Rangnick: Opfer der eigenen Idee
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Rangnick: Opfer der eigenen Idee

Ralf Rangnick beklagt, dass zu wenige Österreicher in der Bundesliga spielen. Dabei ist er auch das Opfer seiner eigenen Idee geworden.

Die Freude war und ist groß, der Jubel laut: Erstmals ist Österreich in dieser Saison mit dem SK Sturm und Red Bull Salzburg mit zwei Vereinen in der Champions League vertreten. Dazu spielen auch der SK Rapid und der LASK international.

Parallel dazu gibt es aber auch eine andere Entwicklung: Bei den Grazern stand im ersten Spiel der Königsklasse mit Emanuel Aiwu nur ein Österreicher in der Startelf. So auch beim vergangenen Spiel in der ADMIRAL Bundesliga.

Und Salzburg? Die Bullen setzten in beiden Bewerben zuletzt gar keinen Österreicher ein. In Hütteldorf hat man den jahrelangen Weg des Österreicher-Topfs in dieser Saison auch verlassen, der LASK verzichtet ebenfalls.

Es mag schon richtig sein, dass Salzburg in erfolgreichen Jahren auch mit einigen Österreichern gespielt hat. Die Welt des Fußballs hat sich aber auch weitergedreht, der Konkurrenzdruck wird größer, das runde Leder globaler.

Michael Fiala

Es ist kein Zufall

Ralf Rangnick hat nun im Rahmen der Kaderbekanntgabe für die kommenden Nations-League-Spiele diese Praxis kritisiert. "Es gab auch mal Zeiten, wo die beiden Vereine auch Österreicher in der ersten Elf hatten und trotzdem österreichischer Meister wurden und sich für die Champions League qualifiziert haben."

Diese Zeiten sind aktuell vorbei. Es mag schon richtig sein, dass Salzburg in erfolgreichen Jahren auch mit einigen Österreichern gespielt hat. Wer erinnert sich nicht gerne an die tollen Leistungen von Xaver Schlager, Nicolas Seiwald, Konrad Laimer & Co – allesamt Stützen des österreichischen Nationalteams.

Die Welt des Fußballs hat sich aber auch weitergedreht, der Konkurrenzdruck wird größer, das runde Leder immer globaler. Und es ist wohl kein Zufall, dass sämtliche österreichische Vereine, die international eine Rolle spielen wollen, immer weniger Österreicher einsetzen.

Das beste Beispiel ist der SK Rapid: War man vor gar nicht allzu langer Zeit noch stolz darauf, mit elf Österreichern in der Startelf angetreten zu sein, so waren es gegen den LASK nur noch sechs. Und auch Kritik aus dem Grazer Umfeld, dass Salzburg zu wenig für österreichische Spieler tue, ist verstummt.

Die Zahlen sind eindeutig: Wurden in der Saison 2018/19 noch 73 Prozent aller Spielminuten durch Österreicher absolviert, waren es in der vergangenen Saison nur noch 55,4 Prozent. Der Österreicher-Topf, ein Auslaufmodell.

Rangnick als Opfer der eigenen Idee

Zurück zu Ralf Rangnick: Als Teamchef von Österreich kann er nur auf jene Spieler zurückgreifen, die einen österreichischen Pass vorweisen. Es ist nachvollziehbar, dass er sich Sorgen um die kommenden Generationen macht, wenn immer weniger Österreicher das Trittbrett ADMIRAL Bundesliga nützen können.

Die Globalisierung kann Rangnick allerdings nicht verhindern. Und ein wenig holt den Deutschen nun das ein, was er selbst in Salzburg vor vielen Jahren implementiert hat. Er ist somit zum Teil auch Opfer seiner eigenen Idee geworden.

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