Sturm baut um – Gedankenspiele
Aus einer eigentlich als „ruhige Transferzeit“ angelegten Winterpause für den SK Sturm, wird plötzlich eine brodelnde Gerüchteküche. Kommt ein neues Stadion? Geht Günter Kreissl? Ein Leak im Vorstand und ein Interview des Sportchefs beenden die Ruhe und heizen die Spekulationen an.
Es wäre also durchaus möglich, dass der SK Sturm Messendorf an einen solchen Bewerber abtritt, vielleicht sogar zu Konditionen, die auch die dort bereits getätigten Investitionen abdecken. Der Weg wäre frei für die neue Anlage in Puntigam. Ein Schelm, wer vermutet, dass es dazu bereits mehr zu sagen gäbe, als bislang an die Öffentlichkeit gelangt ist.
Die Mutmaßung, Kreissl könnte sich operativ zurückziehen und im Hintergrund als Berater weitermachen, wurde ebenfalls lanciert. Das wäre wohl nicht mehr und nicht weniger als ein aufgesetzter Unsinn.
Ein 12 Meter von Jürgen Pucher
Während die Mannschaft zum Trainingslager nach Belek abhebt, rumort es daheim in Graz ganz gehörig in der Gerüchteküche des SK Sturm. Diese Gerüchte betreffen sowohl die sportliche Führung des Klubs als auch das ewige Thema Stadion und Infrastruktur. Seit einigen Tagen heißt es, die Grazer Schwarz-Weißen hätten sich die Rechte zur Nutzung eines 100.000m² großen Areals in Graz-Puntigam gesichert, um dort ein Stadion zu bauen. Was hat es damit auf sich? Will sich der Klub aus den „Fängen“ der regionalen Politik befreien, mit der es seit Jahren ein Ringen um das Stadion Liebenau und alle dazugehörigen Begleitgeräusche gibt? Oder ist es bloß ein Druckmittel-Luftschloss, um der angestrebten Zwei-Stadien-Lösung mit dem ungeliebten Stadtrivalen näher zu kommen?
Wohl kein Bundesligastadion in Puntigam
Schaut man das avisierte Gelände in unmittelbarer Nähe des Bier-herstellenden Hauptsponsors des SK Sturm etwas genauer an, dann ist zwar festzustellen, dass es die notwendigen Widmungen und die Größe für einen Stadionbau aufweist, allerdings ist die Verkehrsanbindung denkbar ungünstig, was einen Neubau für – sagen wir 20.000 Plätzen – sehr unwahrscheinlich werden lässt. Was will Sturm aber dann mit dem Gelände? Präsident Christian Jauk erklärt gegenüber 90Minuten.at, dass er ja nicht blöd sei und sich die Rechte an einem Grundstück nicht ohne Grund sichern würde. Der Sturmboss ist eher schlechter Laune dieser Tage, weil die Puntigam-Geschichte wieder einmal durch ein Leak im Führungsgremium des Vereins nach außen gelangt ist. Ein Langzeitproblem in Graz, das offenbar nicht zu lösen ist.
Über die Details zum bekannt gewordenen Deal lässt sich Jauk aber nichts entlocken. Er werde das eine oder andere dann bei der Generalversammlung erklären, davor will er sich aber nicht in die Karten schauen lassen. Wir müssen also einstweilen spekulieren. Ein Gedankenspiel zur Causa könnte so aussehen:
Der SK Sturm könnte zum Beispiel ein pipifeines neues Trainingszentrum samt Büroräumlichkeiten auf besagtem Areal bauen. Der aktuelle Standort Messendorf ist ausgereizt, wenn man sich hinsichtlich Infrastruktur weiterentwickeln will, muss man dort weg. Zugleich könnten die Blackys in Puntigam eine Spielstätte für die Amateure hinstellen, die auch die Bedingungen für die Teilnahme an der zweiten Liga erfüllen würde. Dieser Aufstieg der zweiten Mannschaft der Grazer wurde in letzter Zeit ja immer wieder als ein mögliches neues Ziel definiert, um die Nachwuchsleute besser zu fördern und zu fordern. Klingt soweit, so schön. Was passiert aber dann mit dem aktuellen Trainingszentrum nur ein paar Kilometer entfernt? Vor allem: wie ginge man damit um, dass man erst unlängst viele 100.000 Euro in Infrastrukturmaßnahmen dort investiert hat?
Dazu muss man wissen, dass der Standort Messendorf, wo sich die derzeitige Trainingsanlage und das Büro des Klubs befinden, ein äußerst begehrtes Stadtentwicklungsgebiet ist. Potente Bauträger würden nicht lange zögern, gäbe es dort die Möglichkeit ein weiteres sehr großes Gelände mit Bausatz-Wohnanlagen vollzustellen. Es wäre also durchaus möglich, dass der SK Sturm Messendorf an einen solchen Bewerber abtritt, vielleicht sogar zu Konditionen, die auch die dort bereits getätigten Investitionen abdecken. Der Weg wäre frei für die neue Anlage in Puntigam. Ein Schelm, wer vermutet, dass es dazu bereits mehr zu sagen gäbe, als bislang an die Öffentlichkeit gelangt ist. Das Gedankenspiel endet hier, die anstehende Generalversammlung wird zeigen, wie sehr sich die Realität mit diesen Überlegungen deckt.
Günter Kreissl amtsmüde?
Als wäre das allein nicht schon genug Diskussionsstoff, befeuert Sportchef Günter Kreissl auch noch das Gerede an anderer Stelle. Nestor El Maestro wäre der letzte Trainer, den er bestellt hätte. Müsste dieser gehen, ginge er mit, sagt er der Kleinen Zeitung diese Woche im Interview. Außerdem wäre es durchaus denkbar, dass er nach dieser Saison auch einfach aufhöre. Alles sei sehr anstrengend, da gäbe es außerdem noch die Familie und so weiter. Alles in allem klang die Sache ein wenig amtsmüde und prompt legte die Kronen Zeitung nach und brachte Scout Andreas Schicker schon als potenziellen Nachfolger ins Spiel.
Nun hat Kreissl im Laufe der Jahre immer wieder einmal solche Ballons steigen lassen und über den anstrengenden Job gejammert, um dann entweder mit besseren Konditionen oder mehr Urlaub weiterzumachen. Andererseits hat der persönliche Aufwand, den der sportliche Leiter von Sturm in den letzten Jahren betrieben hat, sicher seine Spuren hinterlassen. Auszuschließen ist es also nicht, dass es auch an dieser Stelle in naher Zukunft Neuerungen gibt. Stellt man dazu ein weiteres Gedankenspiel an, dann gilt es wohl zuallererst zu sagen, dass Andreas Schicker wohl nicht der eins-zu-eins Nachfolger von Günter Kreissl werden würde. Er ist erst sehr kurz beim Klub, wurde eigentlich als Scout geholt und ist nicht unbedingt der Typ, der sich in der Alpha-Männchen-Erste-Reihe besonders gut macht. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass sich Christian Jauk und Co im Falle der Nachbesetzungsnotwendigkeit darauf einlassen.
Die Mutmaßung, Kreissl könnte sich operativ zurückziehen und im Hintergrund als Berater weitermachen, wurde ebenfalls lanciert. Das wäre wohl nicht mehr und nicht weniger als ein aufgesetzter Unsinn. Wozu soll man sich einen Berater leisten, anstatt einen neuen Mann für alle Aufgaben zu bestellen? Wenn Günter Kreissl wirklich das Handtuch wirft, wird aus meiner Sicht das übliche Procedere einsetzen, und man wird sich auf die Suche nach einem neuen Mann am Ruder machen. Wenn ich mir nun kurz vorstelle, wer da auf die Suche ginge und mit welchem Parametern an die Sache herangegangen werden würde, dann bin ich versucht, Günter Kreissl, bei aller Kritik, die an der Arbeit der letzten Jahre auch zu formulieren ist, inständigst um einen Verbleib zu bitten.