Es bleibt alles anders: Sechs Runden, sechs Beobachtungen

Die neue Zwölferliga kehrt aus der Länderspielpause zurück. Die ersten sechs Runden inklusive Europacupsommer brachten Bekanntes zu Tage - und es wird so bleiben.

Ein Kommentar von Georg Sander

 

Die ersten Runden sind gespielt, die Europacuptickets für die Gruppenphasen vergeben. Vieles bleibt beim Alten, trotz neuer Liga. Etwa, dass Red Bull Salzburg aus der Champions League-Quali fliegt, national aber das Maß der Dinge bleibt. Oder dass Rapid und Austria  früh Probleme haben. Sturm startet normalerweise gut, aber aus verschiedenen Gründen klappt es da jetzt nicht. Für Überraschungen sorgen andere Teams. Und die Aufsteiger tun sich zusehends schwer, wie der SKN damals in seiner Debütsaison. Es bleibt alles eben anders. 

 

1. Die Bullen sind das Maß der Dinge

Die Ligaauslosung hat es den Salzburgern nicht schwer gemacht, sechs Siege aus sechs Spielen einzufahren. Und international, was soll man da groß sagen? Am Ende hat man trotz eines seltsamen Auswärtsauftrittes alles weitgehend richtig gemacht, auch nach dem 2:2 von Belgrad gute Chancen auf ein weiteres Tor – es hat halt nicht sein sollen. Wie letztes Jahr geht man „dank“ Auswärtstorregel in die Europa League. Dort muss man nach der letzten Saison und angesichts der Gegner Rosenborg und Celtic eigentlich aufsteigen. Wer weiß, was dann folgt. Dass selbst ein Erfolgslauf bis ins Halbfinale nichts an der Ligaperformance ändert, wissen wir seit letztem Jahr, auch wenn die umworbenen Haidara, Lainer und Samassekou im Winter gehen, steht adäquater Ersatz bereit. Wenig hindert die Bullen, mit einem Meistertitel endlich in die Champions League einzuziehen – es wäre dann am Ende die „längste Champions League-Qualifikation“. Dass sie dieses Jahr vor ernsthafte Probleme in der Bundesliga gestellt werden, scheint ausgeschlossen.

 

2. Schwächelnde Konkurrenz

Das liegt vor allem an den sogenannten Big4. Acht bzw. neun Punkte Rückstand haben Austria sowie Rapid und Sturm innerhalb von sechs Runden aufgerissen. Würden die Punkte nach 22 Runden nicht halbiert, könnten sie jetzt schon Gratulationen Richtung Salzburg senden. Gut, Rapid (8. Runde, in Salzburg) und Sturm (10. Runde, in Graz) können da schnell wieder für Spannung sorgen, aber wer sich die Performance der Salzburger 1b ansieht – Prevljak, Mwepu, Todorovic und Co. - sieht auch da wenig Land. Warum läuft es so unrund in den großen Fußballzentren? Rapid ist wiedereinmal mehr mit sich selbst beschäftigt, kann sich wohl glücklich schätzen, es noch in die Europa League geschafft zu haben. Die Austria baut um und ist offensichtlich noch nicht so weit, dass man daheim und auswärts gleichwertig anschreibt. Bei Sturm überfordert der Trainer eine Mannschaft, die ohnehin nur noch halb dasteht, weil plusminus die andere Hälfte an Feldspielern der vergangenen Saison nach Wien abwanderte.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

3. Andere springen ein

Also begeben sich auch andere Vereine auf die Mission Meistergruppe. Etwa der SKN St. Pölten, der selbst nicht so genau wissen dürfte, warum man nach sechs Runden 14 Zähler hat. Anscheinend hat Didi Kühbauer die richtigen Worte, die passende Taktik und kluge Neuzugänge gefunden – und obendrauf eine Siegermentalität, falls es so etwas überhaupt gibt, Griechischer Wein inklusive. Mit ein bisschen Nachhilfe vom Fußballgott läuft es dann eben, wenn es läuft. Und der LASK? Die hätten sich ein Weiterkommen gegen Besiktas auch verdient, sind danach zumindest ergebnismäßig nicht ins Loch gefallen. Freilich kann man drüber diskutieren, wie man die Mannschaft zusammenhält, aber die Athletiker haben diesen Vorteil nun einmal. Atmosphärisch rein passt da auch noch der WAC. Mit etwas mehr St. Pöltner Spielglück würde man auch vor der Austria, Rapid und Sturm stehen. Christian Ilzer hat da in schnellster Zeit ein Gebilde auf die Beine gestellt, das um die Meistergruppe mitreden kann. Und wenn wir jetzt durchrechnen: Big4 plus der Überraschungs-SKN und die stabilen LASKler sowie WAC – da wird nach 22 Runden einer auf der Strecke bleiben. Fragt sich nur, wer? Etwa gleich einer der Aufsteiger?

4. Aufsteiger = Absteiger?

Gar nicht so unwahrscheinlich, dass erstmals seit Vorwärts Steyr 1999, einen Aufsteiger gleich wieder erwischt. Wacker Innsbruck hadert mit vielem, steht am Ende mit zu wenig da. Karl Daxbacher ist schon einmal souverän aufgestiegen, scheiterte in der Bundesliga. Das will er jetzt nicht wiederholen, aber auf die Konkurrenz weiter oben fehlt einiges. Dass das beim TSV Hartberg der Fall sein würde, war schon vor der Saison klar. Doch die Klubs sind dennoch eine Bereicherung. Zwar trauen die Tiroler Fans dem Braten noch nicht ganz, zwar gibt es in Hartberg nicht einmal annähernd so viele, aber die Innsbrucker haben Potential und die wenigsten Fans im Schnitt hat gegenwärtig der SV Mattersburg, nicht der Aufsteiger aus der Steiermark.

 

5. Krisenherde

Der SV Mattersburg und Altach sind die offensichtlichsten Krisenherde. Da hatte man sich vom Saisonstart sicherlich mehr erhofft. Der SVM hat bereits reagiert, Altach hinterlässt den Eindruck, dass es noch irgendwie werden wird. Und die Admira? Die hat ohnehin kommuniziert, dass es diesmal nur um den Klassenerhalt geht. Der Unterschied zu den zwei anderen: Die Admira hat nicht nach oben geschaut. Ist noch alles drinnen, auch die oberen Sechs, siehe Punkt „Schwächelnde andere Big4“. Allen Teams unten drinnen kommt die Halbierung der Punkte genauso entgegen wie Rapid und Co. Wenn man jetzt nicht unglaublich abreißen lässt, wird es auch im Frühjahr noch um viel gehen, anders als letzte Saison.

 

6. Fanthematiken

Ein weiter bestehenden Thema ist der Bereich der Fans. Die kommen zu selten, beziehungsweise halt noch nicht so viele, wie man gerne hätte. Nach diversen weniger intelligten Aktionen sorgen die von Medien auch gerne „sogenannten Fans“ für schlechte Schlagzeilen. Neben der Einzelverfehlung des Becherwurfs in Graz sollen sich im Umfeld von LASK gegen Rapid einige Fans geprügelt haben, die Wiener Polizei hat für alle vollkommen unverständlich die Slovan-Fans öffentlich anreisen lassen, mussten dann den Wacker-Fans gegenüber den großen Mann markieren, gemeinsam mit dem Rapid-Ordnerdienst. Von diversen Spruchbändern mit mehr oder weniger unschönen Inhalten und Trainer-Raus-Rufen fangen wir da gar nicht erst an.

 

Es bleibt eben alles anders. Anders, als man es gerne hätte.