Der neue Rapid-Kurs: Braten im eigenen Saft? [Exklusiv]
Für Rapid-Revoluzzer und „Fußballgott“ Steffen Hofmann wurde ein hochdotierter Job gefunden. Zoran Barisic bleibt Trainer und als Sportdirektor ist Markus Katzer im Gespräch. Ist das die Erneuerung, die Rapid braucht? Und reicht die Qualifikation "Rapid-Legende" für all diese Jobs?
Der Job riecht im ersten Moment auch nach richtig viel Verantwortung. Ist Hofmann damit also doch bereit, seinen Status als Fußballgott in Hütteldorf aufs Spiel zu setzen? Auf den ersten Blick: Ja. Aber irgendwie auch nein.
Den Beweis, dass es Alexander Wrabetz mit der Erneuerung allerdings wirklich ernst meint, sind er und sein Präsidium bisher schuldig geblieben. Aktuell wirkt es so, als ob man künftig so wie bisher lieber im eigenen Saft braten wird.
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Schon im Spätsommer, als klar war, dass die Liste von Steffen Hofmann eine nicht wegzudiskutierende Rolle in der grün-weißen Zukunft spielen wird, wurde in internen Kreisen darüber diskutiert: Welche Funktion soll der „Fußballgott“ künftig einnehmen? Welcher Job kann für ihn gefunden werden?
Zur Erinnerung: Bereits nach seiner aktiven Karriere wurde mit dem Talentescout ein – so hört man – relativ hoch dotierter Posten für Hofmann gefunden. Immer wieder war die Klublegende in den vergangenen Jahren auch als Sportdirektor oder seltener als Trainer im Gespräch. Eine Rolle, die den 42-Jährigen aber nie wirklich interessiert hat. Warum? Als Sportdirektor (und als Trainer noch viel mehr) hat man – egal bei welchem Klub – ein Ablaufdatum. Darauf, also den Status Fußballgott zu beschädigen, wollte sich Hofmann nie einlassen.
Hofmann ist klassischer CEO
Jetzt hat Hofmann einen neuen Job bekommen. Er wird künftig der Sprecher der Geschäftsführung sein und die Gesamt-Verantwortung für die strategische und sportliche Ausrichtung übernehmen. Diese Beschreibung klingt nach viel Büroarbeit, einem klassischen CEO. Bereits im Wahlkampf wurden – nicht nur von der gegnerischen Liste - Zweifel laut, ob Hofmann so einer Rolle überhaupt gewachsen sei. Hofmann sei alles andere als ein Bürohengst, habe keinerlei Manager-Qualitäten, so die oftmals formulierte Kritik. Die offensichtliche Qualifikation in diesem Fall: Hofmann hat dem neuen Präsidium den Weg geebnet und ist eben der Fußballgott. Die Erfahrung für diesen Job fehlt genauso wie eine entsprechende Ausbildung. Hofmann wird künftig ein Budget von 50 und mehr Millionen Euro verwalten. Heißt das nun, dass er diesem Job auf keinen Fall gewachsen ist? Nein. Würde man – beispielsweise in der Politik oder Wirtschaft – so eine Bestellung kritisieren? Ja, auf jeden Fall.
Der Job riecht im ersten Moment auch nach richtig viel Verantwortung. Ist Hofmann damit also doch bereit, seinen Status als Fußballgott in Hütteldorf aufs Spiel zu setzen? Auf den ersten Blick: Ja. Aber irgendwie auch nein. Klar, als oberster Chef muss man immer den Kopf hinhalten. Andererseits: Wenn es sportlich nicht läuft, muss zunächst der Trainer gehen, bei weiterer Erfolglosigkeit der Sportdirektor. Und wenn es wirtschaftlich nicht passt? Dann wird eben der Geschäftsführer Wirtschaft ausgetauscht. Hofmann könnte sich dann immer wieder auf jene Rolle verständigen, dass er jener ist, der Fehlentwicklungen korrigiert, aber nie selbst dafür verantwortlich gemacht wird, dass es nicht gut gelaufen ist.
Die Rapid-Erneuerung
Eine der ersten Aufgaben von Hofmann wird es sein, den neuen Trainervertrag von Zoran Barisic unter Dach und Fach zu bringen. Die beiden verstehen sich auch abseits des Trainingsplatzes sehr gut. Die eine Rapid-Legende wird also den Vertrag für die andere Rapid-Legende ausarbeiten und dem Präsidium vorliegen, das beide Rapid-Legenden beauftragt hat.
Mit Hofmann und Barisic hat man aktuell nun zwei Personen beauftragt, die auch schon in den vergangenen Jahren in verschiedenen Positionen am Ruder waren. In den letzten Tagen wurde der Name Markus Katzer genannt – eine weitere Rapid-Legende. Katzer könnte in die Fußstapfen von Zoran Barisic als neuer Sportdirektor treten. Katzer hat als Vienna-Sportdirektor Erfahrung gesammelt und die Döblinger erfolgreich in die 2. Liga geführt. Den Vorteil, viel mehr Geld als alle andere Klubs zur Verfügung zu haben, wird Katzer bei Rapid dann allerdings nicht mehr haben.
Sollte Katzer wirklich kommen, gilt auch hier die Frage: Wäre Katzer diesem Job gewachsen? Möglich. Ist es ein Zeichen der Erneuerung? Eher nein. Doch noch ist es nicht so weit, und Katzer ist bisher nur ein Gerücht, das aber immerhin vom normalerweise gut informierten Kurier ins Spiel gebracht wurde.
Es stellt sich schlussendlich die Frage, wie sich der SK Rapid unter der Führung von Alexander Wrabetz erneuern wird. Schließlich ist diese Liste ja auch mit dem Anspruch angetreten, etwas verändern zu wollen, weil die vergangenen Jahre offenbar eine gewisse Unzufriedenheit und Erfolglosigkeit hervorgerufen haben. Blickt man auf den sportlichen Bereich, so sind mit den Namen Hofmann, Barisic, Katzer und Michael Hatz (Präsidium) bisher jedoch nur Namen im Spiel, die dem SK Rapid und seinem Umfeld bestens vertraut sind.
Den Beweis, dass es Alexander Wrabetz mit der Erneuerung allerdings wirklich ernst meint, sind er und sein Präsidium bisher schuldig geblieben. Aktuell wirkt es so, als ob man künftig so wie bisher lieber im eigenen Saft braten wird.