Und Sturm ist und bleibt hinsichtlich der Infrastruktur brutal im Hintertreffen. Der Sieger beider Wettbewerbe im Land muss seine Europacupspiele in Klagenfurt austragen, weil das Heimstadion in Liebenau nicht mehr genügt. Blamabel für das Bundesland.
Dann bitte aber auch ganz still sein, beim Geschwätz vom Fußballbundesland Nummer eins. Dazu haben die Herren Drexler und Co nämlich exakt gar nichts beigetragen.
++ 90minuten.at exklusiv – ein 12 Meter von Jürgen Pucher ++
Der SK Sturm hat es tatsächlich geschafft. Nach zehn Jahren Fadesse, stießen die Grazer Red Bull vom Thron und holten sich den Meistertitel. Dem nicht genug verteidigte die Mannschaft von Christian Ilzer auch den Erfolg im Cup und behielt den Pokal im Büro in Messendorf. Das ist ein außergewöhnlicher Erfolg, angesichts der haushohen finanziellen Überlegenheit der Salzburger in der heimischen Bundesliga. Die kontinuierliche Aufbauarbeit des sportlichen Führungsduos Andreas Schicker und Christian Ilzer machte sich von Beginn an bezahlt. Das Team wurde stetig verbessert, das Businessmodell, junge Spieler zu holen, diese zu entwickeln und dann mit Gewinn weiterzuverkaufen, hat mehr als funktioniert. Die Abgänge konnten immer kompensiert werden und der Stamm der Mannschaft blieb stabil und bildete das Backbone des Ilzer-Spiels.
Modernisierung und Professionalisierung
Präsident Christian Jauk ist an dieser Stelle ein Kompliment auszusprechen. Nach vielen Jahren Findungsphase in der Trainer- und Sportdirektorenbestellung, hat er zunächst mit Günter Kreissl den Türöffner für die heutigen Erfolge geholt. Kreissl brachte einen merkbaren und nachhaltigen Schub in der Geschäftsstelle und er brachte Schicker aus Wiener Neustadt mit zum Klub. Ein professionelles Scouting hielt Einzug und der ganze Verein wurde modernisiert und professionalisiert. Ein besonderes Verdienst von Jauk wird aber vor allem bleiben, dass er nach dem Kreissl-Abgang auf den Newcomer Andreas Schicker vertraut und ihn zum Geschäftsführer Sport gemacht hat. Der Rest der Geschichte ist bekannt.
Der neue Sportchef holte mit Ilzer den richtigen Trainer zur richtigen Zeit, er kann eine Transferbilanz vorweisen, die ihresgleichen sucht, und der ganze Klub hat unter dieser Führung eine Euphorie und Begeisterung im Umfeld erzeugt, die es in Graz so bis dato noch nicht gegeben hat. Die Erfolge im Mai 2024 waren der letzte Schritt, die Belohnung für etwas, das konsequent aufgebaut wurde. Der Platz in den Geschichtsbüchern des SK Sturm ist dieser Mannschaft und ihren Masterminds sicher. Sturm Graz startet ohne Qualifikation in die nächste Champions League. Niemand in Graz hätte gedacht, dass das noch jemals passieren wird.
Xter Stadiongipfel bringt wieder nur: Bitte warten!
Der Klub hat nun einige Argumente mehr, einen sehr großen Kaderumbruch vielleicht doch zu verhindern. Man wird sehen, wie groß die Zugkraft Champions League ist und damit verbundene Prämien einen Otar Kiteishvili oder den einen oder anderen mehr, der sich mit Wechselgedanken beschäftigt, umstimmen können. Sportchef Andreas Schicker hat sichbereits festgelegt: Er hat Hoffenheim abgesagt und geht mit Sturm in die neue Saison. Auch um den Coach Ilzer ist es noch ruhig, aktuell sieht es nach Verbleib aus, aber das Trainerkarussell dreht sich bekanntlich schnell. So oder so, eine Bewährungsprobe wird die kommende Saison in jedem Fall, für Sturm als Gesamtheit. Red Bull wird zurückschlagen, in der Champions League wird man nicht nur glorreiche Siege einfahren. Es gilt die Erwartungshaltung im komplett euphorisierten Grazer Umfeld gut zu moderieren.
Und Sturm ist und bleibt hinsichtlich der Infrastruktur brutal im Hintertreffen. Der Sieger beider Wettbewerbe im Land muss seine Europacupspiele in Klagenfurt austragen, weil das Heimstadion in Liebenau nicht mehr genügt. Blamabel für das Bundesland, wo jetzt prompt viele Politiker ausrücken, und die Steiermark zum Fußballbundesland Nummer eins ausrufen. Nur einen Tag nach der Meisterfeier am Grazer Hauptplatz war ein Gipfeltreffen der Grazer Klubs Sturm und GAK mit der Politik anberaumt, wo die Möglichkeiten für ein oder zwei neue Stadien in Graz präsentiert werden sollten. Das Ergebnis war wie bis dato jedes Mal bei den dutzenden Treffen dieser Art: keines. Wieder werden Möglichkeiten auf Machbarkeit geprüft und es werden Monate vergehen, bis diese Prüfungen vielleicht irgendeine Erkenntnis bringen. Gerade noch in Feierlaune, treibt es den Grazer Fußballfans schon wieder die Zornesröte ins Gesicht.
Schnapsidee Nationalstadion
Die Grazer Stadtregierung ist nicht willens, dieses Thema zügig und ordentlich zu lösen. Andere Themen haben Priorität, der Fußball ist – vor allem der Bürgermeisterinnen-Partei KPÖ – mehr als nur egal. Die in Graz oppositionelle ÖVP gefällt sich aktuell in der Rolle der Fußballfreunde und schmiert den Klubs Honig ums Maul, vergisst dabei aber konsequent, dass ihr Langzeit-Bürgermeister Siegfried Nagl das ganze Malheur zu sehr großen Teilen überhaupt erst angerichtet hat. Über Jahrzehnte hat er das Stadion Liebenau zum heutigen Zustand kaputtgespart. Und dann kommen die entzückenden ÖVP-Landespolitiker, vom Landeshauptmann abwärts, und schwadronieren vom nächsten Nationalstadion in Graz neben dem Schwarzlteich.
Anstatt sich um die Probleme zu kümmern, die die steirischen, von ihnen so hochgelobten, Klubs haben, kommen sie mit solchen Schnapsideen und wechseln politisches Wahlkampfkleingeld. Die Grazer Stadtregierung müsse das Grazer Stadionthema lösen, wird die Verantwortung abgeschoben. Dann bitte aber auch ganz still sein, beim Geschwätz vom Fußballbundesland Nummer eins. Dazu haben die Herren Drexler und Co nämlich exakt gar nichts beigetragen. Sturm kann, als beste Mannschaft des Landes, die Wertschöpfung und Imagemehrwert für die ganze Steiermark bringt, also nicht auf politische Unterstützung zählen. Im Gegenteil. Es ist unwürdig und eine Schande.
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