Sturm Graz: Raus in den besseren Bewerb [12 Meter]
Sturm ist in der Qualifikation gegen Dynamo Kiew ausgeschieden. Es entgehen dem Klub dadurch relativ viele Millionen. Man hat sich aber mehr als ordentlich verkauft und es wartet jetzt die Europa League – die bessere Bühne für den Verein.
Die potenziellen Gegner heißen zum Beispiel SC Freiburg, Feyenoord Rotterdam, AS Roma oder Union Berlin. Das lässt bei wahren Fußballfans die Herzen weit höher schlagen, als der Gedanke an die hässlichen Fratzen der Champions League wie Manchester City, PSG, Real Madrid oder Barcelona.
+ + 90minuten.at Exklusiv - Ein 12 Meter von Jürgen Pucher + +
Sturm ist in der Champions League-Quali an Dynamo Kiew gescheitert. Das Auswärtsspiel im polnischen Łódź war durchwachsen und die Grazer verloren mit 1:0. Zu Hause zeigte die Christian Ilzer-Mannschaft ein anderes Gesicht. Ein über weite Strecken gutes Spiel wurde nicht belohnt. Sturm egalisierte nach 90 Minuten das Hinspielergebnis und hätte durchaus Gelegenheiten gehabt, die Partie zu entscheiden. In der Verlängerung ging dann nur mehr wenig, Kiew glich aus, die gelb-rote Karte für Manprit Sarkaria war schließlich der Schlussstrich unter dem Kapitel Champions League 2022. Dynamo legte noch einen Treffer nach und steigt ins Play-off für die Gruppenphase auf. Den Blackys entgehen dadurch rund fünf Millionen Euro und das Lauschen der Champions League-Hymne in Liebenau. Das ist natürlich bitter, aber dieses Ausscheiden hat nicht nur Nachteile.
Europa League ist der richtige Bewerb für Sturm
Schon vor dem Antreten gegen die Ukrainer war klar: Sturm wird in jedem Fall in der Europa League-Gruppenphase spielen. Wegen der Sanktionen gegen die russischen Klubs kam es zu diesem Sonderfall. Wie auch immer man dorthin gekommen ist, dieser Bewerb ist am Ende die bessere Bühne für einen Klub wie Sturm Graz. Klar, die Millionen einer Gruppenphase, oder zumindest jene des Play-offs, in der höchsten Spielklasse nimmt jeder gerne. Aber mittelfristig, vor allem sportlich, macht die zweite europäische Liga schlichtweg mehr Sinn. Champions League heißt zwei unschlagbare Gegner und einen dritten, wo man sich dann einredet, gegen den könnte man einen Punkt machen, in Wirklichkeit ist aber auch das dann eher Wunschdenken.
Sturm hatte bereits in der letzten Saison das Vergnügen, in der Europa League antreten zu dürfen. Mit Monaco, Real Sociedad San Sebastian und PSV Eindhoven war man von der Auslosungsfee allerdings nicht besonders verwöhnt. Viele sprachen von einer verkappten Champions League-Gruppe. Dementsprechend viel Lehrgeld galt es für Christian Ilzer und Co. in dieser ersten internationalen Gruppenphase für die Grazer nach langer Zeit zu zahlen. Genau das würde eine Stufe höher wieder drohen und das Ganze driftet dann zwangsläufig bald ein bisschen in Richtung Frustration. In der Europa League kann man aufbauen und den Prozess des letzten Jahres fortsetzen. Man hat in den Spielen gegen Kiew schon sehen können, welchen Schritt vorwärts Sturm auch international bereits gemacht hat. Anderer Spirit, andere Selbstverständlichkeit und die spielerische und taktische Performance sind auf einem anderen Level als noch vor einem Jahr. Nicht, dass das alles schon so war, wie es sein muss. Aber es war viel besser.
Højlund und Losglück gefragt
Der Fortschritt des ganzen Teams gepaart mit Rasmus Højlund wird im Vergleich zu 2021 einen erheblichen Unterschied machen. Mit dem Dänen gibt es jetzt im Angriff einen Mann, der auch ganz alleine einmal die Entscheidung in einer Partie bedeuten kann. Kommt noch ein bisschen Losglück dazu, prophezeie ich in der kommenden Europacupsaison zumindest einen Sieg für Schwarz-Weiß auf internationaler Ebene. Insgesamt ist dieses erneute Antreten in der Europa League für die sportliche Weiterentwicklung von Sturm Graz sicher die geeignetste Spielwiese. Und Geld verdienen lässt sich eine Stufe weiter unten auch noch ganz ordentlich. Wenn Hojlund nur annähernd seine aktuelle Form hält, wird sich auch das mittelfristig am Konto bemerkbar machen.
Zu all den Überlegungen zur sportlichen Weiterentwicklung, kommt noch ein emotionales Thema. Auch für die Fans, vor allem jene, die sich der einen oder anderen Entwicklung im modernen Fußball gerne verwehren, ist die Europa League der schönere Bewerb. Die potenziellen Gegner heißen zum Beispiel SC Freiburg, Feyenoord Rotterdam, AS Roma oder Union Berlin. Das lässt bei wahren Fußballfans die Herzen weit höher schlagen, als der Gedanke an die hässlichen Fratzen der Champions League wie Manchester City, PSG, Real Madrid oder Barcelona. In diesem Sinne: Ich freue mich auf die Europa League mit dem SK Sturm. Es wird gut werden.
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