Titelkampf, Entlassungen, Abstieg - die Thesen zur Bundesliga
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Titelkampf, Entlassungen, Abstieg - die Thesen zur Bundesliga

Jedem Verein seine These. Die Redaktion diskutiert über Salzburgs Umbruch, Sturms Doppelbelastung, Rapids Entwicklung und mehr.

SK STURM GRAZ

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THESE: Sturm muss erst lernen, mit der Champions-League-Belastung umzugehen. Der Grunddurchgang wird zur Qual.

René Mersol: Es ist ja nicht so, dass Sturm in den letzten Jahren nicht bereits Erfahrung mit der Dreifachbelastung gesammelt hätte. Dazu verfügt man mit Christian Ilzer und seinem Trainerteam über Personal, das akribischer kaum sein könnte. Dort wird man damit umzugehen wissen. Wichtig wird ein guter Start sein und den Flow aus der Vorsaison wieder aufzunehmen. Dazu kommt die Euphorie im und um den Klub, die zusätzlich Energie freisetzt. Dann mache ich mir im Grunddurchgang keine allzu großen Sorgen. Wenn da etwas wegen der Mehrfachbelastung zur Qual wird, dann eher das Frühjahr, weil die Kräfte schwinden. Geht der Start aber in die Hose, ist tatsächlich zu befürchten, dass der Verfasser der These sich nicht ver-orakelt haben wird.

Michael Fiala: Die spannende Frage aus meiner Sicht wird sein, wie auch die Fans mit dieser Belastung umgehen. Die Euphorie in Graz seit dem Doublegewinn ist groß wie selten zu vor. Mit der Champions-League-Gruppenphase und natürlich auch dem Anspruch, in der Meisterschaft eine wichtige Rolle (=Meisterschaftskandidat) zu spielen, hängen die Trauben hoch, da können Rückschläge in der Meisterschaft schnell mal die Stimmung drücken. Wie werden die erfolgsverwöhnten Fans dann reagieren? Wie wird die Stimmung sein, wenn es in der Meisterschaft nach fünf oder zehn Runden nicht so läuft? "Die Fans sind also in der Pflicht, das Kommende richtig einzuordnen", schreibt daher auch Jürgen Pucher in seinem aktuellen 12 Meter.

FC RED BULL SALZBURG

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THESE: Wieder ein Umbruch und keine großen Transfers: Salzburg wird wieder nicht Meister.

Simon Urhofer: Nachdem ich mich in einer früheren Ausgabe der "Ansichtssache" diesbezüglich schon einmal zu weit aus dem Fenster gelehnt habe, widerspreche ich dieser These diesmal nur mit Vorbehalt. WENN die Salzburger es unter Lijnders schaffen, ihre größte Stärke – und die liegt mit Sicherheit im Pressing – endlich wieder wie gewohnt auszuspielen, und WENN es der Verletzungsteufel diesmal besser mit ihnen meint, wird kein Weg an einem Meister Red Bull Salzburg vorbeiführen. Klar ist aber auch, dass der aktuelle (sehr junge) Kader dringend Verstärkung benötigt. In dieser Zusammenstellung, mit kaum Alternativen auf wichtigen Positionen, die komplette Saison zu bestreiten, würde ich extrem riskant finden. Die erste Elf gefällt mir aber momentan recht gut.

Harald Prantl: Angesichts der bislang sehr ruhigen Transferphase würde ich noch nicht von einem Umbruch sprechen. Die Betonung liegt auf noch. Denn gefühlt hat die Transferzeit für die Salzburger dieser Tage erst so richtig begonnen. Ich rechne ab September mit einem mehr als schlagkräftigen Team, das qualitativ hierzulande wieder das Nonplusultra sein wird. Pep Lijnders wird die die "Bullen" zurück auf die Erfolgsspur führen. Auch, weil Hauptkonkurrent Sturm Graz sehr mit der Champions League beschäftigt sein wird.

LASK

LASK
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THESE: Um bis zum Ende im Titelkampf zu bleiben, muss man Ruhe bewahren. Das wird der LASK niemals schaffen.

Simon Urhofer: Ich gehe davon aus, dass diese These in die Richtung geht, dass Thomas Darazs zu rasch entlassen werden könnte, sollten die Ergebnisse ausbleiben – mit Blick auf die jüngere Trainerhistorie des LASK keine unberechtigte Befürchtung. Menschlich wie sportlich hat Darazs seit seiner etwas holprigen Bestellung zum Interimscoach bisher aber einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Ich sehe momentan keinen Grund, warum die Linzer ihren zuletzt attraktiven Fußball nicht auch in der neuen Saison ähnlich erfolgreich praktizieren sollten. Tatsächlich rechne ich damit, dass der LASK heuer ein noch ernsteres Wörtchen um die Meisterschaft mitreden können wird als im Vorjahr. Die bisherigen Linzer Einkäufe finde ich (rein fußballerisch betrachtet) sehr vielversprechend.

Daniel Sauer: Wenn Ruhe das Ziel war, hat man sich beim LASK in den vergangenen Wochen bekanntlich schon mehrere Eier gelegt. Die letzten Jahre haben uns gelehrt, dass die Linzer immer wieder für einen Aufreger gut sind - ich rechne nicht damit, dass sich das ändert. Mit dem Trainer hat das wenig zu tun, auch ich zweifle nicht an Thomas Darazs. Rein sportlich ist dem LASK wieder viel zuzutrauen, der Kader ist gut aufgestellt. Um dann im Titelkampf aber wirklich eine Rolle spielen zu können, wird sich die Vereinsführung von ihrem Konfrontationskurs verabschieden müssen, damit der Fokus auf dem wesentlichen bleiben kann. Aktuell haben Sturm und Salzburg in diesem Bereich Vorteile.

SK RAPID

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THESE: Rapid macht den nächsten Entwicklungsschritt unter Robert Klauß und setzt sich wieder in den Top 3 fest.

Michael Fiala: Das ist auf jeden Fall der Plan und das Ziel von Rapid selbst. Nach der abermals eher durchwachsenen Saison mit dem Trainerwechsel im laufenden Betrieb, hat Robert Klauß nun erstmals eine komplette Saisonvorbereitung hinter sich. Gegen den Ball hat man bereits in den vergangenen Monaten eine Entwicklung gesehen. Mit dem Ball tun sich die Hütteldorfer noch schwer, und es wird wohl auch sehr davon abhängen, wie sehr Klauß diesen Bereich entwickeln kann. Und, eines darf man nie vergessen: Hütteldorf ist ein Pulverfass, auch wenn derzeit der Deckel sehr fest darauf sitzt. Zudem darf man die ersten drei Pflichtspiele der Hütteldorfer im Cup und der Europa League-Quali nicht überbewerten.

Georg Sohler: Mit einem Nicht-Klauß-Kader hat der Trainer vor allem eine Achillesferse der Hütteldorfer behoben: Die Auftritte auf den sogenannten Dorfplätzen. Die Transfertätigkeit der Rapidler wirkt klug, insofern denke ich, dass sie besser performen als letztes Jahr. Wenn eine der Offensivkräfte noch die 13 Ligatore von Marco Grüll kompensiert, sehe ich wenig, was gegen die Top3 spricht. Schon vergangene Saison hat auf Rang drei eigentlich recht wenig gefehlt. Ich stimme der These aber nur unter Vorbehalt zu. Denn es wird auch Schwächephasen geben und diese muss der Verein gemeinsam durchstehen. Es ist Katzer und Klauß zu wünschen, dass sie diese überstehen können. Hundert Prozent überzeugt bin ich aber noch nicht.

TSV HARTBERG

TSV HARTBERG
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THESE: Hartberg ist mittlerweile eine gut geölte Maschine. Egal, wer in der Startelf steht, die Steirer schaffen es in die Meistergruppe.

Georg Sohler: Entrup, Diakité, Frieser. Das ist durchaus ein Brett für einen Klub wie den TSV. Aber Markus Schopp ist es zuzutrauen, auch aus dem vorhandenen Kader das Maximale herauszuholen. Vor allem auch deshalb, weil da mit Spielern wie Havel, Schwarz oder Omoregie einige Kicker da sind, die wohl willig sind, den nächsten Schritt zu machen. Die, die bereits da waren, kennen Schopps Prinzipien seit eineinhalb Jahren oder auch länger. Nachdem Klagenfurt eine Wundertüte ist, die Austria sich erst finden muss und der WAC vom Feeling her Qualität eingebüßt hat, sehe ich wenig, was gegen eine erneute Teilnahme an der Meistergruppe spricht. Vielleicht geht ja sogar noch ein bisschen mehr...

René Mersol: Wie Georg bereits richtig schreibt, hat man an durch die Abgänge an Qualität eingebüßt. Ich sehe die Hartberger nicht als Fix-Kandidat für die Meistergruppe, aber gestehe ihnen dennoch realistische Chancen zu. Markus Schopp ist zwar ein "Spielerflüsterer", der es versteht, aus seinen Spielern das Maximum herauszuholen, ich habe aber ein bisschen Bedenken, ob des jungen Kaders. Es ist der mit Abstand jüngste seit dem Aufstieg. Viel wird wohl vom Auftakt abhängen und auch davon, dass Routiniers wie Heil, Kainz oder Avdijaj fit bleiben. Allzu viele Ausfälle dürfen nicht passieren, insofern ist es eben nicht ganz so egal, wer in der Startelf steht.

SK AUSTRIA KLAGENFURT

SK AUSTRIA KLAGENFURT
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THESE: Diesmal wird Klagenfurt den Umbruch nicht so gut verkraften – die Top 6 sind heuer unerreichbar.

René Mersol: Die Pacult-Elf ist immer für eine Überraschung gut, aber heuer sind die Waidmannsdorfer eine bis zum Anschlag prall gefüllte Wundertüte. Es war in den Jahren zuvor schon eine kleine Überraschung, dass sich Klagenfurt recht souverän in die Meisterrunde gespielt hat. Dies aber jeweils mit einem auf dem Papier deutlich potenteren Kader. Die Abgänge von Irving, Karweina & Co. zu verkraften, wird eine Mammut-Aufgabe. Die Ausrufung des Klassenerhalts als Saisonziel ist heuer ausnahmsweise keine Tiefstapelei, sondern purer Realismus. Beim Wort "unerreichbar" würde ich mich aber nicht festlegen, auch wenn die Chance auf die Meisterrunde heuer so klein ist, wie schon lange nicht.

Daniel Sauer: Wie René möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Für Peter Pacult und seine dunkle Magie, die Klagenfurt schon mehrmals weiter nach oben gebracht hat als erwartet, sind die Top 6 sicherlich nicht unerreichbar. Mehrere Spieler im Kader verfügen über unausgeschöpftes Potenzial, einen Sinan Karweina hatten vor einem Jahr auch nur wenige auf der Rechnung. Favoriten sind aber klarerweise andere. Die schon erwähnten Abgänge tun wirklich weh, es wäre keine Überraschung, wenn die Kärntner noch Zeit brauchen, um sich zu finden. Wer weiß, vielleicht hat der Verein 2024/25 ja sogar die Chance, dem Europacup über die Qualifikationsgruppe näherzukommen.

WOLFSBERGER AC

WOLFSBERGER AC
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THESE: Alles beim Alten im Lavanttal: Der WAC verkauft im Winter den nächsten Stürmer für eine Rekordsumme.

Daniel Sauer: Bei allem gebotenen Respekt für die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre: 2024/25 kann sich das eigentlich nicht ausgehen. Falls Thierno Ballo - vereinsinterner Topscorer der Vorsaison - als Stürmer durchgeht, wäre er der einzig denkbare Kandidat für einen lukrativen Verkauf. Bei weniger als 12 Monaten Restvertrag wird der WAC aber wohl keine hohe Summe abrufen können. Dahinter ist die Personaldecke aktuell relativ dünn. Thomas Sabitzer ist zeitnah kein Millionentransfer zuzutrauen. Eigengewächs Erik Kojzek hat eine vielversprechende Vorbereitung hinter sich, aber keinerlei Bundesligaerfahrung. Vielleicht zieht der Verein aber auch noch ein Ass aus dem Ärmel.

Simon Urhofer: Ich kann dem Kollegen Sauer nur zustimmen: Im aktuellen Kader sehe ich keinen Stürmer, der im Winter für einen solchen Transfer in Frage kommen würde. Dem Vernehmen nach hält man im Lavanttal aber sehr eifrig Ausschau nach einer neuen Nummer neun. Ob diese gleich so einschlägt wie Vorgänger namens Shon Weissman oder Mohamed Bamba sei aber dahingestellt. Um ebenfalls die Personalie Kojzek aufzugreifen: Eines Tages könnte der 18-jährige Slowene mit dem wuchtigem Körperbau dem WAC tatsächlich Millionen einbringen. In der ersten ÖFB-Cup-Runde gab er mit einem Doppelpack schonmal ein deutliches Empfehlungsschreiben für baldige Bundesliga-Minuten ab.

FK AUSTRIA WIEN

FK AUSTRIA WIEN
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THESE: Die Austria wird das erste Team sein, das den Trainer wechselt.

Harald Prantl: 2001/02 musste Arie Haan im August nach einem Derbysieg (!) den Hut nehmen. Es war das bisher letzte Mal, dass die Austria in einer Saison als erstes Team den Trainer gewechselt hat. Auf den ersten Blick liegt nach dem peinlichen Europacup-Aus die Vermutung nahe, dass es Stephan Helm ähnlich ergehen könnte. Und doch sprechen einige Dinge dagegen. Aleksandar Dragovic wird die zuletzt arg schwimmende Defensive stabilisieren. Die Offensive ist so gut aufgestellt, dass nicht immer zu Null gespielt werden muss, um zu punkten. Und außerdem ist es angesichts der violetten Gemengelage eher zu erwarten, dass im Falle eines eklatanten Fehlstarts eine Ebene höher die ersten Köpfe rollen.

Michael Fiala: Eigentlich hätte mein Text bis Mittwoch-Abend ganz anders ausgesehen. Doch die Dynamik, die der Fußball hat, ist manchmal nicht einschätzbar. Das Ausscheiden der Austria in der Qualifikation zur Conference League gegen Tampere war schon eine ziemlich peinliche Nummer. Austria-Coach Stephan Helm wirkte nach dem Spiel ein wenig hilflos und musste schon vor dem ersten Spiel der Admiral Bundesliga mit Durchhalteparolen ausrücken. Dem nicht genug, erwähnte er bei der Pressekonferenz nach dem Match sogar das Wort "Doppelbelastung". Das hat mich dann sprachlos zurückgelassen. Ich bin prinzipiell bei Harald, dass es noch Zeit braucht, bis man Helm wirklich anzählt und er gefährdet ist. Eines ist nach dem Tampere-Debakel aber auch klar: Helm ist wohl jener Trainer, der schon vor der ersten Spielsekunde der neuen Bundesliga-Saison am meisten im medialen und öffentlichen Fokus stehen wird.

FC BLAU-WEIß LINZ

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THESE: Es wird eine schwierige Saison für Blau-Weiß. Gerald Scheiblehner wird es bereuen, bei den Linzern geblieben zu sein.

René Mersol: Ich möchte ja wissen, wem diese These eingefallen ist. Der Kader ist qualitativ klar über jenen der Vorsaison zu stellen, dazu verfügen die damaligen Bundesliga-Neulinge (ob Spieler, Trainer oder Funktionäre) nun über ein Jahr Erfahrung auf höchstem heimischem Niveau. Gerald Scheiblehner weiß genau, was ihn in der kommenden Saison erwartet und hat sich ganz bewusst dafür entschieden. Der Verein hat in den letzten zwölf Monaten eine durchwegs positive Entwicklung hingelegt, die Tendenz geht klar nach oben. Diesen Umstand hätte Scheiblehner bei der Austria so nicht vorgefunden, wo die Zukunft nach wie vor von Unsicherheiten geprägt ist.

Simon Urhofer: Den aus objektiver Sicht sehr validen Punkten des Kollegen Mersol kann und will ich nicht widersprechen. Auch ich finde, dass sich Blau-Weiß recht vernünftig verstärkt hat. Fakt ist aber auch, dass die Linzer nicht das erste Team wären, das sich im zweiten Bundesliga-Jahr schwerer tut als im ersten. Sie sind eine von drei Mannschaften, die ich heuer im Verdacht habe abzusteigen. Zum letzten Punkt: Ich glaube nicht, dass es in dieser Saison einen Zeitpunkt geben wird, zu dem es Gerald Scheiblehner bereut haben wird, nicht zur Wiener Austria gegangen zu sein.

SCR ALTACH

SCR ALTACH
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THESE: Das Cup-Aus als Vorbote: Altach ist heuer Abstiegskandidat Nummer eins.

Georg Sohler: Es ist irgendwie ein bisschen eine schiefe Ebene. Wie die SV Ried investieren die Altacher auch nicht wenig in die Steine. Was im und rund um das Schnabelholz entsteht, ist aller Ehren wert. Da wirkt es eigentlich unfair, weil sich andere Vereine aus der Qualifikationsgruppe vor derartigen Investitionen drücken. Trainer Standfest ist wie Sportchef Kirchler auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen, aber am Ende dürfte die Kaderqualität nun wirklich nicht mehr reichen, um ein weiteres Jahr Abstiegskampf zu überstehen. Vor allem, wenn man schon mit einer Watsche, gegen einen Regionalligisten aus dem Cup auszuscheiden, rein startet. Ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen, aber das war es mit den Vorarlbergern.

Michael Fiala: Ich sehe es nicht ganz so skeptisch wie Georg, bin aber auch davon überzeugt, dass sich Altach in der neuen Saison nur nach unten orientieren wird - und nicht nach oben. Soll heißen: Altach wird dann die Klasse halten, wenn es zumindest ein anderes Team (GAK oder WSG) geben wird, das schlechter performen könnte. Das ist natürlich keine besonders schöne Aussicht, denn die Vorarlberger sind seit Jahren dabei, etwas aufzubauen - Stichwort Infrastruktur, wie von Georg schon erwähnt. Und dann schafft man es Jahr für Jahr seit der Reform nicht, auch nur irgendwas mit den Top 6 zu tun zu haben. Das ist natürlich frustrierend. Und wenn man jedes Jahr mit dem Abstieg zu tun hat, wird es auch irgendwann leider so weit sein, dass man die Klasse nicht halten wird können.

WSG TIROL

WSG TIROL
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THESE: Neustart nach der Ära Silberberger: Die WSG Tirol muss sich jetzt komplett neu definieren.

Georg Sohler: Mit dem neuen Trainer Philipp Semlic und einem verjüngten Kader inklusive dem einen oder anderen Routinier ist die WSG Tirol eine veritable Wundertüte. Semlic setzt auf eine etwas breiter aufgestellte Sturmreihe als Langzeit-Coach Silberberger und wenn Routinier Hinterseer und vor allem der vom Kreuzbandteufel geplagte Tobias Anselm das Tor oft genug treffen, könnten sich die Wattener zu einer der spannenderen Mannschaften entwickeln. Ein anderer Ansatz, als nur fertige Spieler oder ein paar Leute aus Italien herzulotsten ist auch bitter notwendig. Die Standortbestimmung erfolgt ohnehin prompt: In den ersten beiden Runden trifft man auf Altach und den GAK.

Harald Prantl: Die WSG muss sich nicht nur, sie wird sich auch definitiv komplett neu definieren. Wer Neo-Coach Philipp Semlic kennt, der weiß, dass der Steirer spielphilosophisch keine halben Sachen macht. Die Spielidee ist anspruchsvoll, ihre Implementierung wird Zeit brauchen, sie kann die Wattener aber inhaltlich von den meisten anderen Teams abheben und auf eine neue Stufe heben. Dass so eine Neudefinition nicht von heute auf morgen funktioniert, liegt auf der Hand, dass bei den Tirolern aber Realismus und Geduld zu den hervorragenden Tugenden zählen, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Es ist nicht auszuschließen, dass die neue WSG dann irgendwann sogar ein kleines bisschen sexy ist.

GAK

GAK
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THESE: Der GAK wird lange brauchen, um sich ans Tempo in der Bundesliga zu gewöhnen. Da kommt die Punkteteilung gerade recht.

Harald Prantl: Beginnen wir mit den Fakten: Der durchschnittliche GAK-Spieler bringt die Erfahrung von 18 Bundesliga-Einsätzen in die Aufstiegssaison mit, das ist mit großem Abstand die geringste Zahl aller Teams. Andererseits ist das Durchschnittsalter höher als bei zehn anderen Vereinen. Die Steirer haben mit Martin Kreuzriegler (30), Dominik Frieser (30) und Petar Filipovic (33) drei Routiniers geholt, um eben der erwähnten Gefahr entgegenzuwirken. Zudem bietet die Auslosung in den ersten Runden einige Gegner, die vermeintlich auf Augenhöhe sein sollten. Ich rechne also mit einem guten Start. Das kann sich im heißen Herbst (Austria, Sturm, Rapid, Salzburg hintereinander) aber schnell ändern.

Daniel Sauer: Auch ich habe einen Fakt bei der Hand: In den letzten 15 Jahren haben nur zwei Aufsteiger am Ende ihrer ersten Bundesligasaison einen Abstiegsplatz belegt. Euphorie, Selbstvertrauen, Teamchemie - der GAK bringt viel mit, das eine erfolgreiche Saison ausmachen sollte. Auch wenn es gerade zu Beginn schwierige Phasen geben wird: Ich sehe die Punkteteilung eher als Gefahr. Sie hilft Vereinen, die abgeschlagen zurückliegen, das sollte den Grazern nicht passieren. Als wahrscheinlicher Kandidat für die Qualifikationsgruppe werden sie eher den zusätzlichen Stress kennenlernen, den die Teilung für alle mit Vorsprung verursacht und ähnlich über sie schimpfen, wie viele andere.

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