Von Finalüberraschungen und flexiblen Analysen [Euro 2020, Tag 18]
Die Leistungsdichte in diesem bisherigen Turnier ist hoch. Oftmals ist der scheinbare Favorit eben nur am Papier ein solcher. Gibt es am Ende im Finale gar eine Überraschung. Keine Überraschung ist wieder einmal die „flexible“ Analyse von Geschehnissen in den italienischen Sportgazetten.
Nach der Gruppenphase waren nämlich die Türkei, Finnland und Österreich noch die großen Enttäuschungen im Turnier. Team Foda wurden unter anderem ganz besonders „Mängel im taktischen Bereich“ zugeschrieben.
++ Pucher schaut EM – der tägliche 12 Meter zur Europameisterschaft ++
Die Hälfte der Achtelfinalspiele ist absolviert und der Titelverteidiger sowie der Gruppensieger aus der Österreich-Gruppe haben sich am Sonntag verabschiedet. Starke Tschechen besiegen Holland relativ souverän und in einem sehr mühsamen Spiel schickten die Belgier Cristiano Ronaldo nach Hause. Die Nummer eins der Welt überzeugte dabei aber wieder nicht besonders. Portugal hätte in den letzten 20 Minuten durchaus noch ausgleichen können, aber es fehlte etwas an Glück. Somit stehen zwei Viertelfinalpaarungen fest. Italien spielt gegen Belgien und Dänemark bekommt es mit Tschechien zu tun.
Insgesamt fällt bis jetzt auf: Die Dichte im Turnier ist sehr hoch. Kaum ein Spiel hat im Vorfeld, totale Außenseiter wie Finnland oder Nordmazedonien einmal ausgenommen, einen ganz klaren Favoriten und selbst wenn, wie beim Achtelfinale Italien gegen Österreich, wird dann daraus ein harter Fight um den Aufstieg. Portugal verliert zuerst gegen Deutschland und spielt später in einem Weltklassespiel 2:2 gegen Weltmeister Frankreich. Die Deutschen verlieren vor dem Triumph gegen Portugal selbst gegen Frankreich und murksen sich nachher gegen Ungarn gerade noch zum Aufstieg. Tippen war noch selten so schwer wie bei diesem Turnier. Sollte es dieses Mal einen Überraschungseuropameister geben, würde es mich nicht sehr wundern. Danish Dynamite ist ja schon wieder ganz gut am Weg, zum Beispiel.
Ein lustiger Nachtrag noch zum Italien-Österreich-Spiel: Die italienischen Gazetten anerkannten die starke Leistung Österreichs und geizten nicht mit Lob für die Mannschaft und vor allem den Trainer, nach dem knappen Ausscheiden gegen die Mancini-Elf. Die österreichischen Hurra (oder eben zu Tode betrübt, je nachdem) - Medien übernehmen das natürlich gern. „Unser“ Teamchef ist nämlich jetzt ein „Meister der taktischen Mutationen“ und das ÖFB-Team hätte einen Top-Player auf der Trainerbank, der die Mannschaft fast ins Viertelfinale gezerrt hätte. Wie ernst die Italo-Zeitungen hier zu nehmen sind, ist dem aufmerksamen Beobachter im Laufe des Turniers sicher aufgefallen. Nach der Gruppenphase waren nämlich die Türkei, Finnland und Österreich noch die großen Enttäuschungen im Turnier. Team Foda wurden unter anderem ganz besonders „Mängel im taktischen Bereich“ zugeschrieben.