These: Dann wird Rapid Meister!
Foto © GEPA

These: Dann wird Rapid Meister!

Die Redaktion konfrontiert Georg Sohler und Johannes Bauer mit vier Thesen zum Bundesliga-Schlager zwischen Sturm Graz und Rapid.

These: Sturm, Salzburg, Austria: Rapid weiß in dieser Saison einfach, wie man gegen die "Großen" gewinnt. Wenn das in dieser Tonart weitergeht, sollte man auch Meister werden.

These: Sturm, Salzburg, Austria: Rapid weiß in dieser Saison einfach, wie man gegen die "Großen" gewinnt. Wenn das in dieser Tonart weitergeht, sollte man auch Meister werden.
Foto © GEPA

Johannes Bauer: Ist Rapid Tabellenführer? Nein. Warum nicht? Weil neben den Siegen gegen die "Großen" manch vermeintlicher "Pflichtpunkt" wieder einmal liegen blieb. Außerdem hatte Rapid die Großklubs der Liga bislang allesamt daheim. Will man auf diese Art herumrechnen, sage ich: Dann müsste die Ausbeute zum jetzigen Zeitpunkt sogar höher sein, denn die zweite Hälfte des Grunddurchgangs wird deutlich schwerer. Dazu hat bis dato die Einsergarnitur durchgespielt, kriecht am Zahnfleisch, wie spätestens der blutleere Auftritt gegen den GAK zeigte. Das länger vorhandene Problem des Qualitätsabfalls hinter der ersten Elf im Kader ist verkleinert, aber noch nicht behoben und schwelt durch Ausfälle wieder. Ein schwerwiegenderer Aspekt in der Frage um die Meisterfähigkeit, als jener, gegen wen gepunktet wird. Rapids erstes Ziel müssen in diesem Jahr noch die Top-3 sein. Das wird gelingen.

Georg Sohler: Früher lagen die Hütteldorfer Probleme eher auf den sogenannten Dorfplätzen, schaut man sich die Leistungen gegen den GAK und Stripfing an, ist das wohl noch immer so. Und offen gesagt spielen Salzburg und Austria nicht gerade wie Real Madrid oder Bayern München - auch wenn deren Punktekonto gefüllter ist, als jenes der sogenannten Kleinen. Aber lassen wir das beiseite: Rapid hat nach elf Runden erst einmal verloren, gegen die vier anderen Großklubs lautet die Bilanz Sieg, Sieg, Sieg, Remis. Das Cup-Aus mag ein Dämpfer zu richtigen Zeit sein. Der Wind in Wien-Hütteldorf kann sich bekanntlich zwar immer schnell drehen, aber ich stimme dem zweiten Teil der Aussage schon zu: Es ist seit langem wohl die Saison mit den bedächtigsten Hoffnungen auf die Erfüllung der "Mission 33". Wird ja auch Zeit...


These: Punkteloser Start in die Champions League: Sturm sollte die restlichen Partien in der "Königsklasse" vernachlässigen und sich zu 100 Prozent auf die Bundesliga konzentrieren.

These: Punkteloser Start in die Champions League: Sturm sollte die restlichen Partien in der "Königsklasse" vernachlässigen und sich zu 100 Prozent auf die Bundesliga konzentrieren.
Foto © GEPA

Georg Sohler: Realistisch sind Siege gegen Dortmund und Co. nicht, das mag schon stimmen. Aber deswegen jetzt alle wichtigen Kicker schonen, finde ich aus vielen Gründen absurd, mindestens 700.000 sind es. So viele Euro ist nämlich ein Punkt in der Königsklasse wert. Ich habe noch 275.000 weitere Argumente. Der Letzte der Tabelle bekommt diese Summe, der Vorletzte das Doppelte, der Drittletzte 825.000 und so weiter. Will man nicht nur ein-, zweimal im Konzert der Großen irgendwie dabei sein und alle zehn Jahre einmal Meister werden, muss sich das finanzielle Rad'l stets weiterdrehen.

Johannes Bauer: Ich bin kein Befürworter von "Schonungen". Allgemeine Aussage, nicht auf Sturm bezogen: Bestünde die Notwendigkeit dazu, wäre das ein Fehler in der Kaderplanung. Der muss die zweifellos hohe Belastung in Pflichtspielen (deswegen heißen die so) auffangen können. Dass Ausfälle besonderer Schlüsselspieler wie Jon Gorenc Stankovic und Gregory Wüthrich nicht kompensiert werden können, ist klar. Aber kein Grund, das Handtuch auf jener Bühne zu werfen, für die das ganze Jahr gearbeitet wird, die auf direktem Weg Geld bringt und die wichtigste Auslage für die Lebensgrundlage der Bundesliga darstellt: Kicker möglichst teuer an möglichst große Klubs zu verkaufen.


These: Markus Katzer hat sich in seinen zwei Jahren bei Rapid mehr als bewiesen. Er ist bereit für den Schritt zu einem größeren Klub.

These: Markus Katzer hat sich in seinen zwei Jahren bei Rapid mehr als bewiesen. Er ist bereit für den Schritt zu einem größeren Klub.
Foto © GEPA

Georg Sohler: Muss das eigentlich immer sein? Natürlich ist Österreich nicht der Nabel der Fußballwelt und es ist verständlich, dass Spieler, Trainer und Sportdirektoren in den großen Ligen arbeiten wollen – aber muss jeder, der ein, zwei gute Saisonen hier verbracht hat, sofort die Koffer packen, um woanders ein paar Netsch mehr zu verdienen? Vielleicht werde ich langsam alt und romantisch, aber: Welcher Klub, der den 44-Jährigen jetzt wollen würde, ist es wert, Geld gegen einen möglichen Meistertitel einzutauschen - den ersten nach 17 oder auch 18 und 19 Jahren?

Johannes Bauer: Völlig richtig. Und das hat mit Fußballromantik nur sekundär zu tun, auch wenn Markus Katzer an seinem Herzensklub sicher mehr liegt. Er hat – genau wie auch Robert Klauß – bis dato sehr gute Arbeit geleistet. Mehr als eine gute erste Zwischenzeit ist es nicht. Rapid lechzt nach Titeln, der Weg dorthin ist noch weit. Die sind sicher nicht nur für den Klub, sondern auch das Duo persönlich das große Ziel. Und die harte Währung, um sich für Aufgaben zu empfehlen, die einen echten sportlichen Aufstieg darstellen. Rapid braucht in seiner Entwicklung auch Kontinuität. Katzer und Klauß werden die ersten Personalien auf ihren Posten sein, die Rapid im Guten verlassen und nicht Richtung AMS. Aber wenn ihre Arbeit langfristig für Qualität bürgt, wird das auch in zwei Jahren geschehen.


These: Egal ob Sturm heuer Meister wird oder nicht, der Abgang von Christian Ilzer ist nur eine Frage der Zeit. Ohne das Erfolgsduo Schicker/Ilzer wird Sturm auseinanderbrechen.

These: Egal ob Sturm heuer Meister wird oder nicht, der Abgang von Christian Ilzer ist nur eine Frage der Zeit. Ohne das Erfolgsduo Schicker/Ilzer wird Sturm auseinanderbrechen.
Foto © GEPA

Johannes Bauer: Ob Christian Ilzer oder auch Robert Klauß: Beide waren vor Sturm und Rapid keine Trainer-Wunderwuzzis, mussten auch Rückschläge hinter sich lassen. An der jetzigen Wirkungsstätte blühen sie auf. Warum? Weil sie vielleicht nicht die Besten, aber die Richtigen sind (habe ich diesen Satz gerade wirklich unironisch verwendet?). Sie passen perfekt auf die Philosophie, die ihre Vereine (endlich) etablieren wollen. Das heißt nicht, dass ihre Nachbesetzung einfach wird. Die Liste von Vereinslegenden abzugrasen, die ins Trainergeschäft eingestiegen sind, wird sie nicht mehr lösen. Es heißt aber sehr wohl, dass es auch andere Kandidaten geben wird, die wie sie im richtigen Umfeld aufblühen können. Und das gilt gleichermaßen für ihre Sportdirektor-Gegenstücke. Wohl richtig ist: Sturm wird gut beraten sein, sich nicht beide Baustellen auf einmal aufzureißen.

Georg Sohler: Auseinanderbrechen finde ich zu hart. Weil: Bezeichnen wir Rapid hier nicht als Meisterkandidat? Glauben wir wirklich, dass man in Fuschl nicht massiv reagieren wird, wenn Platz eins außer Reichweite gerät? Schicker war ohnehin nicht mehr unumstritten  ("Leihe ohne Kaufoption"), dass Ilzer es so lange schafft, den Flow aufrechtzuerhalten, finde ich umgekehrt bemerkenswert. Ich hätte schon mit einem ärgeren Einbruch gerechnet. Nicht, weil ich Sturm den Erfolg nicht gönne, sondern weil die Erfolgswelle mit Cuptitel(n), Meisterteller und Champions League schon lange anhält und irgendwann bricht. Dann bist du Dritter, vielleicht auch Vierter, der eine Spieler geht, der andere wird zu alt - ist das dann ein Auseinanderbrechen?


Kommentare