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Sturm: Positive Energie ist gefragt
Sturm startet holprig in das Jahr 2025. Der eine oder andere Abgang wiegt schwer und die Ergebnisse blieben großteils aus. Die Probleme sind aber keineswegs unlösbar. Die mangelhafte positive Ausstrahlung der sportlichen Leitung wiegt schwerer.
Der Auftakt ins Jahr 2025 für den SK Sturm in allen drei Bewerben ist geschlagen und er war durchwachsen. Debakel und Heimsieg hieß es in der Champions League, ein ernüchterndes Aus setzte es im Cup gegen die Austria und der Liga-Auftakt, ebenfalls gegen Wien-Favoriten, endete mit einem am Ende auch enttäuschenden Unentschieden.
Vorneweg ist es offensichtlich, dass Mika Biereth und Jusuf Gazibegovic sowohl spielerisch als auch hinsichtlich ihrer Mentalität dieser Mannschaft zu Beginn genau so sehr fehlen, wie es zu befürchten war. Arjan Malic ist als Gazi-Ersatz vielversprechend, wird aber noch ein wenig Zeit brauchen. Und vorne fehlt nicht nur Biereths Scorerqualität, Neuzugang Fally Mayulu ist zudem ein komplett anderer Typ als der Däne.
Überraschende Abwehrprobleme
Er kann Bälle behaupten, wie vor der Führung gegen die Austria, die Präsenz im Strafraum und die Wege von Mika Biereth hat er nicht im Repertoire. Seedy Jatta spielt, was er auch schon vorher gespielt hat, nur ist jetzt niemand mehr da, der die Löcher so nützt, die er aufmacht. Ganz generell wird ihm in der Bewertung unrecht getan, auch wenn er manchmal ein wenig slapstickartig daherkommt. Beim 2:2 am Freitag erzielte er ein Tor, war am zweiten im Aufbau beteiligt und hat Böving einen perfekten Assist geliefert, der das 3:1 sein hätte müssen.
Überraschend sind die großen Probleme in der Defensive, die sich durch alle bisherigen 25er-Spiele ziehen. Bei langen Bällen und solchen steil in die Tiefe schwimmt Sturm hinten gewaltig. Die Zuordnung bei den Flanken stimmt auch nicht, da ist – trotz gleichem Personal in der Innenverteidigung – ein sehr großer Unterschied zum Herbst auszumachen.
Der Trainer und der Sportchef des Doublesiegers und immer noch Tabellenführers in der Liga können nicht öffentlich auftreten wie die von einem Team, das das Ziel hat, in die Meistergruppe zu kommen.
Freilich war das Eingreifen des VAR, das zum Elfmeter für die Austria geführt hat, nicht nachvollziehbar. Aber wäre das Stellungsspiel von Niklas Geyrhofer in der Situation besser gewesen, wäre es gleich gar nicht zu diesem Zweikampf im Strafraum gekommen. Auch Gregory Wüthrich agiert aktuell weit unter seinen Möglichkeiten und zeichnet sich mehr durch Handzeichen und Kommandos aus als durch konsequentes Abwehrverhalten.
Probleme sind lösbar, Qualität ist da
Jürgen Säumel greift konsequent auf die Doppelsechs in der Mittelfeldzentrale zurück, was wohl defensive Stabilität bringen soll. Bislang ohne Erfolg. Dazu kommt, dass dadurch das druckvolle Anlaufen auf die gegnerische Verteidigung leidet und die Schwoazn als Folge ein ganzes Stück weit zahmer und mit weniger Dynamik in der gegnerischen Hälfte auftreten.
Soweit ein Aufriss der Probleme am Feld. Da ist im Grunde nichts dabei, was sich nicht beheben ließe und durch das Drehen an ein paar Schrauben angegangen werden könnte. Der Kader hat in der Liga noch immer ausreichend Qualität, um die Titelverteidigung anzustreben.
Die sportliche Leitung sieht das, wenn sie überhaupt etwas von sich gibt, aber offenbar nicht so. Erwartungshaltung herunterschrauben, sagt der Trainer. "Nein", sagt der Sportchef auf die Frage, ob die Titelverteidigung ein Ziel für das Frühjahr sei. "Entwicklung" sei wichtig, wird verlautbart. Und anderes Ausweich- und Phrasenblabla. Das halte ich für einen groben Kommunikationsfehler und das macht natürlich auch etwas mit der Mannschaft.
Kommunikation zu defensiv
Der Trainer und der Sportchef des Doublesiegers und immer noch Tabellenführers in der Liga können nicht öffentlich auftreten wie die von einem Team, das das Ziel hat, in die Meistergruppe zu kommen. Das ist zu defensiv, das ist unverständlich für die Fans und es ist ein hinunternivellieren von höchster Stelle. Der erste Verfolger Austria zeigt vor der Frühjahrsmeisterschaft, wie man sich positioniert. Alles sei möglich, man strahlt Selbstbewusstsein aus und besetzt in Interviews alle Themen positiv.
Wie kann die sportliche Leitung in so einem widersprüchlichen Schnarchnasenmodus auftreten? Die Mannschaft ist sicher gut genug, um im Mai wieder ganz oben zu stehen.
Das hat nichts mit überzogener Erwartungshaltung zu tun, es ist schlichtweg eine motivierende Kommunikation gepaart mit einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten. Was die Verantwortlichen von Sturm dazu bewegt, entweder gar nicht oder derart zurückhaltend zu sprechen, ist nicht nachvollziehbar.
Und dann kommt wieder einmal der Auftritt Christian Jauk. Wer ihm bei Sky am Freitag zum Transfer von Fally Mayulu zugehört hat, der muss zu dem Schluss kommen: erste Wahl im Sturm war dieser Man nicht. Da fragt man sich schon: Wo bleibt ein akkordierter Sprech, warum genau dieser Stürmer jetzt der richtige ist und warum? Ganz egal, ob es der Wunschkandidat Nummer eins war oder nicht.
Sportliche Leitung muss aufwachen
Der Sportdirektor sagt, er wird nicht viel Zeit brauchen, der Trainer hält fest, es wird dauern, bis er integriert ist und der Präsident lässt erkennen, er hätte vielleicht lieber einen anderen gehabt. So kann man mit so einem wichtigen Neuzugang nicht nach außen auftreten.
Und so gerät das Wesentliche aus dem Fokus. Sturm ist Titelverteidiger und Tabellenführer. Die Grazer haben alles in eigener Hand und können den Titel verteidigen. Die sportlichen Verluste und Probleme, die der Auftakt zeigt, sind relevant und müssen angegangen werden. Aber sie sind weit weg von unlösbar.
Und die Schwoazn haben eine Wand voller Energie bei Heimspielen und in den Auswärtssektoren dieses Landes hinter sich. Wie kann die sportliche Leitung in so einem widersprüchlichen Schnarchnasenmodus auftreten? Die Mannschaft ist sicher gut genug, um im Mai wieder ganz oben zu stehen. Der Spin, der gerade kommunikativ erzeugt wird, könnte ein größeres Problem werden als der aktuelle Sand im Mannschaftsgetriebe. Es gilt schnell aufzuwachen und Zuversicht auszustrahlen.