Eine Krise mit Ansage

Die neue zweite Liga hat zu wenig Vereine. ÖFB und Bundesliga haben sich das selbst zuzuschreiben.

Ein Kommentar von Michael Fiala

 

Monatelange wurde kalmiert. Credo: Wir sind zuversichtlich, dass wir zum Start der neuen zweiten Liga 16 Vereine haben werden. Seit gestern ist es aber amtlich: Wenn an den aktuellen ÖFB-Bestimmungen bezüglich der Aufstiegsregelung, dass maximal drei Vereine pro Regionalliga pro Saison in die nächst höhere Liga aufsteigen dürfen, nichts geändert wird, fehlen der Liga in ihrer ersten Saison ein, möglicherweise sogar zwei Vereine.

In der medialen Öffentlichkeit war dieses Szenario längst ein Thema, doch die Kritik wurde oft als Schwarzmalerei abgetan. Es hätten genügend Vereine für den Lizenzworkshop im Spätherbst 2017 teilgenommen, daher gäbe es keine Befürchtungen, dass es zu wenig Vereine geben sollte.

 

Dass es so gekommen ist, ist kein Pech. Sondern es ist eine Krise mit Ansage.

Die Krise ist kein Pech

Doch genau dieses Szenario ist jetzt Realität. Und: Dass es so gekommen ist, ist kein Pech. Sondern es ist eine Krise mit Ansage. Als die Liga-Reform im Dezember 2016 nach monatelangen Beratungen und Unterstützung einer niederländischen Agentur beschlossen wurde, herrschte Euphorie – vor allem, was das Format der obersten Liga betraf. Mit der neuen 12er-Liga komme mehr Spannung (und dadurch mehr Fans), die TV-Erlöse werden ebenso steigen. Zumindest der zweite Punkt ist bereits eingetreten.

Die Medien differenzierten zu diesem Zeitpunkt: Während das Format der neuen Bundesliga durchaus mit Potenzial versehen wurde, stellten Journalisten die neue zweite Liga mit einer Mischform aus Profivereinen, Amateurvereinen der Bundesligaklubs und reinen Amateurvereinen in Frage. Die konkreten Rahmenbedingungen waren lange unklar. 

 

Grund 1: Kein TV-Partner

Und rund fünf Monate vor dem Start der Liga steht noch immer nicht fest, in welcher Form die Spiele im TV überhaupt übertragen werden. Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits meinte im Jänner im Gespräch mit 90minuten.at, dass dies nicht so wichtig sei: „Für die einzelnen Klubs wird es (der TV-Vertrag für die 2. Liga, Anm.) aber für das Budget nicht das  Ausschlaggebende sondern das Zubrot sein.“

 

Während der TV-Vertrag für die oberste Liga – der übrigens noch immer nicht offiziell unter Dach und Fach ist – ein ganz zentraler Bestandteil für die Planung der Klubs ist, soll dieses Thema eine Liga darunter nicht wichtig sein? Aussagen wie diese irritieren. Und zwar nicht, weil mit der TV-Verwertung der zweiten Liga der große Geldregen kommen wird. Vielmehr geht es darum, dass ein Signal ausgesendet wurde, dass man sich nicht rechtzeitig mit der zweiten Liga beschäftigt hat. Die Bundesliga muss sich hier einfach den Vorwurf gefallen lassen, viel zu spät die konkreten Rahmenbedigungen der zweiten Liga definiert zu haben. Das mag vielen Klubs egal gewesen sein. Einigen jedoch nicht. Und jetzt wurde die Rechnung präsentiert. Aus der Regionalliga West wird – abgesehen von Wacker Innsbruck II – niemand aufsteigen.

 

Grund 2: Die aktuellen Bestimmungen

Doch selbst die mangelhaft festgelegten Rahmenbedingungen hätten mit etwas Weitblick das aktuelle Krisenszenario abwenden können. Seit der Präsentation der Ligareform haben Medienvertreter, Insider und Fans darüber diskutiert, dass die aktuelle Aufstiegsregelung mit der Beschränkung auf maximal drei aufsteigende Klubs pro Regionalliga, zu Problemen führen kann. Auch hier wurde ebenso lange kalmiert.

Und jetzt haben wir die paradoxe Situation, dass es zwar 32 potenzielle Vereine für 28 Startplätze gibt, aber der zweiten Liga dennoch 1-2 Vereine fehlen.

Der Schaden ist angerichtet

ÖFB-Präsident Leo Windtner hat am Freitag noch vor Bekanntgabe der Bundesliga, wie viele Klubs um eine Lizenz ansuchen werden, gemeint, dass es ein „Armutszeugnis“ wäre, wenn die neue zweite Liga mit weniger als 16 Mannschaften an den Start gehen würde. Genau dieses Armutszeugnis hat der ÖFB-Präsident somit dem eigenen Verband und der Liga damit auch ausgestellt. Doch keine Sorge: ÖFB und Liga werden alles unternehmen, dass doch irgendwie 16 Klubs an den Start gehen werden. Es wäre nicht die erste Ausnahmeregelung im österreichischen Fußballs.

Die Ligareform wurde von Anfang an mit höchster Priorität auf die Tipico Bundesliga ausgerichtet. Die neue zweite Liga war jedoch von Anfang an ein Fragezeichen, abhängig von Komponenten, die seit Dezember 2016 nicht geklärt worden sind. Verantwortlich dafür sind aber nicht schwarzmalende Medien, sondern ÖFB und Bundesliga, die die Warnsignale ignoriert haben. Der (Image-)Schaden ist jedenfalls angerichtet.

 

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