These: Rapid verliert zehn Jahre kein Heim-Derby
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These: Rapid verliert zehn Jahre kein Heim-Derby

Die Redaktion konfrontiert Johannes Bauer und Harald Prantl mit vier provokanten Thesen zum großen Wiener Derby zwischen Rapid und der Austria.

These: Zuletzt zehn Jahre ohne Derby-Heimsieg in Hütteldorf: Rapid dreht den Spieß um und wird im nächsten Jahrzehnt kein Heim-Derby mehr verlieren.

These: Zuletzt zehn Jahre ohne Derby-Heimsieg in Hütteldorf: Rapid dreht den Spieß um und wird im nächsten Jahrzehnt kein Heim-Derby mehr verlieren.
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Johannes Bauer: Das würde immerhin bedeuten, dass wir im nächsten Jahrzehnt durchgehend Wiener Derbys haben! Rapid und sein Weststadion, das war bis dato keine Allianz des Erfolgs. 2023/24 gab es gar die schlechteste Bundesliga-Heimbilanz der 125-jährigen Vereinsgeschichte: Vier Siege, sieben Remis, fünf Niederlagen, 1,19 Punkte im Schnitt, trotz Beendigung des leidigen "Derbyfluchs".

Aber: Nun ist auf einmal alles anders, gehen die Hütteldorfer mit fünf Siegen und dem Remis gegen Braga ins erste Saisonduell um die Stadt. Nur eines von vielen Indizien, dass solche Aspekte doch nur Statistiken sind, die Tendenzen abbilden – aber nicht absolut sind, schon gar nicht auf Jahre gesehen. Vielleicht hat auch Robert Klauß im Sommer den alten Opel eigenhändig wieder eingegraben? Der tauchte einst unter dem abgerissenen Hanappi-Stadion auf und wirkte in all den Jahrzehnten womöglich als Glücksbringer…

Harald Prantl: Danke für die schöne Opel-Anekdote, Herr Kollege! In deinem Eröffnungssatz hast du aber einen Denkfehler. Wenn es die Austria finanziell endgültig zerlegen würde, inklusive Lizenzentzug und folgerichtig exklusive Wiener Derbys, dann würde Rapid ja trotzdem kein Heim-Derby mehr verlieren.

Und das ist vielleicht sogar noch einen Tick wahrscheinlicher als der Umstand, dass unmittelbar auf außergewöhnliche Art die violette Erfolgsserie in Hütteldorf eine derartige Rapids folgt. Ja, der SCR ist aktuell zweifellos weiter und besser als die Austria, geht als Favorit in das Duell, aber zehn Jahre sind im Fußball eine viel zu lange Zeit, um solche Prognosen abzugeben.


These: Verliert die Austria das Derby, könnte es für Stephan Helm schnell wieder ungemütlich werden.

These: Verliert die Austria das Derby, könnte es für Stephan Helm schnell wieder ungemütlich werden.
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Harald Prantl: Nachdem die Austria noch ein Nachtragsspiel ausständig hat, ist sie nach Verlustpunkten punktegleich mit dem SK Rapid. Also Gegenthese: Verliert Rapid das Derby, könnte es für Robert Klauß schnell ungemütlich werden. Das ist natürlich Schwachsinn.

Aber die vorgegebene These macht auch nicht viel mehr Sinn. Bei der Austria sind in der gesamten Führungsriege alle viel zu viel mit sich selbst und internen Machtkämpfen beschäftigt, als das jemand aktuell auf die Idee käme, Stephan Helm ernsthaft infrage zu stellen. Das alles natürlich vorausgesetzt, es wird keine Niederlage epischen Ausmaßes, weil dann weiß man im Fußball ja nie...

Johannes Bauer: Der Austria-Saisonstart ist angesichts der Vorzeichen doch akzeptabel? Eine Derby-Niederlage ist nie angenehm, könnte beim Status quo aber kein Aufhänger für das Trainer-Schicksal sein. Bei Violett noch viel weniger, dringender als Ruhe im Umfeld bräuchte der Klub nur ein paar Bündel Euro-Scheine in der Vereinsfarbe.

Mein Gefühl würde sogar meinen, dass wir einen der seltenen Fälle haben, in der es doch eine leichte Favoritenrolle gibt. Die aber nicht bei den Favoritnern liegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Helm dank einer kleinen Überraschung Sonntagabend gemütlicher im Recaro-Sitz hängt, als durch eine Pleite von selbigem zu rutschen, schätze ich dadurch höher ein…


These: Es fehlen die Reizfiguren! Das Wiener Derby ist abseits des Rasens schon seit vielen Jahren brisanter als auf dem Feld.

These: Es fehlen die Reizfiguren! Das Wiener Derby ist abseits des Rasens schon seit vielen Jahren brisanter als auf dem Feld.
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Johannes Bauer: Die Zeichen der Zeit lassen sich nicht ignorieren: Identifikation mit dem Verein bis in die Haarspitzen ist in diesem Jahrtausend fast nur mehr auf den Rängen zu finden. Ausnahmen bestätigen die Regel, klar. Aber zu kurz trägt das Gros der Spieler das Trikot seines Klubs, um diese Verbindung zu verinnerlichen. Und die bildet die Basis, um überhaupt zur Reizfigur beim Kontrahenten werden zu können.

Das gilt nicht nur für Wiener Derbys, sondern den gesamten Vereinsfußball. Der Fußball ist vorrangig ein Geschäft, viel deutlicher als anno dazumal, als den Rivalitäten dieser Welt der Grundstein gelegt wurde. In Zukunft wird es immer an den Fans hängen, das Feuer am Brennen zu halten und im besten Fall an die Hauptakteure am Platz weiterzugeben. Aber nur im übertragenen und stets sportlichen Sinne. Dann muss das nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein.

Harald Prantl: War es denn in der Vergangenheit so, dass die Reizfiguren zwangsläufig jene Kicker waren, die eine lange Vergangenheit beim Erzrivalen oder sich mit diesem ganz besonders identifiziert hätten? Ein paar Beispiele: Sammy Ipoua hat die FAK-Fans mehr gereizt als Peter Schöttel. Joey Didulica jene von Rapid wesentlich mehr als Toni Pfeffer. Und mir fielen noch einige weitere ein.

Aktuell gibt es in beiden Teams auch den einen oder anderen Spielertyp, der das Potenzial zur Reizfigur hat, etwa Lukas Grgic und Manfred Fischer. Es geht nicht darum, wer du bist, sondern was du tust.


These: Sollte es im nächsten Derby wieder zu Fan-Ausschreitungen kommen, muss die Bundesliga ihren Strafenkatalog nochmal gehörig umkrempeln.

These: Sollte es im nächsten Derby wieder zu Fan-Ausschreitungen kommen, muss die Bundesliga ihren Strafenkatalog nochmal gehörig umkrempeln.
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Harald Prantl: Die Rufe nach härterem Durchgreifen sind ein natürlicher Reflex der Volksseele, sobald irgendetwas passiert. Bringt halt aber nichts. Es ist empirisch erwiesen, dass härtere Strafen nichts an der Häufigkeit von Straftaten im Affekt ändern. Und – zumindest innerhalb des Stadions – handelt es sich in den allermeisten Fällen genau darum.

Und falls irgendwer glaubt, dass das alles ja immer schlimmer wird: tut es nicht. Es gab gegen Ende des vergangenen Jahrtausends ein Derby, in dem es zur Pause auf dem Feld zu einer Massenschlägerei zwischen Fans gekommen ist. Das und weitere arge Vorkommnisse sind mangels Technik in den Hosentaschen Tausender halt nicht so gut dokumentiert. Nicht falsch verstehen, Gewalt ist grundsätzlich abzulehnen, auch im Zusammenhang mit Fußballspielen. Härtere Strafen ändern aber wenig. Da braucht es andere Ansätze, die weniger populistisch, langfristig aber wirksamer sind, Sozialarbeit etwa.

Johannes Bauer: Stimme vollinhaltlich zu. Ganz gleich, was passiert: "Hängt sie höher!", tönt es. Nur verhindert hat das im Anschluss noch nie etwas. Es ist also nicht der Glaube an fehlende Konsequenzen, der Sicherungen schnalzen lässt. Nochmal weniger, wenn sie nicht zielgerichtet wären. Kollektivstrafen können in meinen Augen nicht die Lösung sein, genauso wenig wie solche, die in den sportlichen Bewerb eingreifen, ergo Punktabzüge. Beides erzeugt nur Druck auf die falschen Akteure.

Im Bereich der Fanszene hat bislang eigentlich nur Selbstregulierung so richtig funktioniert, die etwa bei Rapid in den letzten Jahren das Böllern verbannt hat, soweit zumindest die organisierten Gruppierungen darauf Einfluss haben. Hätte ich eine Lösung, die von außen besser wirkt, würde ich sie niederschreiben. Kanalisierung von überschüssigen Energien zu positiven Zwecken wäre aber mit Sicherheit die schönere Idee als Geldbußen, die erst wieder nicht von den Verursachern geblecht werden.

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