Das große Geheimnis um die Mitgliedschaft bei Red Bull Salzburg

Rund 100 Mitglieder hat Red Bull Salzburg, gar nur 14 RB Leipzig. Um die Vereinsstatuten wird ein großes Geheimnis gemacht. Das stört die Fans nicht wirklich. Die Statuten sollen derzeit auch einem anderen Hauptzweck dienen. Von Michael Fiala

 

Die Mitgliederbasis eines Vereins ist für viele Vereine ein wichtiges Kapital. Die Fans werden so noch stärker an den Klub gebunden, finanzielle Vorteile bei Abos, Merchandising & Co sowie exklusive Mitgliedsveranstaltungen lassen dann die Herzen der Fans höher schlagen.

 

Bayern liegt voran

Und viele Vereine arbeiten auch tagtäglich daran, die Basis zu stärken: Der FC Bayern, deutscher Meister im Basketball, aktueller Double-Sieger und deutscher Rekordmeister im Fußball sowie Heimat auch für Handballer, Kegler, Turner und Tischtennisspieler hatte im November 2014 offiziell 251.315 Mitglieder – und damit erstmals mehr als Benfica Lissabon. Die Mitgliedschaft bei den Bayern kostet zwischen 30 und 60 Euro. Der geschätzte Umsatz allein durch die Mitgliedschaft beträgt rund 10 Mio. Euro. In Österreich hat der „Mitgliederverein", wie sich der SK Rapid oft gerne selbst nennt, die meisten Mitglieder. Laut einer aktuellen Auflistung der Kleinen Zeitung im April 2015 kommen die Hütteldorfer auf 11.550 Mitglieder. Dahinter kommt lange nichts: Die Austria hält bei 2.000, Sturm Graz bei 1.400. Ganz am Ende der Liste: Admira Wacker mit 150 Mitgliedern und Red Bull Salzburg mit 100. Eine Zahl, die von den Salzburgern offiziell zumindest nicht heftig dementiert wird. Und: Die Mitglieder von damals, als der Klub noch Austria Salzburg hieß, sind heute auch noch Mitglieder.

 

Statuten angepasst

Anfang März haben die Bullen in einer Presseaussendung verkündet: „Red Bull Salzburg stellt Weichen für die Zukunft. (...)Im Zuge einer ordentlichen Mitgliederversammlung hat der FC Red Bull Salzburg heute wesentliche, für die Zukunft relevante Entscheidungen getroffen. Um sicherzustellen, dass sowohl der FC Red Bull Salzburg als auch RB Leipzig gleichzeitig in den Bewerben der UEFA (Anm.: UEFA Champions League und UEFA Europa League) spielberechtigt sind, wurden die Statuten des Vereins an die entsprechenden Regularien der UEFA angepasst." Wenige Tage danach hat sich 90minuten.at daher auf die Suche nach den Vereinsstatuten von Red Bull Salzburg gemacht. Die telefonische Fragestellung an den Verein: „Wo finde ich die Vereinsstatuen und wie werde ich Mitglied?" Die spontane Antwort des Klubs per Telefon: „Die Statuten sind doch auf der Homepage." Waren sie jedoch nicht. Eine offizielle Presseanfrage von 90minuten.at an Red Bull Salzburg in Punkto Vereinsstatuten daher die Folge.

 


"Top-Secret-Attitüden"

Mitglieder-Werbeaktionen wie man sie von Rapid oder auch anderen Vereinen kennt, gibt es in Salzburg nicht. Der Schwesternverein RB Leipzig hat übrigens eine ähnliche Sicht der Dinge. In der aktuellen Ausgabe des Ballesterer (#102) berichtet Heiko Rothenpieler, der gerade an einer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Vereinsstrategien im Sportmarketing arbeitet, über die Anfrage an die Leipziger, wie man Mitglied werden und ob man vorher die Vereinsstatuten einsehen könne. Rothenpieler: „Wir haben in der Geschäftsstelle angerufen, erklärt, dass wir Mitglied werden wollen, jedoch vorher gerne die Satzung lesen würden. Da sind wir auf ziemliche Top-Secret-Attitüden gestoßen. Man könne uns die Satzung nicht zuschicken, Einsicht sei nur in der Geschäftsstelle nach Terminverinbarung und im Amtsgericht Leipzig möglich. Es sei genauso wie bei einer Maturanote, in die man ja auch nicht so einfach so Einsicht bekäme."

 

0815-Statuten
Die offizielle Anfrage an Red Bull Salzburg verhielt sich ähnlich. Zwar wurde uns ein Hintergrundgespräch mit einem Vereinsjuristen vermittelt, das sehr nett und freundlich verlief. Die Vereinsstatuten von Red Bull Salzburg seien „0815-Statuten wie bei vielen anderen Vereinen auch" hieß es. Wir könnten auch eine Einsicht in die neuen Statuten bekommen, veröffentlichen dürfen wir diese jedoch nicht. Wie viele Mitglieder der Klub habe, konnte uns in diesem Gespräch ebenfalls nicht gesagt werden.

 

Fans finden sich damit ab

Dass Red Bull kein besonders großes Interesse daran hat, die Klub-Mitgliedschaft unters Volk zu bringen, ist seit Jahren bekannt. Und auch die Fans der Bullen dürften sich mit dieser Situation abgefunden haben: Großes Wehklagen zu diesem Thema ist nicht zu hören und dem Vernehmen nach gab es seit 2005 keinen Antrag auf Mitgliedschaft. Mittlerweile weiß man in Salzburg, worauf man sich einlässt. Ob die abgeänderten Statuten es künftig ermöglichen werden, dass sowohl Red Bull Salzburg und RB Leipzig gleichzeitig an internationalen UEFA-Bewerben teilnehmen können, wird man sehen. Für mehr sind die Vereinsstatuten der Salzburger (derzeit) nicht konzipiert.