Saftlos. Kraftlos. Mutlos.
Die Diskussionen rund um eine mögliche Aufstockung der Regionalliga zeigen: Den Verantwortlichen fehlt es an Visionen, die Kraft und schlichtweg dem Willen, mutige Entscheidungen herbeizuführen.
Seit Tagen dreht sich die Diskussion um die mögliche Aufstockung der Regionalliga Ost vor allem um ein Thema: „Geht nicht“.Seit Tagen bekommen unsere Leser von den Landespräsidenten Sedlacek, Gartner und Milletich zu hören, dass eine Aufstockung nicht möglich sei, ja sogar aktiv abgelehnt werde.
Das vom ÖFB in Auftrag gegebene Rechtsgutachten hat festgestellt, dass es keine Ab- und Aufsteiger gibt, wenn die Saison nicht fertig gespielt wird. (...) Es lässt den Verbänden aber durchaus die Möglichkeit offen, einen Aufsteiger herbeizuführen, wenn aus der Liga ein Klub unvorhergesehen ausscheiden sollte.
++ 90minuten.at-Exklusiv ++ Die 91. Minute von Michael Fiala
Fußball bewegt die Massen. Relativ gesehen auch in Österreich. Jeder andere Sportverband könnte sich alle zehn Finger abschlecken, wenn die Diskussion um eine dritte Leistungsstufe derart öffentlichkeitswirksam diskutiert würde.
13 Vereine schreien um Hilfe
Man muss sich vor Augen halten, dass in seltener Einigkeit die verbliebenen 13 Vereine der Regionalliga sich in einer Art Hilfeschrei an die Öffentlichkeit gewendet haben. Klar, manche Inhalte und Ideen, die an diesem Abend geboren wurden, mögen nicht praktikabel sein. Aber eines muss man den Vereinen zugute halten: man hat sich zumindest Gedanken gemacht, wie es in dieser schwierigen Situation vielleicht ein wenig besser weiter gehen könnte.
Nur nicht bewegen
Doch was passiert gerade in Fußball-Österreich?
Seit Tagen dreht sich die Diskussion um die mögliche Aufstockung der Regionalliga Ost vor allem um ein Thema: „Geht nicht“.
Seit Tagen bekommen unsere Leser von den Landespräsidenten Sedlacek, Gartner und Milletich zu hören, dass eine Aufstockung nicht möglich sei, ja sogar aktiv abgelehnt werde.
Drei Verantwortungsträger, drei Beispiele:
„Wenn Sie eine Lösung haben, können Sie mich jederzeit anrufen“, sagt Johann Gartner im Gespräch mit 90minuten.at am 11. August.
„Wir haben einen gültigen Beschluss des ÖFB-Präsidiums, dass es heuer keine Aufsteiger gibt. Demzufolge ist es logisch, dass keiner aufsteigen kann und keiner absteigen kann“, so Burgenlands Gerhard Milletich gegenüber www.wienersportclub.at.
„Der ÖFB hat den Abbruch beschlossen. Wir als Landesverband haben uns aus Gründen der Rechtssicherheit angeschlossen“, sagt Wiens oberster Fußballfunktionär Robert Sedlacek im 90minuten.at-Interview.
Man hat den Eindruck: Wer sich zu erst bewegt, verliert. Wie es allerdings gehen kann, hat der Kärntner Verband vor wenigen Wochen gezeigt und mit Spittal den zehnten (!) der abgebrochenen Liga raufgezogen.
Rechtsgutachten als Totschlagargument
Immer wieder ist dabei ein Argument zu hören: Das vom ÖFB in Auftrag gegebene Rechtsgutachten hat festgestellt, dass es keine Ab- und Aufsteiger gibt, wenn die Saison nicht fertig gespielt wird. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn das Gutachten besagt, dass es keinen Absteiger geben darf und daher kein Recht auf Aufstieg gibt. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Es lässt den Verbänden aber durchaus die Möglichkeit offen, einen Aufsteiger herbeizuführen, wenn aus der Liga ein Klub unvorhergesehen ausscheiden sollte (>> siehe Artikel - Martin Karollus: „ÖFB-Rechtsgutachten steht Auffüllung der Ligen nicht im Weg“). Genau das ist jetzt auch passiert. Es hätte nur ein Telefonat mit Martin Karollus, dem Ersteller des Rechtsgutachtens, benötigt, um sich auf diesen Informationsstand zu bringen.
Aber mit dem Rechtsgutachten im Rücken lehnen sich Sedlacek, Gartner und Milletich zurück und spielen den Ball dem ÖFB-Präsidium zu. Es ist wohl nur ein Treppenwitz, dass im 13 köpfigen ÖFB-Präsidium neben drei Vertretern der Bundesliga und ÖFB-Präsident Leo Windtner die neun Präsidenten der Landesverbände sitzen. Also auch die Herren Sedlacek, Gartner und Milletich.
Ein Schelm, wer hier böses denkt und vermutet, dass diese drei Herren gegen einen Aufstieg von Rapid 2 in die 2. Liga stimmen werden, weil sich dann alle Überlegungen einer 16er-Regionalliga auflösen würden.
Ernüchterung
Corona hat den gesamten Sport, auch den Fußball vor ein existenzbedrohendes Szenario geführt. Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass es die ureigenste Aufgabe eines Landespräsidenten ist, sich der Sorgen der eigenen Klubs anzunehmen und alle auch nur erdenklichen Hebel in Bewegung zu setzen, um eine Lösung herbeizuführen.
Zumindest, es zu versuchen.
Aber so muss man leider sagen: Die Verantwortlichen agieren saftlos, kraftlos und mutlos.
Dem ÖFB wird nicht erst seit dieser Woche nachgesagt, dass der behäbige Verband keine Bewegungsfreude und Flexibilität aufweist. Aber wer weiß? Vielleicht bewegen sich die honorigen Herren doch noch und sehen ein, dass es hier um das Wohl des österreichischen Fußballs geht.