These: Gegen Kasachstan braucht's Kevin Stöger
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These: Gegen Kasachstan braucht's Kevin Stöger

Die Redaktion konfrontiert Michael Fiala und Harald Prantl mit vier Thesen zum ÖFB-Spiel gegen Kasachstan in der Nations League.

These: Statt 'back to the roots' wird es auch neue Ansätze brauchen, Ralf Rangnicks Erfolgsrezepte sind endgültig durchschaut.

These: Statt 'back to the roots' wird es auch neue Ansätze brauchen, Ralf Rangnicks Erfolgsrezepte sind endgültig durchschaut.
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Harald Prantl: Natürlich braucht es eine Rückkehr zu den Wurzeln. Sie sind die Basis, auf der dann aufgebaut werden kann. Das ÖFB-Team muss (wieder) zu der Erkenntnis gelangen, dass es nur als Einheit, die 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit abruft, erfolgreich sein kann. Die Aussagen rund um das Camp in Windischgarsten lassen mich daran glauben, dass das Bewusstsein dafür geschaffen wurde. Und es braucht auch den Rangnickschen Pressingfußball, um das Beste aus diesem Team herauszuholen. Bevor nicht gewährleistet ist, dass diese "roots" in jedem Spiel die nötigen Nährstoffe für eine gute Leistung liefern, brauchen wir über weitere (nicht neue!) Ansätze erst gar nicht zu diskutieren.

Michael Fiala: Das ist keine Entweder-Oder-Frage. Ich stimme Harald zu, dass sich das ÖFB-Team in erster Linie natürlich auf das Besinnen muss, was es in den vergangenen Jahren und Monaten stark gemacht hat. Nur so kann der Weg zurück in die Erfolgsspur gelingen. Ich glaube auch, dass wir in den beiden kommenden Spielen eine stark verbesserte Rangnick-Elf sehen werden. Und zum Thema "neue Ansätze": Natürlich wird das Team auch gefordert sein, gerade gegen tief stehende Gegner die eine oder andere Variation in das Spiel zu bekommen, ohne gleich den Fußball neu erfinden zu müssen.


These: Gegen Kasachstan muss ein Sieg her! Das ÖFB-Team muss endlich lernen, Spiele als Favorit zu gewinnen.

These: Gegen Kasachstan muss ein Sieg her! Das ÖFB-Team muss endlich lernen, Spiele als Favorit zu gewinnen.
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Michael Fiala: So schlecht ist die allgemeine Bilanz als "Favorit" für das ÖFB-Team ja eigentlich gar nicht. Wir reden ja jetzt davon, dass Arnautovic & Co nach der Europameisterschaft nicht gleich wieder in die Spur gefunden haben. Ein generelles Problem, dass Österreich als Favorit seine Spiele nicht gewinnen kann, orte ich nicht. Außer Frage steht für mich allerdings, dass das Spiel gegen Kasachstan ein sogenannter Pflichtsieg ist. Diesen Druck wird die Rangnick-Elf aushalten müssen. "Lernen" muss das Team diese Art der Sieg allerdings nicht (mehr).

Harald Prantl: Sehen wir uns doch einfach mal die letzten Spiele, in die das ÖFB-Team als klarer Favorit gegangen ist, an. 2:0 gegen Estland, 1:0 gegen Aserbaidschan, 1:1 gegen Moldawien, 2:1 gegen Estland, 4:1 gegen Aserbaidschan, 1:0 gegen Andorra. Michaels Grundaussage ist damit belegt. Ja, ein Sieg muss her, das ist sowieso allen klar. Ralf Rangnick selbst hat bei der Kaderbekanntgabe gemeint, das Spiel gegen Kasachstan sei "von mir aus auch ein Pflichtsieg".


These: Stöger in die Startelf! Es wird einen Individualisten brauchen, um den kasachischen Defensiv-Riegel zu durchbrechen.

These: Stöger in die Startelf! Es wird einen Individualisten brauchen, um den kasachischen Defensiv-Riegel zu durchbrechen.
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Harald Prantl: Ich gebe zu, ich hätte nicht erwartet, dass Kevin Stöger bei seinen ersten beiden ÖFB-Auftritten dermaßen imstande ist, der Mannschaft seinen Stempel aufzudrücken. In Slowenien und Oslo hat er als Einwechselspieler sofort das Heft in die Hand genommen und das Spiel gestaltet. Dass er aber gegen Kasachstan von Start weg spielt, kann ich mir trotzdem nicht vorstellen. Es wird gegen die Kasachen vor allem darauf ankommen, die zweiten Bälle im Mittelfeld zu gewinnen, und das ist eben nun mal nicht Stögers Stärke. Teamchef Ralf Rangnick hat mit seinem "Heavy Metal vs. langsamer Walzer"-Vergleich nicht zuletzt Stöger angesprochen. Ich bin sicher, Stöger kann dem Team als Joker helfen, wobei wir ja alle hoffen, dass das ÖFB-Team so rasch alles klar macht, dass es gar keiner Hilfe von Einwechselspielern mehr bedarf.

Michael Fiala: Wenn wir in der ersten These von neuen Ansätzen geschrieben haben, dann könnte eine der Rangnick-Überlegungen natürlich sein, Kevin Stöger von Anfang an spielen zu lassen. Das wäre zumindest für das Team aus Kasachstan so nicht unbedingt zu erwarten. Bleibt halt dann die Frage offen, wer stattdessen aus der Startelf fliegt? Sollte er statt Marcel Sabitzer von Beginn an spielen? Der Dortmunder hat zuletzt weniger gespielt, und dann noch dazu nicht auf seiner Position. Beides könnte für Sabitzer gegen Kasachstan wieder passen, und er könnte so richtig heiß sein auf das Spiel. Ich bin daher auch eher der Meinung, dass Stöger als Backup wie schon in den beiden Spielen zuvor als Einwechselspieler neue Akzente setzen sollte.


These: Friedl hat sich nicht nur seine Einberufung verdient, er sollte auch den Vorzug gegenüber Trauner und Querfeld bekommen.

These: Friedl hat sich nicht nur seine Einberufung verdient, er sollte auch den Vorzug gegenüber Trauner und Querfeld bekommen.
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Michael Fiala: Das Schöne an dieser These ist, dass wir auf dieser Position einige sehr gute Spieler haben. Friedl hat sich auf jeden Fall im Rahmen der beiden Länderspiele einen Einsatz verdient, von Beginn an würde ich ihn im Spiel gegen Kasachstan jedoch nicht bringen. Schließlich soll das Team "back to the roots" wieder in die Erfolgsspur kommen. Das spricht meiner Meinung nach eher dafür, dass Rangnick auf bewährtes Personal setzt – vor allem in der Defensive.

Harald Prantl: Die Rechnung ist ziemlich einfach: Gegen Kasachstan werden aller Voraussicht nach Posch, Lienhart, Trauner und Prass die Viererkette bilden. Gegen Norwegen kehrt Mwene von seiner Sperre zurück, sollte also Trauner aus körperlichen Gründen noch nicht beide Spiele packen, rückt entweder Posch ins Zentrum oder Querfeld läuft auf. Da bleibt für Friedl wenig bis gar kein Platz. Rangnick hat seine Einberufung schon damit begründet, dass er als Linksfuß, der innen und zur Not auch außen spielen kann, angesichts der Verletzungsmisere im Zentrum eine gute Alternative ist. Mehr als das ist Friedl derzeit aber nicht. Und das nicht zuletzt aus dem guten Grund, dass sich Trauner und Querfeld das Vertrauen des Teamchefs längst erarbeitet haben.


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