Die Jeder-kann-jeden-schlagen-Liga

Die Jeder-kann-jeden-schlagen-Liga

Die heimische Tabelle zeigt sich nach acht Spieltagen divers wie schon lange nicht. Das liegt aber nicht nur an verschobenen Spielen oder schwächelnden Topteams.

Acht Spieltage 2023/24: Red Bull Salzburg vor dem SK Sturm. 2022/23: Salzburg vor dem LASK. 2021/22: Salzburg vor Sturm. 2020/21: Salzburg vor dem LASK. Auf den ersten Blick hat sich wenig geändert, denn nach Verlustpunkten führen die Bullen die Tabelle vor den Blackies an.

Aber irgendwas ist anders in diesem Jahr. Dem Gefühl nach kann derzeit jedes Team jedes andere schlagen, sieht man vom noch nicht in der Liga angekommen Aufsteiger GAK einmal ab. Ein Abo auf Siege hat derzeit kein Klub.

Es gibt einige offensichtliche Gründe: Salzburg hat sich am Transfermarkt mit der Verjüngung offensichtlich verdribbelt; da fehlen noch ein paar Spiele, bis das Werk'l wieder läuft. Sturm ist wohl im Kopf mehr in der Königsklasse als in der Bundesliga. Der LASK hatte einen eher schlechter Sommer; Markus Schopp muss das Ruder jetzt herumreißen – es könnte noch früh genug gewesen sein. Doch an dieser Stelle darf die Analyse nicht enden.

Wien hat Hausaufgaben gemacht

Denkt man an Topklubs, fallen natürlich auch immer die Namen Rapid und Austria. Dass es bei den Hütteldorfern am Platz aktuell gut läuft, sieht man anhand der Tabelle. Allerdings ist das auch kein Selbstläufer, bekam die Klauß-Elf beispielsweise gegen Blau-Weiß Linz auch schon eine auf den Deckel, kam gegen den LASK jüngst nicht über ein 1:1 hinaus.

Dass beim SK Rapid immer etwas los ist und es auch Rückschläge gibt, darf nicht über die in diesem Sommer gute Transferzeit hinwegtäuschen. Fast jeder Katzer-Neuzugang ist ein Treffer. Das wird auf Sicht Stabilität schaffen.

Foto © GEPA
Die Wiener Austria vermag keine Feuerwerke abzubrennen, aber stand schon einmal schlechter da

Austria Wien hat eine Vielzahl an Problemen, scheint aber mit Stephan Helm zumindest einen Trainer gefunden zu haben, der sie in die Nähe des Minimalziels Meistergruppe coachen könnte. Mit einem gewissen Preis. Die vielen Routiniers am Feld – die elf am meisten in der Bundesliga eingesetzten Spieler haben einen Altersschnitt von über 27 Jahren – trüben vielleicht den Blick in die Zukunft, aktuell funktioniert es aber. Nicht zu vergessen ist, dass man in den letzten drei Spielen Sturm, Rapid und Salzburg bespielen musste. Sagen wir so: Fußballwien war schon einmal weiter weg von der Musik als bisher.

Chapeau in die Provinz

Mit dem Wolfsberger AC und Blau-Weiß Linz spielen gleich zwei kleinere Klubs oben mit. Beide schaffen das mit unterschiedlichem Background. Die Oberösterreicher setzen auf Kontinuität, nicht nur der Trainer ist bereits seit drei Jahren im Amt, auch am Feld steht eine eingespielte Truppe.

Unter den elf Spielern mit den meisten Bundesliga-Einsätzen sind mit Anderson und Thomas Goiginger zwei routinierte Neuzugänge sowie der (derzeit verletzte) Martin Moormann. Dass der erfahrene Stürmer Ronivaldo mit sechs Toren in acht Auftritten in bester Form ist, ist ein weiteres Puzzlesteinchen, warum es läuft. Immerhin stellte man auch den regierenden Meister vor eine schwer lösbare Aufgabe.

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Wer Kühbauer holt, bekommt Kühbauer. Das bedeutet aktuell einen guten Saisonstart

Quasi komplett konträr hat der WAC gehandelt. Mit Didi Kühbauer kehrt nach neun Jahren ein Wolfsberger Erfolgstrainer zurück. Der Kader wurde kräftig umgebaut. Um das zu untermauern, hilft ein Blick auf die elf am meisten eingesetzten Spieler: Bis auf die Routiniers Dominik Baumgartner und Simon Piesinger sowie die „Aktien“ Thierno Ballo und Adis Jasic sind alle anderen Neuzugänge. Dass Trainer Kühbauer bei seinen Teams vor allem zu Beginn zu sehr positiven Leistungen führen kann, ist wohlbekannt; dass es dann auch einmal schlecht laufen kann wie gegen die WSG Tirol, gehört dazu. Aber so ist man eben auch vorne mit dabei.

Auch der Rest passabel unterwegs

Mittendrin im Kampf um die Meistergruppe sind zudem noch wie gewohnt Austria Klagenfurt und nun auch der TSV Hartberg. Würden beide ihre offenen Spiele gegen Salzburg gewinnen, wären die Kärtner aktuell Vierter, die Steirer Sechster. Die WSG Tirol hat zuletzt mit zwei Achtungserfolgen aufgezeigt, beim SCR Altach zeigt die Formkurve eher nach unten, aber bei irgendwem muss sie das tun. Dass der LASK auf Sicht Vorletzter bleiben wird, ist eher ausgeschlossen. Aber nicht einmal der noch sieglose GAK hat sich bislang komplett aus dem Stadion schießen lassen.

Zusammengefasst: Mag sein, dass die großen Dominatoren der letzten Jahre sich aktuell viel mit sich selbst und der eigenen Leistung befassen. Aber das liegt auch daran, dass der Rest ziemlich passabel unterwegs ist.

Das wird in dieser Saison für vielleicht noch mehr Spannung sorgen, als in den letzten Jahren, auch wenn sich Salzburg und Sturm am Ende dann durchsetzen werden. Weil wenn es im Fußball immer um das meiste Budget und den höchsten Marktwert ginge, müsste man ja gar nicht ins Stadion gehen.


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