Es wird Zeit für die Zukunft
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Es wird Zeit für die Zukunft

Am Freitag und Samstag tagt das ÖFB-Präsidium und diskutiert über eine Verbandsreform. Die Zeit dazu ist überreif. Ein Kommentar:

Seit rund einem Jahr ist Klaus Mitterdorfer ÖFB-Präsident. Der Kärntner ist damals recht ungeplant und als Ergebnis eines Machtspiels zwischen zwei Blöcken im ÖFB-Präsidium an die Spitze "gespült" worden.

Die Wahl von Mitterdorfer als Nachfolger von Interimspräsident Johann Gartner, der das Amt von Gerhard Milletich übernommen hatte, war ein Sinnbild dafür, wie das Altherrengremium mit veralteten Strukturen seit Jahren agiert.

Als bräuchte es noch ein aktuelles Beispiel als Beweis, haben die Herren im Juni den Vertrag mit der Bundesliga gekündigt. Aber nicht, weil eine Gesamtstrategie als Grundlage für diese Entscheidung vorher diskutiert wurde. Nein, die 7:5-Entscheidung bildet einzelne Interessen ab. So stand dieses Thema nicht einmal auf der Tagesordnung, sondern wurde im Rahmen des Berichts des Präsidenten erst kurz davor zum Thema gemacht.

Das große Ganze geht im Dickicht der neun Landesverbände oftmals unter; Einzelinteressen und Machtspiele haben eine zu große Bedeutung.

Michael Fiala

Gesamtheitliche Entwicklung bleibt auf der Strecke

Es zeigt das Dilemma, das diesem Gremium zu Grunde liegt. Das große Ganze geht im Dickicht der neun Landesverbände oftmals unter; Einzelinteressen und Machtspiele haben eine zu große Bedeutung. Auf der Strecke bleibt eine gesamtheitliche Entwicklung des österreichischen Fußballs. Einzelne Teilerfolge, aktuell des österreichischen Nationalteams in den vergangenen zwei Jahren, haben die rund um die Wahl von Milletich begonnenen Diskussionen einer Strukturreform wieder abgewürgt.

Doch Klaus Mitterdorfer will nicht nur einfach ein Frühstückspräsident sein. Er hat seit einigen Monaten einen Plan, der nun kommenden Freitag und Samstag in einer Verbandsreform münden soll. Wie die Wiener Zeitung bereits im Juli berichtete, wurde der ÖFB gemeinsam mit einem externen Unternehmensberater durchleuchtet.

Im Fokus standen dabei auch die beiden Geschäftsführer Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold. Es ist seit Jahren allen Verantwortlichen im ÖFB bekannt, dass diese beiden nicht miteinander können und die Mitarbeiter:innen und die Arbeit darunter leiden. Das Problem wurde ebenso lang vor sich hin- und hergeschoben.

Vorbild Bundesliga

Die von Mitterdorfer anvisierte Strukturreform soll und muss aber zunächst personenunabhängig gedacht werden. Eine mögliche Lösung: Nach dem Vorbild der Bundesliga könnte es hauptamtliche Vorstände mit einem Aufsichtsrat geben. Oder anders formuliert: Der ÖFB-Präsident könnte künftig als bezahlter Vorstandsvorsitzender gemeinsam mit zwei (neuen?) Geschäftsführern agieren.

Ich will einen zukunftsfitten ÖFB.

Klaus Mitterdorfer

Wichtige Personalentscheidungen sollen dann weiterhin nur mit Zustimmung des Aufsichtsrates möglich sein. Die tägliche Arbeit könnte dann aber mit der neuen 3er-Führung effizienter erledigt werden. Um auch wieder auf das Beispiel des gekündigten Vertrags zurückzukommen: Diese Entscheidung hätte dann besser vorbereitet werden können, um anschließend den Aufsichtsrat über einen Lösungsvorschlag zu informieren und im besten Fall dann abzusegnen.

Gegenwind droht

Mitterdorfer will vor dem Freitag gegenüber 90minuten nicht all zu viel in der Öffentlichkeit diskutierten, meint aber: "Ich möchte die Professionalität im Verband erhöhen, die Strukturen verschlanken und effizienter machen."

Überzeugen muss der Kärntner zunächst die neun Landespräsidenten. Niederösterreichs Präsident Johann Gartner lässt über 90minuten bereits vor dem Termin wenig Bereitschaft erkennen: "Ich habe den Entwurf von Mitterdorfer zugeschickt bekommen. Ich finde, es beschreibt genau das, was wir schon im Präsidium die letzten Jahre vorgelebt haben. Wir sind ein Aufsichtsrat und mischen uns nicht in das Tagesgeschäft ein."

Sollte diese Übung dennoch gelingen, kann man dann auch über Personen reden. Auch über Mitterdorfer selbst, ob er etwa nach Ende seiner Amtszeit im Juni 2025 weiterhin zur Verfügung stehen würde; zudem darf man gespannt sein, ob und wann etwa Burgenlands Fußballpräsident Georg Pangl seine Ankündigung aus seinem Buch in die Tat umsetzen möchte, wo er klar formuliert hat, dass es sein Ziel ist, ÖFB-Präsident zu werden.

Im Juli hat der Burgenländer den ÖFB in einer ORF-Sendung deutlich kritisiert. Pangl stünde dem ÖFB nur nach einer erfolgreichen Reform zur Verfügung. Und natürlich muss sich der Verband auch endlich um eine Lösung im Konflikt zwischen Hollerer und Neuhold bemühen.

Doch das ist alles schon der zweite Schritt. Mitterdorfer: "Ich will einen zukunftsfitten ÖFB." Die Zeit dazu ist jedenfalls überreif.

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