
These: Die Punkteteilung in der Qualigruppe muss weg!
Alle Jahre wieder wird nach dem Grunddurchgang über das Ligaformat diskutiert. Fällt uns wirklich nichts Besseres ein? Oder sind wir vielleicht schon bei der optimalen Lösung angekommen? Thesen und Antworten vor dem Start in die Playoffs.
Die Punkte sind geteilt, die Liga ist in oberes und unteres Playoff halbiert - jetzt geht es um Titel und gegen den Abstieg.
An diesem Wochenende werden Meister- und Qualigruppe der ADMIRAL Bundesliga eröffnet.
Aus diesem Anlass konfrontiert die Redaktion die 90minuten-Redakteure Georg Sohler und Daniel Sauer mit vier Thesen zum aktuellen Ligaformat.
These: Die Bundesliga hat bekommen, was sie wollte. Seit die Punkteteilung eingeführt wurde, ist die Meisterschaft wesentlich spannender.

Daniel Sauer: Stimmt. Allzu viel mehr gibt es dazu eigentlich auch gar nicht mehr zu sagen. Man stelle sich vor, Sturm Graz und Salzburg spielen 2025/26 wieder in Bestform. Die Konkurrenz wäre wohl schnell abgehängt. Ist das Duell zwischen den beiden klar besten Teams in der mindestens dritten Auflage wirklich noch spannend, oder vielleicht auch schon ausgelutscht? Die laufende Saison ist ein gutes Beispiel. Ohne Punkteteilung trennen Platz eins und drei schon acht Punkte. Könnten Rapid und WAC wirklich 10 und mehr Zähler auf die Spitze gutmachen? Mit Punkteteilung trennen Platz eins und sechs gerade einmal sieben. Also: Spannender.
Georg Sohler: Ausgelutscht finde ich dieses Duell nicht, wenn es dieses Jahr ein Triell, Quartell oder Quintell wird, ist das schon super. Vorausgesetzt es gibt diese Worte; aber wir haben ja auch Grunddurchgang, Meistergruppe und Punkteteilung erfunden. Die Wiener Austria wird es auch wenig freuen, weil sie (und die Blackies) ohne Teilung acht Punkte Vorsprung auf den vom Thron gestoßenen Serienmeister haben. Spannung ist ja schön und gut, aber wenn diese den sportlichen Wettbewerb verzerrt, dann nicht mehr. Abgesehen davon zieht das Argument Spannung dann doch recht wenig, haben die Bullen bis letztes Jahr die Meistergruppe ziemlich eindrucksvoll dominiert und bis 2023/24 jede Hoffnung auf einen neuen Meister, die nach 22 Runden vielleicht aufgekommen wäre, schnell zunichtegemacht haben.
These: Sternchen sind zum Gendern da! Um es verständlicher zu machen, sollten im Grunddurchgang einfach gleich 1,5 Punkte für einen Sieg und 0,5 Punkte für ein Remis vergeben werden.

Georg Sohler: "Verdammt gute Idee". Man könnte auch einen zu-Null-Sieg mit Extrapunkten belohnen oder für torlose Remis überhaupt Punkte abziehen, weil es für die Fans ja ansonsten zu langweilig ist, darüber hinaus sind drei Ecken ein Elfer und Gurkerl zählt doppelt. Ernsthaft: Wer über Sternchen stolpert und sich deswegen nicht auskennt, hat in der Schule wohl zu wenig aufgepasst oder das eine oder andere Thema mit sich selbst. Ein Fußballspiel bringt aktuell drei Punkte und aus. Wer sich mit dem Sternchen schwertut – sei es beim Lesen von Texten mit geschlechtersensibler Sprache oder einer Fußballtabelle -, hat vermutlich auch ansonsten Schuhe mit Klettverschluss.
Daniel Sauer: Gibt's bei diesem Thema wirklich Diskussionsbedarf? In der Bundesliga entscheidet das direkte Duell, die Tordifferenz und irgendwann sogar die Anzahl der Tore bei Auswärtsspielen zwischen Platzierungen. Wer dazu permanent den Überblick hat, bekommt hundert Punkte. Bisher hat der Stern fünfmal über eine Platzierung entschieden, dreimal ging es dabei um Europacup-Ränge. Das gehört einfach zum System dazu. Und zur Übersichtlichkeit: Wenn ein Verein seine ersten fünf Spiele gewinnt, in der Tabelle aber nur 7,5 Punkte stehen, wird uns wahrscheinlich allen schwindlig. Also lassen wir das lieber.
These: Im Abstiegskampf, wo es um Jobs geht, hat eine Verfälschung durch Punkteteilung nichts verloren. Schafft die Punkteteilung in der Qualigruppe ab!

Daniel Sauer: Von den persönlichen Schicksalen, die an einem Abstieg hängen, einmal abgesehen: Auch sportlich ist die Punkteteilung in der Quali Gruppe einfach keine gute Idee. Einen unverdienten Meister gibt es nicht. Wer auch nach Spielen gegen die fünf besten Konkurrenten oben steht, hat sich das verdient. Unten sieht die Sache aber anders aus. Wer am Ende mehr Duelle zwischen Not und Elend gewinnt, hat nicht nur mit der sportlichen Qualität zu tun. Das schwächste Team auszuscheiden, ist wichtig. Die ganze Saison als Maßstab vorzunehmen, macht aber deutlich mehr Sinn.
Georg Sohler: Während ich mir die Punkteteilung oben vielleicht noch einreden lasse, finde ich es unten geradezu absurd. Jetzt nicht einmal so sehr wegen der Jobs, sondern aus Prinzip, weil sich der Abstand ja drastisch verkürzt, wenn man wenig Punkte hat. Hartberg würde jetzt mit zehn Zählern Vorsprung auf das Tabellenende in das Saisonfinale gehen; jetzt sind es eben nur fünf Punkte, die den TSV vom Abstieg trennen. Da darf man sogar eine:r sein, die oder der über Sternchen stolpert und sieht trotzdem, dass zehn Punkte ein gemütlicher Vorsprung sind, fünf nicht. Ich weiß nicht, wer darauf gekommen ist, dass das eine gute Idee ist. Wer sich einmal Punkte erspielt hat, soll die behalten, vor allem, wenn nachher "normal" weiter gespielt wird und kein echtes KO-Playoff folgt. Beziehungsweise: Fragt's einmal in der Südstadt nach, wie leiwand sie die Teilung finden. Gut, zumindest dieser "Fehler" könnte diese Saison wiedergutgemacht werden.
These: Wir erleben zum zweiten Mal in Folge eine Saison, in der am Ende ein Klub Meister wird, der es ohne Punkteteilung nicht geworden wäre.
Georg Sohler: Noch einmal zur Erinnerung: Ohne Punkteteilung wäre Salzburg letztes Jahr Meister geworden. Vielleicht hat man es bis hierhin schon etwas mitbekommen, dass ich kein Fan von Punkteteilungen bin. Jetzt ist es so, dass einmal oben, einmal unten der "falsche" Klub Meister/Absteiger wurde; wenn das der Regelfall wird, dann können wir gleich würfeln, ob ein Sieg zwei, drei oder fünf Punkte zählt, weil dann ist der Kick am Feld nur noch Stimulanz für die Augen, während man bei besserem oder schlechterem Wetter sein Getränk trinkt. Ich persönlich wäre ja überhaupt dafür, perspektivisch auf 16 Teams zu gehen, weil dann hat man auch diese mühsame Trennung nicht mehr, die zwar auch für Spannung sorgt, aber wenig Weiterentwicklung bei den Klubs…
Daniel Sauer: In diesem Szenario müsste sowohl bei Austria Wien und Sturm Graz die Form komplett einbrechen, gleichzeitig wäre bei Salzburg, Rapid, WAC und Blau-Weiß Linz eine - teilweise mehr, teilweise weniger - dramatische Leistungssteigerung nötig. Hält das - nach dem, was wir 2024/25 schon gesehen haben - jemand für besonders wahrscheinlich? Ich nicht. Falls sich die These am Ende doch bewahrheitet, kann man Letsch, Klauß und Co nur zu einem bemerkenswerten "Turnaround" gratulieren - der Abstand zum Führungsduo ist zu groß, um einfach vorbeizustolpern. Ich stimme dem Kollegen zu, eine 16er-Liga hätte was. Bis es so weit ist, sollten wir aus unserer 12er-Liga das Beste machen. Und das ist nun einmal das Playoff-System.