These: Über Liga mit der Schweiz nachdenken!
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These: Über Liga mit der Schweiz nachdenken!

90minuten-Gründer Michael Fiala und LAOLA1-Chefredakteur Harald Prantl diskutieren die Zukunft der Bundesliga in einer Ansichtssache.

Wie kann die Zukunft der österreichischen Bundesliga aussehen? An welchen Stellschrauben sollte gedreht werden?

Die Redaktion konfrontiert Michael Fiala und Harald Prantl im Rahmen des Themen-Schwerpunkts zu Bundesliga-Zukunft in einer Ansichtssache mit fünf Thesen:

These: Nur knapp mehr als die Hälfte der Minuten wird von Österreichern gespielt. Um die Qualität der heimischen Kicker und des Nationalteams zu stärken, braucht es eine Grenze für Legionäre für den Spieltagskader.

These: Nur knapp mehr als die Hälfte der Minuten wird von Österreichern gespielt. Um die Qualität der heimischen Kicker und des Nationalteams zu stärken, braucht es eine Grenze für Legionäre für den Spieltagskader.
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Harald Prantl: Um die Qualität des Nationalteams zu stärken, braucht es gut ausgebildete Fußballer, die sich jungem Alter in einer qualitativ gut besetzten Bundesliga gegen interne Konkurrenz durchsetzen, sich ins Rampenlicht spielen und schon bald in eine noch bessere Liga wechseln.

Der Gedanke, die Voraussetzungen dafür durch Quotenplätze zu schaffen, ist so 1990. Was es braucht, ist der Mut, wirklich junge Spieler – und damit meine ich maximal 19 Jahre – regelmäßig einzusetzen.

Das größte Hindernis sind dabei nicht Legionäre im Kader, sondern das Ligaformat, bei dem es praktisch keine Spiele mehr gibt, in denen es um wenig bis gar nichts geht, das Risiko also überschaubar wäre, einen im Moment vermeintlich schwächeren Spieler aufzustellen.

Michael Fiala: Die Klubs der Liga wollten mehr TV-Geld, das haben sie auch bekommen. Dafür mussten sie aber auch der Reform des Ligenformats zustimmen. Wie Harald schon schreibt, bleibt bei diesem Format kaum Zeit für Experimente. Zuerst geht es um den ominösen Strich und dann ist der Kampf um die Europacup-Plätze bzw. die Nicht-Abstiegs-Plätze voll entbrannt.

Warum die Klubs dennoch wieder ein bisschen öfters auf den eigenen Nachwuchs setzen sollten? Weil der Nachwuchs von heute die Millionen von morgen bedeuten könnte. Dazu braucht es aber eben auch ein bisschen Risiko und weniger eine Quotenverordnung, die den Klubs vorschreibt, wie viele junge Österreicher spielen müssen.


These: Die Bundesliga darf nicht zum Nischenprodukt werden. In Zukunft müssen mehr Spiele für Fans im Free-TV sein und im Internet leichter zugänglich gemacht werden.

These: Die Bundesliga darf nicht zum Nischenprodukt werden. In Zukunft müssen mehr Spiele für Fans im Free-TV sein und im Internet leichter zugänglich gemacht werden.
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Michael Fiala: Das sehe ich nicht so. Die TV-Rechte sind DAS Recht, das die Liga vermarkten kann. Mehr Spiele im Free-TV würden auch bedeuten, dass es weniger Einnahmen gibt. Die ganzen populistischen Forderungen der vergangenen Wochen von Kickl und Babler mögen auf dem Wirtshaustisch für Applaus sorgen.

Zu Ende gedacht sind diese Themen aber nicht, denn wenn man fordert, dass zum Beispiel alle Bundesliga-Spiele ins Free-TV wandern müssen. Wer zahlt dann denn der Liga und somit den Klubs selbst die wichtigen Einnahmen aus den TV-Rechten? Es ist sowieso schon schwer genug, einen Markt für TV-Rechte in Österreich aufzubauen. Mehr Spiele im Free-TV würden diesen Weg konterkarieren.

Harald Prantl: Wer glaubt, dass der Bundesliga noch einmal ein TV-Deal wie er aktuelle gelingt, verschließt die Augen vor der Realität. Der Markt in Österreich gibt kein Wettbieten her, die Bundesliga ist kein Premium-Produkt, wenn man sie mit den internationalen Top-Ligen und dem Europacup vergleicht. Die Liga beschäftigt sich damit, die Spiele selbst zu vermarkten, und tut auch gut daran.

Eine eigene Streaming-Plattform mit verschiedensten Paketen – vom Einzelspiel über "Follow your Team"-Abos, die an Stadion-Abos geknüpft sein können, bis hin zum ganz großen Paket. Schlau gestreute, vereinzelte Top-Spiele im Free-TV, frei zugängliche Highlights, innovative Ideen wie Picture-in-Picture-Watchpartys für Twitch und Youtube, Streams auf Tiktok. Das ist die Zukunft. Sie kommt. Es liegt an der Bundesliga, von Anfang an dabei zu sein.


These: Man sollte intensiv über eine gemeinsame Liga mit der Schweiz nachdenken. Ein gemischtes Modell mit einer österreichischen Meisterschaft im Herbst und einer gemischten im Frühjahr mit den z.b. besten vier Teams jedes Landes würde beiden Ligen helfen - sportlich, aber auch wirtschaftlich, da der österreichische Fußballmarkt dadurch auch für große Konzerne aus der Schweiz interessant wird.

These: Man sollte intensiv über eine gemeinsame Liga mit der Schweiz nachdenken. Ein gemischtes Modell mit einer österreichischen Meisterschaft im Herbst und einer gemischten im Frühjahr mit den z.b. besten vier Teams jedes Landes würde beiden Ligen helfen - sportlich, aber auch wirtschaftlich, da der österreichische Fußballmarkt dadurch auch für große Konzerne aus der Schweiz interessant wird.
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Harald Prantl: De Idee der "Alps Premier League" ist ein alter Hut. Und all die Argumente, die dagegen sprechen, sind in der Vergangenheit zur Genüge diskutiert worden. Im Schnelldurchlauf: Es gibt keine logische Regelung, wer die Europacup-Plätze bekommt.

Das Fan-Interesse an einer solchen Liga hielte sich doch sehr in Grenzen. In der Vorsaison wären nach den jeweiligen Grunddurchgängen YB Bern, Lugano, Servette, St. Gallen, Salzburg, Sturm, LASK und Klagenfurt die Teilnehmer gewesen. Eine signifikante Steigerung an interessanten Spielen kann ich nicht erkennen.

Und nur weil Klagenfurt in Lugano auflaufen würde, würden wohl kaum Schweizer Konzerne Geld nach Klagenfurt überweisen. Ganz abgesehen von Schwierigkeiten in der Rechte-Vermarktung, etc. 

Michael Fiala: Ja, die Idee der "Alps Premier League" ist nicht neu. Wenn man so will, ist sie ein alter Hut. Aber die Erde dreht sich weiter, und auch die UEFA erkennt, dass gemeinsame, länderübergreifende Ligen möglicherweise ein Zukunftsmodell sein könnten.

Dass Klagenfurt jetzt nicht die Schweizer Unternehmen nach Österreich bringen wird, ist klar. Das wird auch eher die Ausnahme sein. Und ob die Fans wirklich kein Interesse hätten an Basel vs. Rapid, YB Bern vs. Salzburg oder St. Gallen vs. Austria im Vergleich zum vier Mal dem gleichen Duell mit denselben Mannschaften?

Und ja, die Rechtevermarktung wäre schwierig. Aber das sehe ich pragmatisch: Wenn es jemanden gibt, der dafür Geld in die Hände nehmen möchte, wird man auch eine Lösung finden. Und schließlich geht es in der These jetzt nur einmal darum, einfach darüber nachzudenken.


These: Wer die Spitze ohne die Breite denkt, wird sich schwertun - aktuell verdienen Kicker in Regional- und Landesligen teilweise mehr Geld als in der 2. Liga. Ohne endlich eine Lösung für den Übergang vom Amateur- in den Spitzenfußballs zu finden, wird Österreichs Fußball bleiben, wo er ist, weil das Geld nicht dorthin kommt, wo es gebraucht wird.

These: Wer die Spitze ohne die Breite denkt, wird sich schwertun - aktuell verdienen Kicker in Regional- und Landesligen teilweise mehr Geld als in der 2. Liga. Ohne endlich eine Lösung für den Übergang vom Amateur- in den Spitzenfußballs zu finden, wird Österreichs Fußball bleiben, wo er ist, weil das Geld nicht dorthin kommt, wo es gebraucht wird.
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Michael Fiala: Mit einem Jahr Verspätung hat nun endlich auch der ÖFB erkannt, dass es für den Übergang zwischen dritter und zweiter Leistungsstufe eine neue Lösung braucht. Da geht es einerseits sehr stark um das Thema, ob es drei Regionalligen mit Direktaufstieg künftig braucht. Der Bundesliga ist diese Starre im System schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge.

Und es wird auch neue Ansätze brauchen, die in der These beschrieben sind: Wenn Kicker in der 3. Liga weiterhin zum (Groß?)teil mehr Geld als in der 2. Liga verdienen, ist das für die einzelnen Personen zwar schön, aber für die sportliche Entwicklung mehr als hinderlich.

Harald Prantl: Den idealen Übergang von vierter (bitte mitdenken!) zu dritter und zweiter Leistungsstufe angesichts der österreichischen Topographie, des im ÖFB-Präsidium herrschenden Föderalismus und weiterer nationaler Besonderheiten zu finden, wäre nobelpreiswürdig. Ich habe keinen guten Vorschlag parat.

Aber alleine der Umstand, dass sich der ÖFB in dieser Angelegenheit endlich bewegt, ist extrem erfreulich. Dass der Status quo keine Zukunft haben darf, ist klar. Also bitte, Experten aller Bundesländer vereinigt euch!


These: Wacker Innsbruck, Ried, Vienna, Admira, Lustenau: In Österreich gibt es genug interessante Vereine die eine Bereicherung für die Bundesliga sein können und viele Fans mitbringen. Man sollte ihnen Platz machen und die Liga auf 16 Teams aufstocken.

These: Wacker Innsbruck, Ried, Vienna, Admira, Lustenau: In Österreich gibt es genug interessante Vereine die eine Bereicherung für die Bundesliga sein können und viele Fans mitbringen. Man sollte ihnen Platz machen und die Liga auf 16 Teams aufstocken.
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Harald Prantl: Und der Wiener Sport-Club und DSV Leoben und Vorwärts Steyr und Austria Salzburg und überhaupt und außerdem. Das Spielchen, seine Lieblings-16er-Liga zusammenzustellen, ist nett, aber leider fernab jeglicher Realität. Es braucht halt ein bisschen mehr als Tradition und eine recht ansehnliche Fanbasis, um in der höchsten Spielklasse des Landes reüssieren zu können.

Grundsätzlich ist eine Aufstockung auf 16 Vereine in der Bundesliga aber durchaus diskutabel, dazu braucht es aber noch zwei, drei Klubs mehr, denen langfristig zuzutrauen ist, dauerhaft oben mitzuspielen. Das Ligaformat zu diskutieren, würde hier den Rahmen sprengen. Aber ja, über eine Aufstockung kann man nachdenken, man darf sich dann aber nicht beschweren, wenn in einer quasi geschlossenen Liga nicht die Lieblings-Traditionsvereine mitspielen, sondern vielleicht Lafnitz.

Michael Fiala: Interessante Vereine gibt es, da stimme ich zu. Das ist es aber dann auch schon. Die Bundesliga hat in den vergangenen Jahren mit einem enormen Aufwand die Infrastruktur halbwegs auf Schiene gebracht. Und mit dem Aufsteiger GAK sieht man dann ja auch, warum die ADMIRAL Bundesliga eben nur 12 Vereine fassen kann: Es fehlt einfach an bundesligatauglichen Stadien. Und sorry to say: Österreich is too small, to make enough good Bundesliga-Stadien. Dafür ist das Geld einfach nicht da. Und das letzte, was ich will, ist, dass wir wieder das Dorfplatz-Image zurückbekommen, als Grödig & Co die Liga "bereichert" haben.

Aktuell haben wir wohl 15 bis 16 Vereine, die theoretisch Bundesliga spielen könnten. Das ist aber zu wenig, um eine 16er-Liga vernünftig führen zu können. Was man auch bedenken muss: Alle Einnahmen müssten dann auch durch 16 statt durch 12 dividiert werden. Ich möchte aber auch erwähnen: Sag niemals nie, lass uns diese Diskussion in fünf Jahren noch einmal führen.

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