House of ÖFB
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House of ÖFB

Klaus Mitterdorfer wirft nach nur einem Jahr das Handtuch. Die aufkommenden Intrigen hielt der Kärntner nicht mehr aus.

Wer auch immer es ist, ein paar Personen im innersten und auch erweiterten Kreis des ÖFB reiben sich heute die Hände und werden sich ein Achterl genehmigen. Sie haben ihr Ziel erreicht, Klaus Mitterdorfer zum Rücktritt zu bewegen.

Seine Abschiedsworte in der Presseaussendung, die auch an die Mitarbeiter:innen gerichtet wurden, bringen es für ihn persönlich auf den Punkt: "Die persönlichen Diffamierungen und Anschuldigungen der letzten Wochen vor und besonders auch hinter den Kulissen haben nicht nur meine Familie und mich in meiner ehrenamtlich ausgeführten Funktion, sondern in der Gesamtheit auch den ÖFB und Euch alle stark belastet."

In den vergangenen Wochen hat die ÖFB-Krise ein neues Niveau erreicht, das für Mitterdorfer mit dem heutigen Tag nicht mehr zu schultern war.

Michael Fiala

Damit zieht Mitterdorfer einen Schlussstrich und nimmt sich aus der Schusslinie. In den vergangenen Wochen hat die ÖFB-Krise ein neues Niveau erreicht, das für Mitterdorfer mit dem heutigen Tag nicht mehr zu schultern war.

Der Kärntner hat sein Amt am 8. Juli des Vorjahres angetreten. Dass er Präsident wurde, war nicht wirklich geplant. Er hat das Präsidium auch nicht mit einem besonderen Konzept überzeugt. Mitterdorfer wurde im Zuge eines dauerhaft schwelenden Machtkampfes mehr oder weniger aus taktischen Gründen nach oben gespült.

Fehlendes Leadership

Natürlich hat Mitterdorfer auch selbst seinen Teil zu der Misere beigetragen. So hat er beispielsweise klares Leadership vermissen lassen, wollte es allen recht machen. Manchmal agierte er naiv, sagte allen Leuten das, was sie hören wollten. Am deutlichsten hat man dies am jahrelangen Konflikt zwischen Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold gemerkt.

Das alles ging sich irgendwann nicht mehr aus, wie die vergangenen Wochen gezeigt haben. Als er nun mit der Brechstange die ehemalige ÖBB-Managerin Silvia Kaupa-Götzl ohne Ausschreibung im Eilverfahren installieren wollte, obwohl noch nicht einmal die Strukturreform ausformuliert war, ließ einige seiner Unterstützer im Präsidium die Seiten wechseln. Vielleicht war dieser Weg aber auch bewusst gewählt, um endlich einen Ausgang zu finden.

Im Großen und Ganzen ist Mitterdorfer jedoch Opfer der von ihm selbst in seiner Abschiedsmail angesprochenen Diffamierungen. Wenn man einen Job wie den eines ÖFB-Präsidenten antritt, braucht man ein dickes Fell. Aber die Intrigen im Verband, die seit Jahren ein Dauerthema sind, haben in den letzten Monaten eine neue Qualität erfahren.

Nicht Mitterdorfer als Person war oder ist das Problem für den ÖFB. Das Problem sind die Struktur, das System, ein Teil der Funktionäre und andere Personen aus dem wirtschaftlichen Umfeld, die ihren Einfluss geltend machen wollen.

Michael Fiala

Nicht Mitterdorfer ist das Problem

Im Kampf um Budgets, Einfluss und Macht ging die Moral Schritt für Schritt immer mehr verloren. In den vergangenen Wochen hatte man den Eindruck, dass sie bei einigen überhaupt keine Rolle mehr spielt.

Nicht Mitterdorfer als Person war oder ist das Problem für den ÖFB. Das Problem sind die Struktur, das System, ein Teil der Funktionäre und andere Personen aus dem wirtschaftlichen Umfeld, die ihren Einfluss geltend machen wollen. Und mittendrin ein Teamchef und Spieler, die sich ebenfalls für den einen oder anderen Zweck instrumentalisieren ließen. Rangnick, dem die Fans zu Füßen liegen, attackiert den eigenen Präsidenten nach einem verpassten Aufstieg in die Nations League Gruppe A. Das sucht seinesgleichen.

Windtner weg, Milletich weg, nun auch Mitterdorfer weg. Bei allen hat man mit zum Teil sehr viel Energie Gründe gefunden, warum sie gehen mussten bzw. zu diesem Schritt gedrängt.

Strukturreform jetzt beschließen

Das "House of ÖFB" in Anlehnung auf die Netflix-Serie "House of Cards" hat den eigenen Verband maximal beschädigt.

Nun können all die Leute, die in den vergangenen Wochen und Monaten beteuert haben, ihre Funktion im Sinne für den österreichischen Fußball auszuüben, dies auch unter Beweis stellen und ihre eigene Person hinten anstellen. Um die Strukturreform zu beschließen, und danach die neuen Positionen in einem ordentlichen Verfahren auszuschreiben - egal, wer im Mai 2025 dann als neuer ÖFB-Präsident oder Präsidentin Klaus Mitterdorfer folgen wird.

Denn ein Satz in seiner Abschiedsmail wäre mit Blick auf die Zukunft für den österreichischen Fußball sehr wichtig: "Künftig sollen die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ÖFB und der Verbände mehr Entscheidungsbefugnisse erhalten."

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