Absurd: Über Olympia 2024 zur Sportstadt Wien

Wien, das sich derzeit "Sportstadt Wien" schimpft, denkt daran, sich für Olympia 2024 zu bewerben. Eine absurde Idee, wenn man bedenkt, dass die Hauptstadt nicht einmal den Bau eines Schwimmbeckens zusammenbringt. Von Michael Fiala.

 

Es ist ja wirklich absurd. Im Zuge der Volksbefragung sollen die Wiener wohl auch zu einer möglichen Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele befragt werden. Offiziell bestätigen will man das im Rathaus noch nicht. Erst am Freitag werden alle Fragen für die Volksbefragung präsentiert. Es deutet alles darauf hin, dass es jedoch so kommen wird.

 

Ein kurzer Blick auf den Status Quo: Wien nennt sich Sportstadt. Wien ist aber auch bekannt, „anders" zu sein. Vielleicht ist dieses „anders" in Bezug auf „Sportstadt" auch so zu verstehen, denn es gibt im westlichen Europa wohl kaum eine Hauptstadt, die in Punkto Sport-Infrastruktur schlechter aufgestellt ist als Wien.

 

Wien hat derzeit weder ein herzeigbares Fußballstadion, noch eine Sportstätte, wo etwa internationale Leichtathletik-Meisterschaften ausgetragen werden können – die Liste an Sportarten, die man in Wien wettkampfmäßig nicht ausüben kann, ist lange. Die schlechte Infrastruktur ist aus der Sicht der euphorischen Olympia-Befürworter auch der Grund, warum eine Bewerbung ein Impuls für bessere Sportstätten sein kann.

 

Das Debakel rund um das Stadthallenbad ist jedoch so druckfrisch, dass man wirklich Zweifel haben muss, ob die Stadt Wien es überhaupt schaffen würde, einen normalen Fußballkäfig aufzustellen. Und dann will man sich ernsthaft um Olympia 2024 bemühen?

 

London hat mehr als 11 Mrd. Euro in die Olympia-Infrastruktur investiert. „Die Stadt gibt für die 2000 Sportvereine gerade einmal 900.000 Euro aus. Woher soll dann in Zeiten wie diesen das Geld für Olympische Spiele kommen?", fragt sich zu Recht Werner Raabe vom ASKÖ Wien in einem Kurier-Interview. Allein für die Bewerbung musste zuletzt London 20 Millionen Euro berappen.

 

Und das beste Beispiel, warum ein Großereignis in Wien keine nachhaltigen Spuren hinterlässt, ist die Euro 2008: Nicht einmal das drittgrößte Sportereignis der Welt war wichtig genug, um zumindest ein Fußballstadion zu hinterlassen, auf das man stolz sein kann. Im Gegenteil: Der Betonbunker im Prater wird nie wieder ein Großereignis von innen sehen.

 

Es würde schon reichen, wenn die Stadt Wien ihre Hausaufgaben in Punkto „Sportstadt Wien" erfüllt, damit jede Bürgerin und jeder Bürger seine eigenen Olympischen Spiele veranstalten kann ... dazu reicht zunächst wohl rund 1% der veranschlagten 11,5 Mrd. Euro, um bereits nachhaltig die Wiener zu können.