München sollte Mut haben [Euro 2020, Tag 13]
Die UEFA untersagt mit Verweis darauf unpolitisch sein zu wollen die Regenbogenfarben auf dem Münchner Stadion. Der wahre politische Akt ist allerdings dieses Verbot. München und sein Oberbürgermeister sollten Mut zeigen und dieses Verbot ignorieren.
Wenn dann der Münchner Oberbürgermeister mit den Regenbogenfarben am Stadion ein Zeichen setzen will, um an diesen Grundkonsens zu erinnern und die UEFA ebendas mit dem Hinweis darauf unpolitisch sein zu wollen verhindert, dann ist das der politische Akt.
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Am Dienstag schaffte der Vizeweltmeister Kroatien in Gruppe D mit einem Kraftakt gegen Schottland gerade noch den Aufstieg ins Achtelfinale. Die Zlatko Dalic-Elf verhinderte so eine Blamage und ist gemeinsam mit England fix – ohne Platz drei-Zitterei – eine Runde weiter. Die wahre Blamage wird aber Mittwochabend sichtbar werden, wenn Deutschland in München gegen Ungarn spielt. Eigentlich vielmehr nicht sichtbar. Die Münchner wollten ihre Arena in den Regenbogenfarben erleuchten lassen und so anlässlich des Pride Month ein Zeichen für Toleranz setzen. Gerade auch beim Spiel gegen Ungarn, wo jüngst ein Gesetz erlassen wurde, das Jugendlichen den Zugang zu Informationen hinsichtlich Homosexualität und Transsexualität erschwert. Die UEFA lehnte ab, man sei eine politisch und religiös neutrale Organisation und wünsche keine politischen Botschaften in den Stadien. Viktor Orban und seine Jünger klatschen natürlich begeistert Beifall.
Keine politische Botschaft im Fußball also, sagt die UEFA. Dass das an sich schon eine politische Botschaft ist, versteht man bei den Gierhälsen des europäischen Fußballverbandes offenbar nicht. Oder man will es nicht verstehen und versucht nur, ja keine bedenklichen Regime zu vergraulen, die man zum Geld scheffeln weiter brauchen wird. Man spielt ja auch gern in Baku, nur am Rande erwähnt. Wenn nun die Beleuchtung in Regenbogenfarben untersagt wird, handelt die UEFA natürlich ihrem eigenen Regulativ entsprechend. Dass dieses freilich in sich ein Unsinn ist, muss dazu gesagt werden. Ja, niemand hat Interesse daran, dass parteipolitische Botschaften oder einseitige Messages von Regierungen oder dergleichen in den Stadien aufgezogen werden. Aber auch Gesellschaft ist politisch. Der Fußball ist Teil der Gesellschaft und alle Teile dieser partizipieren auf irgendeine Art am populärsten und breitenwirksamsten Sport der Welt.
Zudem gibt es in einer freien Gesellschaft einen Grundkonsens zu gewissen Themen, der das Wesen von Demokratien ausmacht. Dazu gehört zum Beispiel keine Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Regierungen wie in Ungarn oder Polen verlassen diesen Grundkonsens immer weiter. Mitten in der EU. Wenn dann der Münchner Oberbürgermeister mit den Regenbogenfarben am Stadion ein Zeichen setzen will, um an diesen Grundkonsens zu erinnern und die UEFA ebendas mit dem Hinweis darauf unpolitisch sein zu wollen verhindert, dann ist das der politische Akt. Und nicht die Farben, die nur aussagen: Wir behandeln alle Menschen gleich. Dieses Verbot eines Symbols für Selbstverständlichkeit, zeigt nur einmal mehr die böse Fratze dieses unsäglichen Verbandes, der nichts anderes im Sinn hat, sich noch mehr Geld in die Taschen zu stopfen.
Die Welle der Solidarität, die nach Bekanntwerden der UEFA-Entscheidung losgebrochen ist, ist schön und gut. Aber, wenn man in München und beim DFB wirklich Mut hat, dann setzt man sich über diesen Spruch hinweg und lässt die Arena am Abend bunt erleuchten. Das wäre ein starkes Zeichen dafür, dass sich eine freie und tolerante Gesellschaft nicht von einem Fußballverband und seinen (monetären) Interessen drangsalieren lässt.