken. Diese Übung soll Schöttel übrigens während der Euro relativ gut gelungen sein.

Darüber hinaus wird man sich vorab Gedanken machen müssen, wie die (bis zu) zwei Spiele gegen starke Teams – Portugal oder Italien wären möglich – bestritten werden sollen. Vorsichtig und abwartend? Pressend und gegenpressend? Dominant oder zurückhaltend? Laserpässe in die Schnittstellen oder Kombinationen bis an den Fünfer? Es kann und wird nicht reichen, nur einen größeren und dadurch gar besseren Kader zur Verfügung zu haben. Foda und Schöttel müssen sich bewusst sein, dass es aus dem großen Pool an Spielern nun die Richtigen, vielleicht nicht die Besten braucht. Wird Foda hier wieder Gefangener seiner selbst sein oder wie das eine oder andere Mal schon erlebt, das Team von der Leine lassen?

 

Die Zukunft im Blick

Den Überblick wird und muss Gerhard Milletich haben. Die Entscheidung, beide zu halten, war zwar nicht seine alleinige, er hat sie aber kommuniziert und wird als Präsident dafür gerade stehen müssen. Die Entscheidung pro/contra Foda ist ohnehin nur aufgehoben. Entweder man qualifiziert sich für die WM, dann wird Foda nachvollziehbarer Weise auch bei der WM als Trainer an der Linie stehen. Oder es tritt ein, was wahrscheinlicher ist und das Team scheitert. Dann steht Milletich wieder vor der Aufgabe, eine neue sportliche Leitung zu suchen. Und genau das ist die Herausforderung. Um sich ein langwieriges Prozedere zu ersparen, muss Milletich schon jetzt mögliche Kandidaten für die Posten als Teamchef und Sportdirektor im Blick behalten.

Im durch die Winter-WM ungewöhnlichen Jahr 2022 gibt es im Juni vier, Ende September zwei Nations League-Spiele, im Oktober keine, ab Mitte November ist WM-Vorbereitung. Sprich: Zwischen WM-Playoff und Nations League hätte ein neues Führungsduo nur zwei Monate Zeit, keine Länderspiele, um die Mannschaft kennen zu lernen und zu schauen, wer zum erdachten Fußball passt. Sucht man erst dem WM-Playoff, dann verschenkt man ohne Not wichtige Zeit.

Wie man es dreht oder wendet: Jetzt ist die Zeit, um die Zukunft zu planen. Milletich, Foda und Schöttel sind quasi aneinandergekettet, für Teamchef und Sportdirektor ist es wohl die letzte Möglichkeit, den Job noch zu sichern. Sie sind gut beraten, alles und noch mehr dafür zu tun. Jeder der beiden, muss an sich arbeiten: Der eine an seiner Sturheit, der andere an seiner Lethargie. Und Milletich hat die Aufgabe, das Ganze zu evaluieren.

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