Der neue Bundesliga-Modus: Scheitern auf allen Linien
Der Versuch, mittels Neugestaltung den Bewerb mit Spannungsmomenten anzureichern und in der Folge seine Anziehungskraft zu steigern, ist gescheitert.
Ein Kommentar von Michael Robausch
Es ist vollbracht. Österreichs Fußball-Bundesliga hat ihre erste Saison mit neuem Modus hinter sich. Schließlich fiel auch noch die letzte Entscheidung: Sturm Graz schleppte sich am Sonntag im Playoff-Duell gegen Rapid in die Europa-League-Qualifikation.
Am Ende zog es sich gar. Die Playoffs erwiesen sich nämlich keineswegs als der erhoffte Showdown. Deren Erzählung war mitnichten eine überdramatische Zuspitzung, sondern drehte sich zuallererst um Müdigkeit – kein Wunder angesichts von vier Matches innerhalb von neun Tagen am Ende einer langen Spielzeit. Nicht um den metaphorischen Leckerbissen handelte es sich, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, vielmehr erschienen diese Partien wie die versalzene Suppe, die ausgelöffelt werden musste, das sie nun einmal auf dem Tisch stand.
Dazu leisteten sie der Wettbewerbsverzerrung Vorschub: die Trainer von Rapid und Mattersburg boten, als Erst- und Zweitplatzierter feststehend, in der letzten Runde der Qualifikationsgruppe zwecks Schonung ihrer Besten die Reserve auf, Niederlagen gegen Altach bzw. Innsbruck hinnehmend. Dass zu diesem Zeitpunkt die Abstiegsfrage noch nicht geklärt war, schien niemanden anzufechten. Allein der Erfolg Hartbergs über die Admira, der dem Aufsteiger den Klassenerhalt sicherte, verhinderte ein böses Erwachen.
In der Meistergruppe mag das aufgrund der Klasse der dort konzentrierten spielstärkeren Teams noch angehen, in der Qualifikationsgruppe jedoch schlägt der Inzuchtalarm voll durch. Mattersburg vs. Rapid, das spielte es gefühlte 37 Mal.
Dazu kommen Ungereimtheiten wie die Tatsache, dass mit Rapid und Mattersburg gleich zwei Vertreter aus der Qualifikationsgruppe die Chance auf Europa bekamen, der Sechstplatzierte der Meistergruppe aber durch die Finger zu schauen hatte. Um auch der unteren Hälfte der Staffel eine Karotte vor die Nase hängen zu können, wurden sportliche Prinzipien konterkariert. Selbiges gilt hinsichtlich der Halbierung der Punkte nach dem Grunddurchgang. Hätte sich die mit Abstand beste Mannschaft, Red Bull Salzburg, ein Kurzzeit-Tief geleistet, der bereits deutlich distanzierte Verfolger LASK wäre plötzlich wieder in Schlagdistanz gewesen. Es fehlte also nicht viel, und die Leistung aus immerhin 22 Runden hätte sich in ein Muster ohne Wert verwandelt.
Ein weiterer Kritikpunkt: Hatte bereits die Zehnerliga unter der häufigen Wiederholung des Immergleichen gelitten, führt der nunmehrige Split in zwei Sechsergruppen dazu, dass das Murmeltier noch häufiger zu grüßen beliebt. In der Meistergruppe mag das aufgrund der Klasse der dort konzentrierten spielstärkeren Teams noch angehen, in der Qualifikationsgruppe jedoch schlägt der Inzuchtalarm voll durch. Mattersburg vs. Rapid, das spielte es gefühlte 37 Mal. Und dabei muss man angesichts der Katastrophensaison der Hütteldorfer noch von Glück reden. Denn hätte es Grün-Weiß nicht ins Souterrain der Liga verschlagen, das Interesse an diesem hätte sich dem Nullpunkt noch weiter angenähert. Doch auch so sankt der Zuschauerschnitt konträr zu den Intentionen der Reformer leicht aber doch auf nur noch 6.389 pro Spiel.
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)
Und überhaupt die Qualifikationsgruppe: Bereits ihr Name ist Rosstäuscherei, denn für die Mehrzahl der Mannschaften heißt das Thema nicht Europa sondern Abstiegsvermeidung. Und so wurde deren Kampagne auch angelegt: Rückzug auf Vertrautes, möglichst keine Experimente. Ein solch reaktionärer Ansatz ist zwar logisch, gleichzeitig jedoch Gift für das schöne Spiel. Druck und Angst sind eben Ratgeber der destruktiven Art. Nun ist die Degradierung zwar seit jeher der sportliche wie wirtschaftliche GAU für einen Verein, die Aussicht auf ein Dasein in der auf 16 Klubs aufgeblähten 2. Liga aber, macht alles noch schlimmer. Es muss mit aller Macht verhindert werden, denn in dieser Richtung Halbprofitum taumelnden Staffel ist der Spagat zwischen ballesterischem Anspruch und ökonomischer Realität nur unter erheblichen Schmerzen auszuhalten.