Zeit für Neubeginn
Franco Foda ist jetzt mehr als drei Jahre ÖFB-Teamchef. Vier sollten es nicht werden. Kaum etwas passt zusammen, kaum eine Perspektive zur Besserung in der Zukunft ist auszumachen. Der Verband ist am Zug.
Die mangelnde Selbstreflexion ist bei beim ÖFB-Teamchef und Langzeit-Sturmtrainer der rote Faden, der sich durch seine Karriere zieht. Kritik ist Majestätsbeleidigung, Fehlereingeständnis findet nicht statt.
++ 90minuten.at Exklusiv - ein 12 Meter von Jürgen Pucher ++
Es ist Zeit. Zeit für eine österreichische Nationalmannschaft ohne Franco Foda. Er ist für dieses ÖFB-Team nicht der richtige Trainer. Der Verband hat das einzusehen und die Konsequenzen zu ziehen. Nicht nur der verstörende Auftritt Samstagabend in Israel sollte zu diesem Entschluss führen. Zu viel ist vor allem schon in den letzten Monaten vor der Europameisterschaft und ebendort passiert. Nicht nur für den ÖFB wäre ein sofortiges Ende dieser Teamchef-Zeit, Ära war es keine, die richtige Entscheidung. Auch Franco Foda wäre gut beraten, sich einzugestehen, dass es in dieser Funktion für ihn nichts zu gewinnen gibt. Dabei wird ihm seine Persönlichkeit im Weg stehen, also liegt es an den Verantwortlichen Leuten im Verband. Man hat es damals in Kauf genommen, als zweite Wahl – der Wunschkandidat wollte nicht – einen Mann auf den Teamchefsessel zu setzen, der nicht zur Mannschaft passt. Jetzt ist es – ohnehin zu spät – Zeit diesen Fehler zu beenden.
Nichts auf der Habenseite
Es gibt in mehr als drei Jahren so gut wie nichts, was Foda auf der Habenseite vorweisen kann. Vor allem dann nicht, wenn man sich den immer besser werdenden Pool an Spielern ansieht, den er im Laufe dieser Zeit zur Verfügung hatte. Die Ignoranz gegenüber Yusuf Demir, dem besten Fußballer den Österreich in den nächsten Jahren haben wird, ist dabei nur der Gipfel der kritikwürdigen Dinge. Franco Foda hat es fast durchgehend verabsäumt, sich nach den Stärken seiner Mannschaft zu richten. Er hat es fertiggebracht, nach der Ära Marcel Koller, als die Nationalmannschaft durchaus für Euphorie gesorgt hat, das Happel-Stadion mit seinem Fußball halb leer zu spielen. Dass er durch seine Person in der Öffentlichkeit nicht die allerhöchsten Sympathiewerte erreichen kann, steht hier nicht zur Debatte. Auch wenn es ihm nicht hilft. Dass er intern aber ein derart schlechter Kommunikator zu sein scheint, dass ihm kaum einer eine Träne nachweinen würde, ist ihm allerdings vorzuwerfen. Das gehört zu seinem Geschäft und das hat er zu beherrschen. Tut er nicht.
Anführer ohne Gefolgschaft
Nichts auf der Habenseite? Aber was ist mit der Qualifikation für die Euro? Und dort wurde doch dann mit dem Einzug ins Achtelfinale auch noch Geschichte geschrieben. Jeder, der ehrlich und objektiv auf diese Dinge blickt, wird sich eingestehen müssen, dass das nur Geschwätz ist. Foda hat mit einer besseren Mannschaft als Koller, die gleiche Qualifikation geschafft. Und beim Turnier hat Österreich die Ukraine und Nord-Mazedonien besiegt. Damit schreibt Andorra Geschichte. Eine Mannschaft mit Spielern in allen Top-Ligen Europas hat damit das Soll erfüllt. Sonst nichts. Nicht einmal der mitreißende Auftritt im KO-Spiel gegen den späteren Champion Italien konnte verwertet werden. Nichts von der positiven Stimmung nach dem ehrenvollen Ausscheiden konnte in die WM-Quali mitgenommen werden. Franco Foda war sofort wieder ein Anführer ohne Gefolgschaft. Die Auftritte gegen die Republik Moldau und Israel haben wieder ein Team von Einzelkönnern ohne Seele gezeigt, die in ein nicht zu ihnen passendes Korsett gezwungen werden.
Keine Perspektive
Die mangelnde Selbstreflexion ist bei beim ÖFB-Teamchef und Langzeit-Sturmtrainer der rote Faden, der sich durch seine Karriere zieht. Kritik ist Majestätsbeleidigung, Fehlereingeständnis findet nicht statt. Bei Misserfolg ist im Grunde jedes Foda-Interview eine Mischung aus „mangelnde Chancenauswertung“ und „individuelle Fehler in der Defensive“. So auch nach einem absoluten Desaster-Spiel gegen Israel, mit einer 5:2-Abfuhr für seine Mannschaft. Das hat vielleicht in Graz bei willfähriger Presse gereicht. Auf der großen internationalen Bühne darf das nicht genug sein. Und deshalb muss der Verband spätestens jetzt handeln. Die WM-Quali ist mehr oder weniger vergeigt, die Perspektive auf Besserung ist nicht zu erkennen und es gibt ein Teamchef, der trotz all dem gesehenen bei sich keine Fehler findet. Die Entscheidung ist eigentlich sehr einfach. Die im ÖFB Mitte Oktober anstehenden Präsidentenwahlen dürf(t)en bei dieser Entscheidung keine Rolle spielen. Werden sie aber…
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