Das hat gesessen: Insgesamt sieben Sponsoren haben sich in den vergangenen Tagen über zwei verschiedene Briefe an den ÖFB gewandt. Zunächst Raiffeisen mit einem Alleingang, und nur einen Tag später Admiral, Coca-Cola, Magenta, Transdanubia, Verbund und die Österreichischen Lotterien in einem gemeinsamen Brief. Beide Schriftstücke sind ohne Zeitverzögerung auch in den Medien geleakt worden.
Das Credo: Der anhaltende Wahnsinn im ÖFB muss schleunigst ein Ende haben, sonst droht das Ende des Engagements. Und: Nur ein/e ÖFB-Präsident:in, der nicht aus dem internen Kreis des Verbands kommt, hat eine Chance, dieses Chaos zu beenden.
Damit erreicht die negative Berichterstattung über den größten Sportverband Österreichs einen vorläufigen Höhepunkt, wobei es wirklich schwer war, die vorangegangenen Höhepunkte noch einmal zu übertreffen.
Verstörend…
Klar, es ist durchaus anmaßend und auf den ersten Blick auch verstörend, wenn sich ein Sponsor in die strategischen Belange eines Sportverbandes einmischt. Noch dazu, wenn sogar personelle Vorschläge kommen, wer künftig ÖFB-Präsident werden soll. In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, dass Raiffeisen den Uniqa-Vorstand Kurt Svoboda vorgeschlagen hat. 10,9 Prozent der Uniqa-Anteile gehören der RZB-Gruppe.
Das ist prinzipiell ein No-Go, und daher war es auch die Pflicht von Interimspräsident Wolfgang Bartosch im ORF-Interview klar zu stellen, dass der ÖFB ein eigenständiger Verein ist.
Alles weitere hätte sich der Steirer in ebendiesem Interview jedoch sparen können, nämlich, dass es auch "Alternativen" gebe, also man statt Raiffeisen auch einen anderen Sponsor finden könne. Noch dazu in dem Wissen, dass ein zweiter Brief mit einigen anderen Sponsoren bereits angekündigt wurde. Man braucht kein Wirtschaftsexperte sein, um zu wissen, dass es aktuell eine ganz schlechte Zeit ist, um neue Sponsoren zu lukrieren. Vielmehr hätte Bartosch darauf verweisen müssen, derartige Gespräche nicht über Medien zu führen.
Dass sich insgesamt sieben Sponsoren, und dabei zum großen Teil sehr wichtige, zusammentun, und so einen Brief verfassen, ist außergewöhnlich. Noch viel außergewöhnlicher ist jedoch, dass sich der ÖFB seit Jahren in der Öffentlichkeit als Verband der Lächerlichkeit preisgibt.
…aber unausweichlich?
Dass sich insgesamt sieben Sponsoren, und dabei zum großen Teil sehr wichtige, zusammentun, und so einen Brief verfassen, ist außergewöhnlich, aber möglicherweise unausweichlich. Noch viel außergewöhnlicher ist jedoch, dass sich der ÖFB seit Jahren in der Öffentlichkeit als Verband der Lächerlichkeit preisgibt:
Ein Verband, der es über Jahre nicht geschafft hat, einen Konflikt zwischen zwei Geschäftsführern zu lösen.
Ein Verband, der diese beiden Geschäftsführer gekündigt hat, um sie wenige Wochen später wieder einzustellen.
Ein Verband, der eine Abstimmung im Präsidium darüber durchführt, bei der sich alle Personen bis auf den Präsidenten enthalten, um dann in der Aussendung mitteilen zu können, dass die Kündigung der beiden Geschäftsführer "mehrheitlich" wieder zurückgenommen wurde.
Ein Verband, der es mittlerweile schafft, dass interne Dokumente schneller an die Medien verteilt werden, als an die Präsidiumsmitglieder selbst.
Ein Verband, dessen Präsidiumsmitglieder ein Machtspiel seit Jahren dauerhaft auf offener Bühne austragen, zum Leidwesen von Mitarbeiter:innen und anderen, wichtigen Stakeholdern.
Ein Verband, der nur noch ein erbärmliches Bild abgibt, während das Nationalteam in neue Höhen vordringen möchte.
Ein Verband, der ein Budget von rund 70 Millionen Euro verwaltet und auch öffentliche Gelder kassiert.
Genau so ein Verband braucht sich jetzt aber bitte nicht wundern und aufregen, dass sich nun die Sponsoren zu Wort melden. Ebenso wenig braucht man sich darüber mokieren, dass geleakte Dokumente in den Medien auftauchen, wenn diese aus dem innersten Kreis selbst kommen. Dieser Verband sollte nun endlich in die Gänge kommen.
Einen Vorteil gibt es: Kredit kann eigentlich keiner mehr verspielt werden.
Moralischer Konkurs
Eines ist seit den vergangenen Tagen auch klar: Sollte es Pläne gegeben haben, das Präsidentenamt aus dem bisherigen internen Kreis zu besetzen, kann man diese ungeschaut in die Rundablage kübeln.
Ebenso klar ist, dass es auch auf der Ebene der neuen Geschäftsführung nur einen Neustart mit Personen geben kann, die bisher nicht involviert waren – egal auf welcher Seite, in welchem Dunstkreis auch immer. Sie hatten ihre jahrelange Chance.
Sollte dies nicht gelingen, wird auch der Machtkampf kein Ende finden. Und nachdem der ÖFB jeglichen öffentlichen Kredit verspielt hat, bleibt dann wohl nur noch eines über: der moralische Konkurs eines Verbandes. Es fehlt nicht mehr viel.
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