Wer will Fan von so einem Verein sein?
Jeder einzelne Transfer von Salzburg nach Leipzig oder retour ist vertretbar. In Summe ist es aber eine Image-Katastrophe für die Bullen. Ein Kommentar von Michael Fiala
Jetzt ist es schon wieder passiert. Ein Spieler von Red Bull Salzburg wechselt zu RB Leipzig. Die Aufregung ist naturgemäß bei derartigen Transfers groß. Doch warum eigentlich? Jahr für Jahr wechseln immer mehr Spieler aus der österreichischen Bundesliga nach Deutschland. Kainz und Petsos zu Bremen, Onisiwo nach Mainz, etc - die Liste der Transfers ist lange. Warum sollte dies bei Red Bull Salzburg anders sein?
Die österreichische Liga ist eine Ausbildungsliga. Wohl kaum ein Satz beschreibt die heimische Bundesliga derzeit besser als dieser. Ausbildungsliga klingt natürlich nicht besonders attraktiv, vor allem wenn man jeden einzelnen Klub bzw. Die gesamte Liga erfolgreich vermarkten will.
Und genau hier setzt das generelle Problem in dieser Thematik an: Während Transfers wie jener von Kainz zwar für Rapid auch schmerzhaft sind und eine gewisse Katerstimmung hinterlassen, werden diese Transaktionen im Großen und Ganzen als finanzieller Segen vermarktet. Motto: “Wir haben es wieder geschafft, einen Spieler für eine der großen Ligen zu entwickeln.”
Salzburg ist doppelter Ausbildungsverein
Das ist in Salzburg nicht anders. Spieler werden entwickelt, präsentieren sich auf der internationalen Bühne und werden somit für andere Klubs interessant. Wo ist also jetzt das Problem der Salzburger?
Salzburg ist nämlich ein doppelter Ausbildungsverein: Einerseits bildet Salzburg Spieler für die internationale Bühne aus, andererseits aber für RB Leipzig. Das Problem liegt dabei in der Vermarktung: Wenn Spieler wie Schachfiguren zwischen Salzburg und Leipzig bzw. Leipzig und Salzburg hin- und hergeschoben werden - und ja, auch wenn jeder Spieler mündig ist, bleibt dieser fahle Beigeschmack bei der Fülle an Transfers zwischen diesen beiden Klubs einfach hängen -, braucht sich auch niemand wundern, wenn das Produkt (und ja, Fußball ist generell ein Produkt geworden, ganz speziell in Salzburg) nicht angenommen wird. Da passt es dann gut ins Bild, wenn sogar der eigene Trainer nicht mehr länger gute Miene zum bösen Spiel machen will. Oder wenn Ralf Rangnick aus Gründen der persönlichen Eitelkeit öffentlich macht, was nicht öffentlich gemacht gehört (Stichwort Nicht-Hinteregger-Transfer zu Leipzig).
Salzburg hat im österreichischen Fußball viel bewegt, hat für internationale Top-Leistungen gesorgt,das beste Nachwuchszentrum Österreichs aufgebaut, viele Spieler und auch Trainer auf internationalen Rang gehoben. Eines ist aber klar: Solange es derartige Szenen in Salzburg und Leipzig gibt - und die wird es geben, solange Didi Mateschitz diese beiden Klubs “führt” und in Leipzig Ralf Rangnick das Sagen hat - braucht man sich in Salzburg über Konzepte, wie man mehr Fans an den Verein bindet, nicht weiter unterhalten. Denn wer ist schon gern Fan eines Klubs, der sich einem anderen stetig mehr oder weniger freiwillig ausliefern muss? Die nackten Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Der höchste Zuschauerschnitt in der Bundesliga für Red Bull Salzburg datiert aus der Saison 2006/07.
Viele in Salzburg - Funktionäre und Fans haben sich gefreut, als Ralf Rangnick Salzburg verlassen hat. Ralf Bull diktiert aber weiter das Geschehen nach Belieben - und beschädigt ein fürs andere Mal den Salzburger Fußball. Vermutlich wird dies Didi Mateschitz aber auch alles egal sein, denn immerhin braucht er die direkte Konkurrenz aus Salzburg aktuell nicht (mehr) fürchten. Man stelle sich nur vor, dass es eventuell im Salzburger Umfeld einen zweiten Klub gibt, der mit deutlich weniger Mitteln viele, (auf Dauer mehr?) Fans in seinen Bann zieht als die 70-Mio.-Euro schweren (= Umsatz 2014/15) Bullen.
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