Der LASK entdeckt sein Rückgrat

Die Athletiker teilten am Dienstag mit, dass sie die vom Protestkomitee reduzierte Strafe von vier Punkten akzeptieren und auf weitere Schritte verzichten. Eine Einsicht zur richtigen Zeit.

Es ist letztlich auch egal, aufgrund von welchem Umstand der LASK insgesamt eingesehen hat, dass der Liga noch mehr Schaden zugefügt wird, wenn man vor das Schiedsgericht zieht.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Kommentar von Georg Sander

 

Als wäre die Corona-Krise inklusive Pause nicht genug gewesen, setzte der LASK mit seiner dumm-dreisten Trainingsaktion (>> siehe Video) auch noch die Fortsetzung und somit den Fortbestand der Bundesliga und seiner Klubs aufs Spiel. Es hagelte Kritik und sechs Punkte Abzug, die vom Protestkomitee noch auf vier reduziert wurden, sowie ferner eine Geldstrafe. Am Dienstag gaben die Athletiker im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt, den Gang vor das Ständig Neutrale Schiedsgericht nicht anzutreten.

„Obwohl wir mit vier Punkten mehr sicherer Dritter wären, und dies mindestens drei Millionen für uns bedeutet hätte, akzeptieren wir die Strafe, weil wir die Liga nicht ins Chaos stürzen wollen“, erklärte Präsident Siegmund Gruber, der jüngst zudem sein Aufsichtsratsmandat zurück gelegt hatte. Der Hintergrund der Überlegungen, den Instanzenweg zur Gänze zu gehen war bekanntlich, dass der LASK argumentiert hatte, der Punkteabzug müsse für die kommende Saison gelten und es die Sorgfaltspflicht eines Kaufmanns gar nicht anders zulasse. Nun wird, vorbehaltlich möglicher Anzeigen für die Verantwortlichen, die Causa erledigt sein. Außer für die Oberösterreicher, die einen Imageschaden reparieren müssen.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

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Jo-mei-Mentalität

Zwar betonte Gruber, Druck käme nicht von Sponsoren oder der Liga, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Ein Schauplatzwechsel nach Wien-Hütteldorf kann eine Erklärung liefern. Das Management des SK Rapid hatte wohl auch nicht mit so einer krassen öffentlichen Aufregung rund um das sexistische Plakat gerechnet. Es gibt nun keine Jo-mei-Mentalität mehr, Diskussionen werden mittlerweile ganz anders geführt. Und ein ramponiertes Image kann noch schwerer wiegen als die Frage, ob man in der Liga Zweiter, Dritter oder Vierter wird, alle finanziellen Konsequenzen aufgrund der Europacup-Quali zum Trotz. Binnen Minuten kann aus einem kleinen Fehler dank drei, vier Tweets eine tagelange Aufregung werden. Die einen mögen dies Empörertum nennen. Wenn es aber darum geht, Fehlentwicklungen aufzuzeigen, ist das aber begrüßenswert.

 

Rückgrat entdeckt

Der silberrückige Fußballmanager ist berechtigterweise nicht mehr en vogue. Siegmund Gruber hatte diesen gerne gegeben und man hatte nun offenbar die Einsicht, dass Fußball im Jahr 2020 eine andere gesellschaftliche Relevanz hat als 2000 oder 1980. Und anderen Mechanismen folgt, die auch ohne Corona-Krise nun einmal da sind. Es ist letztlich auch egal, aufgrund von welchem Umstand der LASK insgesamt eingesehen hat, dass der Liga noch mehr Schaden zugefügt wird, wenn man vor das Schiedsgericht zieht. Es zeugt schon von Rückgrat, den Blick über den Paschinger Tellerrand schweifen zu lassen und nicht alles, was rechtlich möglich ist auch zu tun.

Und was ist das Learning für die gesamte Liga und den österreichischen Fußball? Es bleibt zu hoffen, dass diese Causa die Hemschwelle für uneinsichtigen Funktionäre mit Hang zu waghalsigen Aktionen noch einmal erhöhen wird.