Fußball wie er sein soll. Modus zum Abgewöhnen [Euro 2020, Tag 14]
Fulminant ging die Gruppenphase der Euro 2020 zu Ende. Gruppe F lieferte einen wahren Krimi um die Achtelfinalplätze. Sieht man sich dann die Paarungen dort an, kommen allerdings Zweifel am Turniermodus auf.
Die Chancen dürften aber gering sein. Ein KO-Spiel gegen den vierfachen Weltmeister wird es wohl nicht so bald wieder geben. Ewig schade, dass es mehr oder weniger ein „TV only“-Event werden wird.
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Die Gruppenphase ist absolviert und sie ging am Mittwochabend würdig zu Ende. In der Gruppe mit den drei Riesen und Ungarn, endete am Schluss alles nach Papierform. Der Verlauf dorthin, hätte aber dramatischer nicht sein können. Bei Frankreich gegen Portugal und Deutschland gegen Ungarn hieß es schließlich jeweils 2:2. Zwischenzeitig waren aber sowohl Portugal und Deutschland am Rande des Ausscheidens. Zwei Elfmetertore von Cristiano Ronaldo retteten dem Titelverteidiger aber in einer hochklassigen Partie gegen den Weltmeister das Ticket für das Achtelfinale. Und in München traf Joker Leon Goretzka für Team Löw nach zweimaligem Rückstand fünf Minuten vor dem Ende und ersparte dem Langzeitbundestrainer die Blamage eines Vorrundenaus bei seinem letzten Turnier. Ungarn fährt trotz starker Leistung mit leeren Händen nach Hause. So muss Fußball sein. Dafür nehmen wir die ganzen Schwedenspiele auch in Kauf. Schöne Geste bevor es in die KO-Spiele geht: Torschütze Goretzka schickte dem grässlichen Ungarnfanblock im Münchner Stadion ein Herz mit auf den Heimweg.
Dringend zu überdenken ist der Turniermodus für künftige Endrunden. Sieht man sich die Achtelfinalpaarungen an, kann man nur den Kopf schütteln. Dass der beste Gruppenzweite Österreich mit sechs Punkten gegen den besten Gruppenersten Italien spielen muss, während die Drittplatzierte Ukraine mit nur einem Sieg gegen Nordmazedonien gegen Schweden spielen darf, ist schon ein wenig mühsam. Oder Dänemark, Gruppenzweiter mit nur einem Sieg, bekommt es mit dem anderen Gruppenzweiten Wales zu tun. Würde die UEFA den Sport und nicht die Moneten in den Vordergrund stellen, beendete man beim nächsten Mal sowohl den Quatsch mit einem Turnier über den ganzen Kontinent verteilt und würde außerdem das Teilnehmerfeld wieder so reduzieren, dass in jeder Gruppe die beiden besten weiterkommen und man setzt mit Viertel- statt Achtelfinale fort.
Am Samstag geht es mit den ersten Achtelfinalspielen weiter. Österreich gegen Italien im Wembley Stadion ist eines davon. Mehr oder weniger ohne österreichische oder italienische Fans, außer solchen, die schon London sind. Großbritannien hat strikte Einreisebestimmungen verordnet, aus Angst vor der weiteren Verbreitung der Delta-Variante. Einer Verlegung des Spiels nach Rom wurde nicht zugestimmt. Der ÖFB lässt wissen, dass man alles versuche, um Einreiseausnahmen für die Fußballfans zu erwirken. Die Chancen dürften aber gering sein. Ein KO-Spiel gegen den vierfachen Weltmeister wird es wohl nicht so bald wieder geben. Ewig schade, dass es mehr oder weniger ein „TV only“-Event werden wird. Jetzt kommen aber erst einmal zwei spielfreie Tage. Erholen Sie sich gut. Das Tagebuch hier geht ohnehin weiter, man soll den Rhythmus nicht verlieren und immer am Ball bleiben.