Warum der Video-Schiedsrichter auch in Österreich kommen muss
Das Spitzenspiel zwischen dem SK Rapid Wien und Red Bull Salzburg war weder an Highlights, noch an Aufregern arm. Der Umgang mit spielentscheidenden Szenen im Millionenbusiness Fußball muss endlich überdacht werden. Auch in Österreich.
Ein Kommentar von Georg Sander
Spielminute 7 bei Rapid gegen Salzburg: Hätte Duje Caleta-Car noch eingreifen können oder nicht? Also: Gelb oder Rot? Spielminute 31: Tor für Salzburg, alles regulär. Fälschlicherweise wird auf Abseits entschieden. Der Ausgleich wäre so früher gekommen als es tatsächlich passiert ist. Spielminute 81: Schiedsrichter und Linienrichter sehen Giorgi Kvilitaias Handspiel nicht. Ausgleich und noch heißere Schlussphase oder drei Zähler für Red Bull? Fakt ist: Selbst mit einem Videoschiedsrichter kann nicht jede Situation ausgeräumt werden. Eines hat das Schlagerspiel zwischen Rapid und Salzburg jedenfalls gezeigt: Ein Videoschiedsrichter hätte gestern einiges zu tun gehabt.
Es geht nicht drum, nie wieder zu diskutieren
Nicht jede noch so klar definierte Regel wird jede Diskussion ausräumen. Das sieht man derzeit in der deutschen Bundesliga eindrucksvoll. Dabei ist der Eingriff des Video-Assistenten eng gefasst. Bei Torerzielung (Foul, Handspiel, Abseits und andere Regelwidrigkeiten), Elfmeter (nicht oder falsch geahndete Vergehen), roten Karten (nicht oder falsch geahndete Vergehen) oder der Verwechslung eines Spielers (bei Roter, Gelb-Roter oder Gelber Karte) darf eingefriffen werden.
Fragezeichen
Während dann beispielsweise Minaminos Abseitstor hätte zählen können bzw. müssen, ist die Sache bei der Schobesberger/Miranda-Situation nicht so klar. Das Foul ist sehr weit vor dem Tor, ob Caleta-Car noch ran gekommen wäre, ist die zu diskutierende Frage. Die Regel 12 besagt, ein feldverweiswürdiges Verhalten ist das „Vereiteln einer offensichtlichen Torchance für einen auf sein Tor zulaufenden Gegenspieler durch ein Vergehen, das mit Freistoß oder Strafstoß zu ahnden ist.“ Läuft Schobesberger aufs Tor zu? Ja. Könnte Caleta-Car noch Zugriff haben, bevor der Rapidler zum Abschluss kommt? Eventuell. Und im Zweifel für den Angeklagten, oder?
IFAB muss klare Kante beweisen
Wie bei der Dreifachbestrafung, die sich im Sommer geändert hat, wären hier klarere, deutlichere Regeln vonnöten. Etwa ein Radius, in dem sich ein weiterer Spieler bedingen muss oder die Position zum Tor. Die andere Situation ist eine Sache des Video-Assistenten. Denn eines darf man nicht vergessen: Es geht mittlerweile um sehr viel Geld. Der zweitplatzierte Klub diese Saison wird 2018/19 Champions League-Quali spielen. Nehmen wir an, Rapid fehlen am Ende drei Punkte auf den zweiten Platz. Drei Punkte, die sie gestern bei einer Roten für Miranda vielleicht geholt hätten. Der Unterschied: Für die Spielzeit 2016/17 erhielt Rapid 3,6 Millionen Euro für eine gespielte Europa League-Gruppenphase. Salzburg, dass im CL-Playoff ausschied, erhielt für die Teilnahme am Playoff und die Gruppenphase der Europa League über 8 Millionen Euro.
Es geht um zu viel
Und diese Schnittpunkte, bei denen es immer heißt, es würde sich über die Saison hin ausgleichen, werden immer mehr. Man denke beispielsweise an Salzburgs Tor in Rijeka, das zu Unrecht nicht gegeben wurde. Oder die Bundesligareform. Da können Fehlentscheidungen nicht nur über den Meister, die Qualifikation zur europäischen Wettbewerben oder den Abstieg von der Profiliga in die zweite, unter Amateur-Bedingungen ausgetragene Leistungsklasse bedeuten. Auch das Splitten in oberes und unteres Playoff nach 22 Runden wird wohl über Einnahmen entscheiden.