Team Foda findet keine Lösung [Euro 2020, Tag 8]
Österreich sieht sich nach Spiel zwei bei der Euro wieder dort verortet, wo man in der WM-Quali unlängst aufgehört hat. Gegen ein Top-Team wie Holland reicht das, was Franco Foda auf den Rasen stellt, schlichtweg hinten und vorne nicht.
Es braucht die Lösungen, die Alaba vermisst. Aber woher sollen die kommen, bei einer Mannschaft, die von Fodaball über die letzten Jahre mürbe gecoacht wurde?
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Es war eben doch nur Nordmazedonien. Die Schwächen des ÖFB-Teams konnten vom Auftaktgegner nicht aufgezeigt werden. Die Niederländer haben das im zweiten Spiel von Team Foda ganz gut geschafft. Nach einem recht engagierten Beginn von Österreich, leitet ein von David Alaba verschuldeter Elfmeter den Anfang vom Ende ein. Bis zur Pause hätte ein effizientes Holland schon 3:0 führen können. Die österreichische Nationalmannschaft war abgemeldet. Vor allem deshalb, weil es nicht in der Lage ist, offensiv etwas zustande zu bringen. Keine Torchance, kein relevanter Torschuss waren in Durchgang eins zu verzeichnen.
Nach dem Seitenwechsel ändert sich das Geschehen maximal in Nuancen. Franco Foda hat nichts aufzubieten, um vorne Chancen zu erzeugen. Nicht einmal in Minute 83, bei mittlerweile 2:0-Rückstand, kommen bei einem Marcel Sabitzer-Gegenstoß ausreichend Leute mit, um den Angriff zu Ende zu spielen. Er muss abdrehen und zurückspielen. Es ist bezeichnend. Diese Mannschaft bekommt keinen Auftrag zur Offensive und kann auch dann diese nicht abrufen, wenn sie muss. Und der, der zu Einzelgeniestreichen befähigt wäre, war wegen bekannter Umstände gesperrt. Am Ende stand ein einziger Torschuss auf der Habenseite. Österreich gegen Holland bei der Euro 2020 war nach dem trügerischen Anfang gegen Nordmazedonien wieder die Nivellierung auf das zuletzt gezeigte Niveau in der WM-Quali.
David Alaba sagt nach dem Spiel: „Ich bin stolz auf diese Mannschaft, wir haben versucht hoch zu stehen, uns nicht hineindrängen zu lassen und wir haben mutig gespielt. Natürlich haben uns aber im letzten Drittel die Lösungen gefehlt.“ Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ohne letztes Drittel gewinnt man kein Spiel. Gegen die Ukraine muss Team Foda aber jetzt gewinnen, um aus eigener Kraft und ohne Zittern ins Achtelfinale aufzusteigen. Dazu braucht es mehr als Mut und hoch stehen. Es braucht die Lösungen, die Alaba vermisst. Aber woher sollen die kommen, bei einer Mannschaft, die von Fodaball über die letzten Jahre mürbe gecoacht wurde? Wie schon so oft geschrieben und gesagt: Da kann man nicht einfach einen Schalter umlegen. Das muss wachsen. Ist es aber nicht. Deshalb wird es eine unendlich schwierige Aufgabe und ein weiteres sehr mühsam anzusehendes Spiel werden, am kommenden Montag.
Ich habe übrigens diese Partie im ZDF geschaut. Das Duo Oliver Polzer und Roman Mählich ist dann doch ein bisschen zu viel für mich. Ich kann berichten: Béla Réthy arbeitet noch und das hat Spaß gemacht. Nicht, dass Réthy eine Koryphäe wäre, um ein Spiel taktisch im Detail zu erläutern. Aber er hat es drauf, die ZuseherInnen zu (unter)halten. Und er sieht das, was auffällt. Zum Beispiel den Flankenautomat Andreas Ulmer. „Ulmer flankt immer, egal ob da einer steht oder nicht.“ In der zweiten Halbzeit hat der Kommentator offenbar den Grund dafür ausgemacht: „Ulmer spielt mit 35 sein erstes Turnier. Er versucht dabei so viel zu flanken wie möglich.“ Lustiges Detail zum Schluss: Franco Foda sieht im Interview nach dem Spiel die fehlende Durchschlagskraft im Angriffsdrittel unter anderem darin begründet, dass zu wenig geflankt wurde.