Leihen Sie keine Spieler von diesem Mann!
Jetzt ist es schon wieder passiert. Gleich doppelt. Red Bull Salzburg beordert die verliehenen Offensivspieler Mergim Berisha und Anderson Niangbo retour. Das gab's doch schon einmal.
Das ist verlockend für andere, vor allem kleinere Klubs. Baut man aber zu sehr auf diese Spieler, dann steht man unter Umständen im Winter ohne sie, also blöd, da.
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Kommentar von Georg Sander
Aus den ursprünglich längerfristigen Leihen der Angreifer Mergim Berisha und Anderson Niangbo wurde für Altach und Wolfsberg nichts. Bitter für die gegen Abstieg spielenden Vorarlberger, erzielte Berisha doch sieben Treffer, bereitete fünf weitere vor. Noch dazu berief ihn DFB-U21-Teamchef Stefan Kuntz im Herbst ins Nationalteam ein, der Berchtesgadener debütierte prompt am 10. Oktober für den deutschen Nachwuchs. Abstiegssorgen wird der WAC eher nicht haben, Niangbo hat aber dieselbe Treffer-/Vorlagenanzahl wie Berisha, ist ein Schlüsselspieler im Pressing. Zudem 'verloren' die Wolfsberger nach Trainer Gerhard Struber im Herbst jüngst auch Marcel Ritzmaier an Barnsley.
Erinnerung an Oberlin
Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass Spieler vorzeitig nach Salzburg zurück geholt werden. Stürmer aus Altach retour zu holen hat bei Salzburg schon fast sowas wie Tradition. 2016/17 netzte Dimitri Oberlin, derzeit bei Basel unter Vertrag und an Zulte Waregem verliehen, in 20 Spielen bis zur Winterpause neun Mal, bereitete vier Tore vor. Das Geschmäckle damals war heftig, schließlich überwinterten die Rheindörfler mit zwei Zähhlern Vorsprung auf die Bullen an der Tabellenspitze. Im Frühjahr spielte Oberlin in Salzburg dann keine Rolle, die Altacher mussten die Austria und Sturm passieren lassen, wurden immerhin noch Vierter. Das ist heute anders.
Notwendig?
Die Entwicklung, die beide Spieler genommen haben, ist sehr gut, das ist der inhärente Sinn einer Leihe für den abgebenden Verein. Zudem kennen beide das System. Berisha von der Pike auf, er kickt schon seit 2008 an der Salzach. Niangbo kam im Jänner 2018 nach Liefering. Die Salzburger werden auch nicht unbedingt damit gerechnet haben, mit Minamino und Haaland gleich zwei Offensivspieler im Winter zu verlieren. Bekanntlich ist es noch nicht so lange her, dass Spieler mit Europacup-Einsätzen nicht für zwei verschiedene Klubs auflaufen durften. Das ist mittlerweile möglich. Zwar gebe es mit Daka, Koita, Hwang und Prevljak noch genug Personal, aber auch hier könnte sich noch etwas tun. Hee-Chan Hwang ist heiß umworben, hat dem Vernehmen nach auch keine Ausstiegsklausel und könnte noch mehr Geld bringen als Haaland und Minamino. Die Bullen müssen sich in gewissem Sinne also darauf vorbereiten und haben es somit getan. Ihr gutes Recht.
Nicht die einzigen, aber...
Die Salzburger sind auch nicht die einzigen, die Spieler vorzeitig holen. So hat der SK Sturm vor einem Jahr Ivan Ljubic vorzeitig aus Hartberg retour geholt. Rapid hat beispielsweise Kelvin Arase als Kooperationsspieler an Ried verliehen und dann flott wieder retour beordert. Für Hartberg, den Zweitligisten oder kleinere Erstligisten macht die Leihe eines qualitativ zumeist besseren Spielers Sinn. Für den anderen Klub sowieso, weil der Kicker dann Spielpraxis erhält. Doch all diese Beispiele zeigen, dass es ein Unterschied ist, ob der Spieler bei dem Klub, bei dem er spielt, auch voll unter Vertrag steht. Denn im Gegensatz zu einem normalen Transfer eines eigenen Spielers gibt es für Altach und Wolfsberg nur die Vergangenheit, aber keinen Ablösecent. Der kurzfristige Qualitätskick wirkt sich letztlich wohl eher negativ aus.
Leihen Sie keine Salzburg-Spieler, vor allem nicht als 'Kleiner'
Ein Beispiel ist der SVM. Mit den Leihspielern Smail Prevljak (Salzburg) und Masaya Okugawa (Liefering) wurde 2017/18 eine super Saison gespielt. Als Sechster war man nicht weit von der Europa League-Quali entfernt. Prevljak traf 16 Mal, bereitete neun Treffer vor. Okugawa steuerte fünf Tore und vier Assists bei. Auch wenn Klaus Schmidt das Ruder rumreißen konnte und der SVM in der Qualifikationsrunde gut performte, bekam man Anfang der Saison 18/19 die Rechnung präsentiert und sah sich vergangenen Sommer gezwungen, das ganze Werkl von Grund auf neu aufzubauen.
Nachdem es nun einmal die Salzburger sind, die in der Breite die meiste Qualität haben, können sie auch viele Spieler verleihen. Das ist verlockend für andere, vor allem kleinere Klubs. Baut man aber zu sehr auf diese Spieler, dann steht man unter Umständen im Winter ohne sie, also blöd, da. Insofern: Liebe Klubs, leiht euch keine Spieler mehr aus Salzburg.