Ist das die 2. Liga eines Landes mit Champions-League-Fixplatz?

Die neue 2. Liga hat weder einen Fehlstart hingelegt, noch ein fulminantes Auftaktfeuerwerk. Wirtschaftliche Stabilität kann aber nur Startpunkt sein.

Ein Kommentar von Georg Sander

 

Nun war es im Sommer so weit. Leberkäse, Bier, erdiger Fußball. Das sollte die neugeschaffene 2. Liga bringen. Viel wichtiger aber: Finanzielle Stabilität. Denn alleine in den letzten zehn Jahren verging kaum eine Saison, die komplett auf dem grünen Rasen statt auf dem grünen Tisch entschieden wurde. Nur 2010/11 und 2014/15 verliefen ohne Konkurse, Insolvenzen und Punkteabzüge. Darum nun eine Reform. Es gab verschiedenste Interessen zu vereinen: Infrastruktur, Wirtschaftlichkeit, TV-Präsenz, Ausbildung, Direktaufstieg aus der Regionalliga. Damit soll diese 2. Liga nun zukunftsfit sein. Doch ist sie das wirklich?

 

Unausweichlich, aber!

Eine Änderung des Ligaformats schien also unausweichlich. Was die wirtschaftliche Stabilität betrifft, muss noch abgewartet werden, wie der Absteiger reagieren wird, wenn es statt gegen Rapid gegen den FAC, statt Red Bull Salzburg gegen Liefering und so weiter geht. Allerdings muss sich da jeder Klub drauf vorbereiten, der Richtung Qualifikationsgruppe unterwegs ist, also aktuell u.a. Rapid und auch Sturm. Und der Abstieg war in finanzieller Hinsicht schon bislang nicht einfach verkraftbar. Und auch wenn die Zuschauer weniger zahlreich erscheinen, dürfte die Entscheidung für eine nicht-professionelle 16er-Liga zur Zeit richtig sein. Wer sich mit der Historie der zweiten Spielklasse Österreichs noch eingehender beschäftigt, kann den Aspekt "Wirtschaft" als Hauptfehlerquelle ausmachen. Insofern scheint das derzeitige Format unausweichlich. Jedoch nicht, ohne "Aber" zu sagen.

Wohlwollende Analysen, wie sie Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits im Interview darlegt, müssen hinterfragt werden. Selbstbewusstes Auftreten der Funktionäre, wie es David Wimleitner von Blau Weiß Linz gegenüber 90minuten.at an den Tag legt, dürfen nicht dazu verleiten, die neue 2. Liga allzu positiv zu bewerten. Wenn es in Zukunft aber dabei bleiben sollte, dass man sich über ein paar junge Kicker freut, man sich auf die Schulter klopft, dass die finanziellen Spielregeln gegenüber Liga und Fiskus eingehalten werden, greift die Reform insgesamt wohl zu kurz.

 

Nicht von heute auf morgen

Freilich braucht ein Zweitligaklub nicht notwendigerweise ein Stadion, das für Europa-League-Qualifikationsspiele verwendbar ist. Oder unbedingt einen 23-Mann-Vollprofikader und Zuschauerzahlen im mittleren vierstelligen Bereich. Schließlich ist das noch Österreich und man muss unter Umständen sehr weit in die Zukunft blicken, um neben dem Aufstiegswilligen GAK und ferner Dornbirn mit dem Sportclub, der Vienna, dem Kremser SC, dem SC Bregenz oder gar Austria Salzburg traditionsreiche Namen mit großem (?) Anhang für eine zweite Liga zu imaginieren. Jedoch wäre es am Ende des Tages doch empfehlenswert, eine Vorstellung davon zu entwickeln, was eine zweite Liga in einem Land wie Österreich sein kann oder soll. 

Immerhin ist das die zweite Leistungsstufe eines Landes, das um einen Champions League-Fixplatz spielt – da darf die Frage erlaubt sein, ob es das Ende der Entwicklung ist, wenn der Floridsdorfer AC vor 358 Schaulustigen gegen SV Licht-Loidl Lafnitz spielt.

 

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