Gibt Franco Foda seinen 'Happy Place' auf?

Franco Foda ist einer der Kandidaten für den Posten des Nationaltrainers in Österreich. Das ist nicht unbedingt komplett abwegig, aber es stellen sich dazu zwei Fragen: Kann er Teamchef? Und: Will er überhaupt Teamchef?

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

Franco Foda hat Verantwortliche des österreichischen Fußballbundes getroffen, um ein Gespräch über den vakanten Teamchefposten zu führen. Sondierungsgespräch heißt so etwas in der Politik. Ob man in konkrete Verhandlungen eintritt, die solchen Sondierungsgesprächen nach positivem Verlauf folgen, wird sich zeigen. Es verdichten sich jedenfalls die Anzeichen, dass der Sturmtrainer alles andere als chancenlos sein dürfte. Der Ball liegt beim ÖFB, aber es wäre auch für den Mainzer in keinster Weise eine einfache Entscheidung, ob er ein etwaiges Angebot überhaupt annehmen sollte. In Graz läuft es derzeit wie am Schnürchen, sogar mit seinem Chef, dem Geschäftsführer Sport Günter Kreissl, scheint die Chemie im Moment einigermaßen zu stimmen. Wer hätte das am Beginn der Zusammenarbeit gedacht? Will Franco Foda diesen derzeitigen ‚Happy Place‘ riskieren? Für den Job beim Verband, der derzeit zurück in einen ausgewachsenen Dilettantismus stolpert? Er würde dort wahrscheinlich außerdem an der nächsten Qualifikation gemessen werden, die alles andere als sicher ist.

 

Kann Foda Teamchef?

Und es stellt sich die Frage: Könnte Franco Foda Teamchef? Die Art und Weise der Arbeit unterscheidet sich doch wesentlich von der eines Klubtrainers. Und speziell das, was der Person Foda so zugeschrieben werden kann, ist nicht die wärmste Empfehlung für die Arbeit als Österreichs erstem Fußballlehrer. Der Deutsche erarbeitet das Spiel seiner Mannschaft akribisch in der täglichen Trainingsarbeit. Automatismen und Verinnerlichung gewisser Abläufe stehen bei ihm ganz oben auf der Liste. Marcel Koller hat vorgezeigt, dass auch bei nur wenigen Lehrgängen im Jahr ein Stil entwickelt werden kann, nichtsdestotrotz ist ein gewisses Maß an Improvisation notwendig. Das ist nicht unbedingt eine Eigenschaft, die in den Top Fünf der Foda-Zuschreibungen vorkommt.

‚So ist er eben‘, heißt es dann im Sturm-Umfeld. Das würde aber noch viel mehr als Teamchef gelten, wo er das Trainergesicht eines ganzen Fußballlandes wäre. ‚So ist er eben‘, wird es da nicht spielen.

Jürgen Pucher

Ein weiterer Punkt ist eher im Bereich der Zwischenmenschlichkeit angesiedelt. Der aktuelle Blackies-Coach ist kein Spezialist im Umgang mit schwierigen Charakteren. Die Vorstellung, wie Foda mit Leuten wie Marko Arnautovic oder David Alaba so umgehen würde, lässt gewisse Zweifel wachsen. Vor allem in der aktuellen Situation, wo es unter anderen die elende ‚Linksverteidiger-Debatte‘ gibt und der Bayern-Star sich offenbar weigert im Team dort zu spielen. Da wäre Fingerspitzengefühl gefragt, nach innen und nach außen. Und Foda ist keiner, der die Medienarbeit liebt und besonders gut beherrscht.

Gerade als Teamchef ist bei solch heiklen Fragen die Kommunikation des Sachverhalts in jede Richtung das Um und Auf. Der 51-jährige spricht aber entweder in nichtssagenden Floskeln oder eher direkt und macht dabei keine Gefangenen. Er betont auch gern, dass er das so will und das eben seine Art sei. Diese eben seine Art funktioniert vielleicht in Graz, wo ihn die wesentlichen Protagonisten bereits lange kennen und die eine oder andere Eigenheit schlicht lächelnd zur Kenntnis nehmen. Und selbst dort führt das immer noch ab und an zu atmosphärischen Problemen.

 

Foda kann besser Sturm

Und es führt außerdem zu dem Faktum, dass Foda es in Graz trotz großer Erfolge nie geschafft hat in den Herzen der Fans anzukommen. Insbesondere auch wegen seines Auftretens und der gewöhnungsbedürftigen Art, die er nun einmal hat. Der Trainer sagt, ihn würde das nicht kümmern, solange die Mannschaft Erfolg hätte und die Fans seine Spieler unterstützen. Dazu nur so viel: Erstens kann er das seiner Großmutter erzählen und ich würde hier behaupten, Fodas Verbissenheit fußt auch auf der ihm verwehrten Wertschätzung für seine Erfolge, die er unbestritten vorzuweisen hat. Zweitens hätte es ihn zu kümmern, weil er als öffentliche Person und Repräsentant seines Arbeitgebers auch diese Aufgabe genauso akribisch wie die Arbeit am Trainingsplatz wahrzunehmen hätte. Das gilt jetzt, wo es aber mittlerweile über die Jahre bei Sturm eben so geduldet wird. ‚So ist er eben‘, heißt es dann im Sturm-Umfeld. Das würde aber noch viel mehr als Teamchef gelten, wo er das Trainergesicht eines ganzen Fußballlandes wäre. ‚So ist er eben‘, wird es da nicht spielen.

Franco Fodas Berater und Vertraute sollten ihm, all das zusammen betrachtet, wohl eher einen Verbleib an der Liebenauer Linie nahelegen. Zu viele Facetten sprechen gegen eine Erfolgsgeschichte mit ihm als Österreichs Nationaltrainer. Ich vermute, Foda weiß das auch selbst und ich glaube, er wird sich unabhängig von einem ÖFB-Angebot für einen Verbleib in Graz entscheiden. Ja, er hat sicher den Ehrgeiz sich als Trainer noch einmal woanders als in der Steiermark zu profilieren und die fehlende Liebe der Fans wäre eventuell eine zusätzliche Triebfeder. Aber das Risiko wäre groß und die Chance mit Sturm heuer und vielleicht auch die Saisonen danach ganz oben mitzuspielen zumindest ebenso groß.

Und fehlende Liebe der Sturmfans hin oder her. Foda hat es sich ganz gut eingerichtet bei den Grazer Schwarz-Weißen. Er könne sich vorstellen, auch noch zehn Jahre zu bleiben, ließ er unlängst wissen. In letzter Zeit ist er außerdem durchaus auch durch Innovationen hinsichtlich Spielweise aufgefallen, was ihm zwar weiterhin keine Liebe, aber eine gewisse Anerkennung auch bei seinen Kritikern eingebracht hat. Die Vermutung liegt nahe: Der Sturmtrainer wird auch nach der Präsidiumssitzung des ÖFB am 30. Oktober noch derselbe sein.

 

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