ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer hat es also geschafft. Der Kärntner hat die Reform des größten Sportverbandes Österreichs mit einer Zweidrittelmehrheit durchgebracht.
Künftig soll es also eine 3er-Spitze geben, die Kompetenzen der Landespräsidenten sollen sich auf einen Aufsichtsrat beschränken. An dieser Stelle sei auch gleich gesagt: Jede Reform auf einem Papier wird nur so gut funktionieren, wie sie auch gelebt wird.
Der Freitag brachte aber auch bei einem zweiten Thema endlich Klarheit: Nach jahrelangem Streit zwischen den beiden Geschäftsführern Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold wurde endlich ein Schlussstrich gezogen. Mitterdorfer wurde vom Präsidium mittels Beschluss dazu beauftragt, die Dienstverhältnisse mit beiden zu lösen.
Brief ohne Wirkung
Es war nach dieser langen Zeit der wohl einzig mögliche Weg, um aus dieser verfahrenen Situation herauszukommen. Allein die vergangenen Tage haben hinter den Kulissen gezeigt, welch negative Energie dieser Streit mittlerweile mit sich bringt. Nicht selten hörte man die Bezeichnung vom "House of Cards im ÖFB".
Da half auch ein Brief nichts, den niemand geringerer als Teamchef Ralf Rangnick und der Spielerrat rund David Alaba, Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer unterschrieben und kurz vor der Sitzung an das Präsidium übermittelt hatten. Der Inhalt: Eine Lobeshymne auf Bernhard Neuhold und die Wichtigkeit seiner Tätigkeit für den Erfolg des Nationalteams, auch mit Blick auf die WM 2026.
Unausweichlicher Schritt
Das Präsidium stimmte dennoch für die Abberufung beider Personen. Im Nachgang der Sitzung konnte man dann bereits lesen, dass Rangnick & Co. deswegen übergangen wurden. Doch das ist wohl nur eine Sichtweise.
Der jahrelange Konflikt zwischen Hollerer und Neuhold hat sich wie ein Riss durch die gesamte 100-Personen schwere Geschäftsstelle gezogen. Wer mit Mitarbeiter:innen beim ÖFB gesprochen hat, dem wurde ein grauenhaftes Bild gezeichnet: Lagerbildung und Misstrauen, je nachdem, in welcher Abteilung man arbeitete, waren an der Tagesordnung. Ein Zustand, der so nicht zu halten war und durch die stetige Sturheit beider Protagonisten, an dieser Situation nichts zu ändern, befeuert wurde.
Nicht selten wurden interne Projekte immer wieder gegenseitig blockiert, nicht einmal Besprechungen mit beiden gemeinsam waren zeitweise möglich. Für einen Betrieb mit einem hohen zweistelligen Millionenumsatz eine untragbare Situation, die längst hätte gelöst werden müssen und vom Präsidium leider verschleppt wurde.
Dass Hollerer und Neuhold jetzt ihre Sachen packen müssen (und kurioserweise jedoch eine Chance zur Rückkehr erhalten könnten), ist daher nicht als Zeichen zu werten, dass die gut bezahlten Stars rund um Rangnick übergangen wurden. Es ist viel mehr ein unausweichlicher Schritt gewesen, um den "normalen", dutzenden Mitarbeiter:innen beim ÖFB endlich wieder eine Perspektive geben zu können, ihrer Arbeit nachzugehen, und dabei kein ständiges Klima des Misstrauens vorzufinden.
Eine Neuaufstellung ist eine Chance, die konstruktiven Kräfte wieder in den Vordergrund zu holen. Das wird auch sicherlich nicht zum Nachteil des ÖFB-Teams sein.