Es war erstaunlich ruhig in den vergangenen Tagen. Und das, obwohl heute Mittwoch ab 16 Uhr eine womöglich folgenschwere Entscheidung in der ÖFB-Wahlkommission getroffen wird. Das ist man beim größten Sportverband Österreichs eigentlich nicht gewöhnt. Normalerweise werden vor so einem Ereignis in den Medien die Zitate der verantwortlichen Funktionäre nur so hin- und hergeworfen.
Sollte es heute bereits eine Vorentscheidung geben, wer am 18. Mai bei der ÖFB-Generalversammlung zum neuen Präsidenten oder zur neuen Präsidentin gewählt wird – es wird die Zukunft des Verbands maßgeblich beeinflussen. Hoffentlich zum Positiven, denn der ÖFB muss nach Jahren der öffentlichen Selbstzerfleischung endlich wieder zur Ruhe kommen.
Ruhe vor dem Sturm?
Doch möglicherweise ist es auch nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn wie 90minuten in Erfahrung bringen konnte, soll es heute einen letzten Versuch geben, doch noch einen "externen Kandidaten" in den Ring zu werfen. Wer das sein soll, darüber wird geschwiegen.
Viel war im Vorfeld nicht zu erfahren (und auch das ist eher unüblich), lediglich, dass diese Person aus dem Raiffeisen-Imperium kommen könnte. Von den in den vergangenen Tagen genannten Kandidat:innen (Stefan Sandberger, Leodegar Pruschak) ist nach 90minuten-Informationen jedoch niemand dabei.
Verantwortlich für die Vorauswahl sind die Landespräsidenten Martin Mutz (Kärnten) und Josef Geisler (Tirol). Vor allem Geisler hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, einen externen Kandidaten zu bevorzugen. Mutz selbst hat sich nie öffentlich dazu geäußert, außer "ergebnisoffen" diese verantwortungsvolle Arbeit aufzunehmen. Als Ende März der Wahlausschuss nach nur 15 Minuten wieder beendet wurde, war der Ärger bei einigen Präsidiumsmitgliedern groß.
Aber es war schnell klar: Offenbar haben die beiden zumindest noch eine Person in petto, die sich jedoch noch die Zustimmung vom eigenen Arbeitgeber holen muss. Wenn die wenigen, überlieferten Informationen nun stimmen, so dürfte diese eingetroffen sein.
Überraschungscoup?
Doch wie realistisch ist ein Überraschungscoup in Form einer Person, die bisher unter Verschluss gehalten wurde? Das hängt einerseits von der Person selbst ab. Einen echten "Kapazunder", den möglicherweise ganz Fußballösterreich kennt, könnte man wohl nicht einfach in einer Sitzung vom Tisch wischen.
Kennt man allerdings die Herren im Präsidium, so ist auch schnell klar: Dass sich Johann Gartner (Niederösterreich) & Co auf jemanden einlassen, von dem sie nicht wissen, was er/sie vor hat, und möglicherweise die eigene Komfortzone gefährdet, ist äußerst unrealistisch.
Ein Ziel: WM 2026
Abgesehen vom möglichen Überraschungskandidat gilt Christian Jauk als Favorit. Er hat sich in den vergangenen Monaten im Präsidium einen Namen gemacht, weil er die Strukturreform maßgeblich als Wortführer und Vertreter der Bundesliga vorangetrieben hat. Die weiteren bekannten Namen mit Interesse an dem Job sind Brigitte Annerl (TSV Hartberg) und Landespräsident Johannes Wutzlhofer (Burgenland).
Eines hat uns der ÖFB gelehrt: Die Funktionäre sind jederzeit für eine Überraschung gut, was auch schon die Wahl von Klaus Mitterdorfer damals gezeigt hat.
Man kann nur hoffen, dass sich die verantwortlichen Personen heute vor allem ein Ziel vor Augen halten: Es muss Ruhe einkehren, damit das große Ziel, die Fußball WM 2026 mit Teamchef Ralf Rangnick nicht gefährdet wird. Denn auch die bestgemeinte Strukturreform kann nur funktionieren, wenn die Personen dahinter auch gewillt sind, sich in diese einzufügen.
Wenn das nicht gelingt, werden wir in wenigen Tagen oder Wochen die nächste Runde im House of Cards des ÖFB erleben.