Kein Freund und Helfer

Mit dem Einsatz der Wiener Polizei rund um das Wiener Derby wurde eine rote Linie überschritten. Derartige Aktionen gehören genauso wenig zum Fußball wie randalierende Fans.

Die 91. Minute von Michael Fiala

 

Eine Anzeige wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung und eine verwaltungsrechtliche Festnahme. Das ist die Bilanz der Wiener Polizei nach dem Einsatz rund um das Wiener Derby, bei dem laut Presseaussendung ebendieser 1.338 Rapid-Fans angehalten und einer Identitätsfeststellung unterzogen wurden.

Was hier sachlich und nüchtern klingt, kann man aber auch anders beschreiben: 1.338 Rapid-Fans wurden zum Teil über viele Stunden hinweg bei einer Temperatur um den Gefrierpunkt eingekesselt und konnten weder vor noch zurück. Mitten im Pulk der Fans waren auch behinderte Personen und Kinder. 

Auslöser sollen laut Polizeiangaben Wurfgeschoße wie pyrotechnische Gegenstände, Flaschen und Dosen gewesen sein, die von einigen der im Marsch befindlichen Fans auf die Süd-Ost-Tangente (A23) geworfen wurden. Daher sei es zu einer Gemeingefährdung gekommen, weshalb die Polizei die oben beschriebene Aktion durchführte. Die Polizei veröffentlichte dazu am Montag-Nachmittag ein Video, das zeigt, wie Fans Schneebälle auf die Fahrbahn werfen. Pyro, Dosen und Flaschen sind dabei nicht zu sehen. Dies sei später passiert, erklärt Polizei-Sprecher Harald Sörös auf Nachfrage von ballesterer.at. Interessant, denn offenbar haben die dutzenden Polizei-Kameras diese Szenen vor Ort nicht eingefangen - oder die Polizei hält diese Videos noch zurück.

 

In keinem Verhältnis

Dass mehr als 1.300 Personen zum Teil über sechs Stunden bei diesen Temperaturen auf einem gatschigen Trampelpfad, eingekesselt zwischen Polizisten und direkt neben der Autobahn festgehalten wurden, steht jedoch in keiner Weise in irgendeinem angemessenen Verhältnis zu den von der Polizei erwähnten Vorfällen. Wie sich einige Personen innerhalb dieser Menge gefühlt haben, kann man in diversen Twitter- und Facebook-Einträgen nachlesen. Besonders gefährlich war zudem der Umstand, dass die Fans direkt neben einer Mauer an der Autobahn eingekesselt waren. Außerdem darf bezweifelt werden, dass 1.300 eingekesselte Fans direkt neben der Autobahn die Sicherheit der Autofahrer erhöht hat. Dass in dieser Konstellation keine Massenpanik ausgebrochen ist, grenzt heute noch an ein Wunder. 

Oft wird in den Medien - manchmal überzogen, manchmal zu Recht - über das unverhältnismäßige Verhalten von Fans berichtet. Und wenn am Sonntag jemand einen Gegenstand auf die befahrene Autobahn geworfen haben soll, dann ist diese Person entsprechend zu sanktionieren. Denn selbst ein Schneeball kann auf der meistbefahrenen Autobahn Österreichs zu äußerst gefährlichen Situationen führen. 

Was bleibt? Es drängt sich der Verdacht auf, dass diese Aktion geplant war. Einerseits als Rache an Fan-Provokationen, andererseits als kleiner Testballon für künftige Demonstrationen, die möglicherweise gegen die Regierung gerichtet sind. Diese Vorfälle gehören daher aus allen Blickwinkeln genauestens untersucht. Aktionen wie jene von der Polizei am Sonntag haben jedenfalls eines verdient: Ein österreichweites Stadionverbot! 

 

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