Corona-Behördenwirrwarr kostet Zeit, Nerven und Existenzen

Die Behördenwillkür bei Fußballspielen hält an. Im Oktober werden Spiele in Niederösterreich ohne Zuschauer stattfinden, außer in der Bundesliga. Altach muss gegen die WSG Tirol vor 500 Fans spielen. Es geht um Existenzen, obwohl die Hausaufgaben auf Punkt und Beistrich erfüllt wurden.

+ + 90minuten.at + + Ein Kommentar von Georg Sander

 

Niemand will ernsthaft, dass Menschen sich wegen Stadionbesuchen mit dem Corona-Virus infizieren. Der ÖFB zog letzte Woche Bilanz aus dem (Amateur-)Fußball: Knapp 14.000 Spiele, keine eindeutig zuordenbare Cluster. Rapid spielte vor 10.000 Fans gegen die Admira, kein Cluster. Trotzdem beschränkte die Regierung, allen Ankündigungen regionaler Ampelschaltungen zum Trotz, die Maximalzahl auf 3.000. Wie auch immer man auf die Zahl kam. Am Freitag setzten die regional zuständigen dem noch eines drauf: Altach gegen die WSG Tirol muss – die Info kam nur einen Tag vor dem Duell – vor 500 statt vor 3.000 Fans stattfinden. Und als wäre dies  nicht schon Strafe genug, muss die Gastronomie auch noch geschlossen bleiben. Obwohl es in der Cashpoint Arena über 4.000 Sitzplätze gibt. In Niederösterreich, so Landeshauptfrau Mikl-Leitner, werden die Zuschauer ab Oktober ausgesperrt, wenn die Ampel orange zeigt.

 

Wider der Erkenntnis

Die Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH) verlautbarte am Freitag im Zuge einer Pressekonferenz, dass eine Ansteckung im öffentlichen Raum eher selten vorkomme. Oftmals aber im privaten Bereich, weiters in der Arbeit oder durch Reiserückkehrer. Natürlich ist es eine Grundsatzfrage, ob Events erlaubt sein sollen oder nicht, sie sind es, die Behördenvorgaben dazu sind aber kurzfristig und widersprüchlich. Altach-Geschäftsführer Christoph Längle schildert die Vorgehensweise der Behörden: "Wir haben über die Medien erfahren, dass die Ampel Orange werden soll. Darauf haben wir gestern die Behörden kontaktiert. Heute hat es leider keine Kommunikation mehr gegeben. Der Bescheid wurde uns um 11:50 Uhr kommentarlos zugestellt." Zwar berichten Groundhopper, dass das Einhalten des Mindestabstandes nicht immer gegeben sei, Cluster, siehe oben, kämen aber eher selten vor. Und was machen Fußball- und Sportfans, wenn sie ihre Lieblingsteams nicht im Stadion sehen? Nicht wenige werden sich privat treffen, wo das Ansteckungsrisiko offenbar höher ist als in einem Stadion. Vor allem im Profibereich, wo, das zeigen die TV-Bilder deutlich, auf die Einhaltung der über den Sommer ausgearbeiteten Hygienekonzepte geachtet wird. 

 

Wer soll das bezahlen?

Im Fußball-Bereich werden zu Normalzeiten viele Millionen Euro umgesetzt. Dies war unter anderem auch der Grund, warum die Bundesliga in Punkto Prävention eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Die bisherigen Spiele sind zur vollsten Zufriedenheit – inkl. Regierung – abgelaufen. Eines ist aber auch klar: Professioneller Sport kostet auch viel Geld. Für die Ausfälle – Salzburg-Geschäftsführer Stephan Reiter sprach vergangenes Wochenende beispielsweise von Abgängen von mehreren Millionen Euro – wird die Allgemeinheit parat stehen (müssen). Die erste Phase des Sportfonds wird bereits berechnet und in Kürze ausgezahlt. Wenn man sich nun, siehe Altach, nicht einmal mehr 24 Stunden vor dem Spiel sicher sein kann, mit wie vielen Einnahmen man rechnen kann, weil die Behörden vor Ort gegen Erkenntnisse der AGES neue Beschränkungen aussprechen, wird das teuer. Zudem kostet es Nerven und am Ende möglicherweise auch Existenzen.

Und, zuletzt muss man sich auch fragen: Warum muss man mit teils absurden Behördenbescheiden den Steuerzahler noch mehr in die Pflicht nehmen und parallel die ausübenden Vereine und Verbände an den Rand ihrer Existenz bringen, obwohl diese ihre Hausaufgabe auf Punkt und Beistrich erfüllt haben?