Sturm: Jauks Schweigen wäre Gold
Foto © GEPA

Sturm: Jauks Schweigen wäre Gold

Der regierende Meister steht weiter an der Spitze, hat den ersten Sieg in der Champions League geholt und einen neuen Sportchef gefunden. Alles paletti eigentlich, wäre da nicht der Präsident in populistischer Mission unterwegs.

Sturm wird als Winterkönig in die Pause gehen und die Tabellensituation ist sogar noch weitaus besser, als sie es in der Double-Saison 2023/24 zu diesem Zeitpunkt gewesen ist. Dazu schwächelt mit Red Bull der Ligakrösus und die Konkurrenz um die Spitze kommt derzeit aus Wien-Favoriten und nicht aus Wals-Siezenheim. Stephan Helm stellt seit Wochen eine Austria auf den Platz, die zwar wahrlich nicht schön anzusehen, aber immens effizient ist.

In Graz sitzt nunmehr seit drei Spielen Interimstrainer Jürgen Säumel auf der Bank, der von Christian Ilzer ein funktionierendes Werkl übernommen hat. Zwei Siege, darunter den ersten Dreier in der Champions League, und ein Unentschieden in Altach kann die Spielerlegende der Schwoazn vorweisen. Die Tabellenführung ist stabil, was auf dem Platz zu sehen ist, schaut gut aus.

Fans wollen Säumel

Der Einstand und die ersten Wochen waren für Säumel also alles andere als ungünstig. Bis zum 11. Dezember, an dem die letzte Partie des Jahres in Lille stattfindet, wird der "Vecchio Capitano" in jedem Fall mit seinem Team im Amt sein. Danach will der neue Sportchef Michael Parensen relativ rasch eine Entscheidung treffen, wie es mit dem Mann an der Grazer Linie weitergeht.

Christian Jauk wird seit dem Abgang von Christian Ilzer nicht müde, überall, wo er ein Mikrofon vorgesetzt bekommt, zu betonen, wie sehr es ihn freute, würde das mit Jürgen Säumel als neuem Trainer klappen.

Jürgen Pucher über einen redseligen Sturm-Präsidenten

Parensen erklärte im Interview mit 90minuten, dass Ergebnisse im Fußball wichtig seien, das andere sei aber die Art zu arbeiten, die Art des Miteinanders. "Das ist entscheidend und das muss man trennen", lässt der Geschäftsführer Sport von Sturm ausrichten. Es müsse zusammenpassen, persönlich und professionell. "Das sind die Dinge, die ich bewerten muss und die nur ich bewerten kann. Das können die Leute von außen nicht einschätzen, die sehen nur die Ergebnisse", so Parensen.

So weit, so gut. Der neue Chef macht sich ein Bild und entscheidet danach über die wichtigste Personalie im Klub. Als wäre das nicht schwer genug, ist es im aktuellen Fall für Michael Parensen durch die Umstände noch einmal verschärft. Da sind zum einen die Fans, die durch die Foren und Kommentarleisten posaunen, was man denn da noch nachzudenken brauche. Der Säumel mache das super, wozu einen neuen Trainer holen?

Präsident übt sich in Populismus

Das wäre noch eine normale und nachvollziehbare Gemütslage, Parensen muss sich zusätzlich aber noch mit der Tatsache herumschlagen, dass er einen Präsidenten im Klub hat, der sich diesen Fanreflexen auch nicht entziehen kann und dazu noch zu einem gewissen Sendungsbewusstsein neigt. Christian Jauk wird seit dem Abgang von Christian Ilzer nicht müde, überall, wo er ein Mikrofon vorgesetzt bekommt, zu betonen, wie sehr es ihn freute, würde das mit Jürgen Säumel als neuem Trainer klappen.

Das ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Erstens verlässt Jauk damit den in den letzten Jahren gut funktionierenden Pfad der Nichteinmischung in sportliche Belange, für die er nicht die nötige Expertise aufweist. Es ist schlichtweg Populismus, sein Segel in den wehenden Fanwind zu halten, und sich so in den Vordergrund zu drängen. Es bleibt noch der wichtigste Punkt: Jauk nimmt seinem neuen Sportchef damit die Freiheit, unvoreingenommen an diese Entscheidung zu gehen. Zuletzt merkte er in einem TV-Interview sogar süffisant an, das Präsidium hätte zum Trainervorschlag des Sportdirektors ein Vetorecht.

In jedem Fall wäre Christian Jauk gut beraten, würde er sich in der Trainerfrage zurücknehmen, um die Abläufe in den operativen Strukturen nicht unnötig zu beeinflussen.

Jürgen Pucher rät zur Zurückhaltung

Wie soll Michael Parensen eine sachliche Entscheidung argumentieren, die eventuell nicht für Säumel ausgeht, wenn der Präsident davor schon wochenlang für den Interimstrainer als Dauerlösung getrommelt hat und dazu noch die subtile Drohung in den Raum stellt, er könne eine Entscheidung für wen anderen blockieren?

Jauk fällt mit diesem Verhalten wieder in ein Muster zurück, das Vergessen geglaubt schien. Sich ungelenk und eitel in den Vordergrund zu spielen und dabei recht viel Unruhe zu stiften, gehörte in der Zeit von Andreas Schicker eigentlich nicht mehr zum Sturm-Präsidenten-Repertoire. Jauk vergisst auch nicht, regelmäßig anzudeuten, er hätte ja damals mit Schicker auch schon ganz allein einen Goldgriff getätigt.

Christian Jauk tut so keinem einen Gefallen

Dieser damalige Goldgriff, der aufgrund fehlender Optionen natürlich auch ein bisschen ein Glücksgriff war, hat Jauk übrigens selbst im Zuge seines Abgangs die Rutsche zu Michael Parensen gelegt. Der Deutsche war ganz oben auf der Liste von Schicker-Empfehlungen für seine eigene Nachfolge. Das sei nur am Rande erwähnt, damit hier nicht die nächste Legende von präsidialen Goldgriffen gestrickt wird.

In jedem Fall wäre Christian Jauk gut beraten, würde er sich in der Trainerfrage zurücknehmen, um die Abläufe in den operativen Strukturen nicht unnötig zu beeinflussen. Er sei daran erinnert, wie sehr es ihm seinerzeit am Herzen lag, eben diese Strukturen zu schaffen, um den Klub zu professionalisieren. Er sollte sie nicht aus einer Laune heraus jetzt selbst konterkarieren.

Nicht zuletzt deshalb, weil dieser Umstand auch für Jürgen Säumel selbst nicht optimal ist. Seine Arbeit spricht für sich und sie verschlechtert bestimmt nicht seine Möglichkeiten in einer objektiven Bewertung des Sportchefs. Dass er jetzt als der Wunschtrainer vom Präsidenten dasteht, sollte ihm weder recht sein, noch ist es mittelfristig für ihn hilfreich.

Kommentare